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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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über die Straße laufen. Er humpelte beim Gehen, und seine linke Schulter hing tiefer herunter als die rechte. Sie hatte ihn bisher noch nie in der Stadt gesehen.
    »Wer ist das? Weißt du es?« fragte sie Chris und wies mit einer Kopfbewegung auf den Mann, der langsam näher kam.
    Chris sah sich um, schaute hin und kniff die Augen gegen die Sonne zusammen. Er stand auf und beugte sich vor. »Allmächtiger Gott!«
    »Was ist?« Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, war aber sicher, nie jemanden gesehen zu haben, der die Haltung dieses Soldaten hatte.
    Chris drehte sich zu ihr um. »Es ist Blake Thompson«, sagte er, und seine Stimme überschlug sich.
    Cassie schaute noch einmal hin, als der Soldat auf dem Bürgersteig auf das Haus zukam. Es konnte nicht sein. Er war zu dünn. Zu asymmetrisch. Zu … o Gott. Sie erstarrte. Es
war
Blake.
    »Fiona?« rief Blake, der nicht durch das Fliegengitter sehen konnte.
    Cassie brachte kein Wort über die Lippen. Sie versuchte es, doch kein Laut kam heraus.
    Chris legte ihr eine Hand auf die Schulter und ging dann zur Tür und öffnete sie. »Sie ist nicht hier, aber trotzdem willkommen zu Hause.«
    Blake sah ihn an und erkannte ihn nicht gleich. »Dr. Adams, stimmt’s?« fragte er nach einer Minute und hielt ihm die Hand hin.
    »Ich bin mit Cassie hier«, sagte Chris und wies mit einer Kopfbewegung auf sie.
    Blake kam die Stufen herauf und blieb eingerahmt in der Tür stehen. Cassie erkannte ihn kaum wieder. Er grinste sie an, wenngleich seine Augen auch nicht lächelten, als er sagte: »Keine Umarmung für den heimkehrenden Helden?«
    Sie ging ihm entgegen, und er legte seinen rechten Arm um sie und zog sie an sich. Sie schlang die Arme um ihn und erkannte voller Entsetzen, daß sein linker Ärmel teilweise leer war. Sie wich zurück und starrte den Ärmel an.
    Blake nahm eine aufrechte Haltung ein und sagte: »Ich vermute, an diese Reaktion werde ich mich wohl gewöhnen müssen.«
    »Blake, dir fehlt …«
    »Vom Ellbogen abwärts, ja. Das läßt sich nicht beheben, aber mein Bein wird wieder heilen. Man hat mir gesagt, das Humpeln würde ich mit der Zeit ablegen.«
    Die Augen eines Fremden blickten sie an.
    »Kommen Sie rein, kommen Sie schon rein.« Chris zog Blake auf die vergitterte Veranda und deutete auf einen Stuhl. »Wir essen gerade zu Abend. Essen Sie etwas mit?«
    Blake sah sich um. »Fiona. Wo ist Fiona?«
    Cassie konnte kaum Worte finden. »Sie verbringt das Wochenende draußen auf Tookaringa.« Ihr Herz schlug so schnell, daß sie glaubte, sie könnte ohnmächtig werden.
    Blake setzte sich. »Wann kommt sie zurück?«
    Kein:
Hallo, Cassie. Schön, dich zu sehen.
Nichts außer:
Wo ist Fiona.
    »Vor Einbruch der Dunkelheit, da bin ich ganz sicher. Es sollte nicht viel länger als eine Stunde dauern.«
    »Wie wäre es mit einem Drink?« fragte Chris. Blake nickte. »Ja, gern, das klingt gut.«
    »Was hätten Sie gern?«
    Blakes Augen waren leer. »Das australische Bier hat mir gefehlt. Habt ihr welches?«
    »Klar«, sagte Cassie. »Und ein Sandwich?«
    Blake nickte. »Ja, gern.«
    Cassies Hände waren klamm. Das Schlucken fiel ihr schwer. Sie schaffte es nur in die Küche, indem sie unter größten Anstrengungen einen Fuß vor den anderen setzte.
    Wie in Trance schnitt sie das Huhn in Scheiben, klatschte Mayonnaise und Salat auf das Brot und fühlte dann Arme um sich und hörte, wie Chris ihr ins Ohr flüsterte: »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Nein, nichts war in Ordnung mit ihr. Sie war alles andere als in Ordnung. Aber statt sich gegen die Anrichte sinken zu lassen, drückte sie steif den Rücken durch, drehte sich zu Chris um, lächelte ihn an und küßte ihn auf die Wange.
    »Selbstverständlich. Alles, was zwischen uns gewesen ist, hat schon vor langer Zeit geendet.«
    »Ich wünschte, ich könnte es glauben«, flüsterte Chris, als spräche er mit sich selbst.
    »Hol ihm ein Bier. Du weißt ja, wo es ist.« Cassies Stimme klang unpersönlich und kühl, sogar für ihre eigenen Ohren. Oscars, dachte sie. Werden für schauspielerische Leistungen wie die, die ich gerade biete, Oscars verliehen? Und wie ich sie weiterhin bieten werde, wenn ich Fiona in seinen Armen sehe?
    Sie wartete, bis Chris die Bierflasche geöffnet hatte, da sie nicht mit Blake allein sein wollte. Ihre Knie wurden weich, und sie rang um Selbstbeherrschung. Sie flehte die unsichtbaren Götter an, sie nicht weinen zu lassen. Sie blinzelte heftig.
    Chris folgte ihr, als sie auf

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