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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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und andere Gebäude dem Erdboden gleichzumachen. Dumpfer Donner hallte durch die von Rauchschwaden durchsetzte Luft; rote und gelbe Flammen loderten zum Himmel auf.
    Einen Monat zuvor war in Darwin das neueste und mit Abstand am besten ausgestattete Krankenhaus der Nation eröffnet worden. Innerhalb eines Zeitraums von zwölf Minuten fielen sechs Bomben, die das Krankenhaus zwar nicht direkt trafen, aber doch beträchtlichen Schaden anrichteten. Mauerwerk zerschmetterte das Dach, Glasscherben verteilten sich über Betten und in Operationssälen, ganze Stationen wurden verwüstet. Alle Patienten bis auf einen, der sich nicht rühren konnte, rannten aus der Isolierstation für Aborigines fort.
    Fernmeldesysteme wurden zerstört, und der Rest von Australien erfuhr erst Stunden später von den Verheerungen. In den nächsten dreieinhalb Jahren rechnete man auf dem Kontinent damit, wieder von den Japanern angegriffen zu werden, und die Nordküste wurde auch tatsächlich im Lauf der Jahre 1942 und 1943 noch weitere dreiundsechzig Male bombardiert. Diese Bombardierungen beschränkten sich jedoch auf den tropischen Zipfel Australiens. Nie wieder wurde ein so großer Schaden angerichtet wie bei diesem ersten Angriff, und kein weiterer kostete so viele Menschenleben.
    Nahezu alle jungen Männer Australiens waren in Europa und Nordafrika, und dort blieben sie Jahr um Jahr.
    Drei Tage nach der Bombardierung von Darwin erhielt der Bereitschaftsdienst der Fliegenden Ärzte in Augusta Springs während der morgendlichen Funksprechstunde einen Notruf von Heather Martin.
    »Auf Cully ist geschossen worden«, sagte sie.
    »Ist er tot?«
    »Nein. Es hat sein Bein erwischt. Es blutet stark. Die Blutung scheint sich einfach nicht stillen zu lassen.«
    »Was ist passiert?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Cassie wartete, und als keine Antwort kam, erklärte sie, er müsse flach liegen und sein Bein müsse hochgelegt werden, um den Blutverlust zu verringern. »Drück auf die Oberschenkelarterie, um die Blutung zu stoppen. Wie bitte? Ach so, ja. Also, du stellst dich vor den Patienten, und auf halber Strecke zwischen der Stelle, an der der Beckenknochen vorsteht, und dem Schambein – das ist der Schritt – also, auf einer Linie, die diese beiden Knochen miteinander verbindet, tastest du nach dieser Arterie, etwa in der Mitte zwischen den beiden Knochen, und drückst zu. Wir brechen sofort auf und kommen so schnell wie möglich raus.«
    »Was um alles in der Welt könnte dort passiert sein?« fragte Fiona, als sie auf das Flugzeug zuliefen.
    Cassie zuckte die Achseln. »Das weiß ich genausowenig wie du. Glaubst du, eines der Mädchen hat auf ihn geschossen?«
    Fiona zog die Bremsklötze vom Flugzeug fort. »Glaubst du, er hat eine von ihnen tätlich angegriffen?«
    »Cully? Wer weiß? Es scheint mir jedoch unwahrscheinlich, und man sollte meinen, jede dieser Martin-Töchter könnte auf sich aufpassen.«
    Sie stiegen ins Flugzeug, und Fiona brachte die Motoren auf Touren. »Ich glaube, wir haben sie das letzte Mal gesehen, als wir Cully zu ihnen rausgeflogen haben.«
    »Sie haben lange genug gebraucht, um ihn dazu zu überreden, daß er zu ihnen rauskam. Seitdem ist ›Addie’s‹ nicht mehr so gut wie früher. Cully sieht zwar vielleicht nicht gut aus, aber gut kochen konnte er wahrhaft.«
    »Bertie schien es schon immer auf ihn abgesehen zu haben, ob er nun kochen konnte oder nicht. Ich habe gehört, wie Estelle nach einer dieser Funksprechstunden, kurz nachdem wir ihn rausgeflogen haben, gesagt hat, wie begeistert sie alle wären und daß die Mädchen es tatsächlich schafften, bloß wegen des Essens zum Haus zurückzureiten, während sie Zäune ausbesserten oder Vieh zusammentrieben. Du weißt ja, wie wenig anziehend sein Äußeres war, dürr und noch nicht einmal so groß wie diese hochaufgeschossenen Mädchen.«
    »Mich hat gewundert, daß sie Don nicht haben kommen lassen, damit er eine von ihnen verheiratet. Ich war sicher, in den sechs Monaten, die er inzwischen draußen ist, würde eine von ihnen ihn für sich einnehmen.«
    Weniger als eine Stunde später kreiste Fiona über dem Gehöft der Martins und setzte zur Landung auf dem immer säuberlich geebneten und geräumten Lehmboden an. »Wenn doch nur alle Landebahnen in einem derart guten Zustand wären«, bemerkte sie.
    Niemand kam ihnen entgegen, um sie abzuholen. Cassie schnappte ihre Arzttasche und begann, am Lattenzaun entlang über die Steinfliesen zur

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