Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
Dürre erlebt?«
    »Nein, das könnte ich nicht sagen«, sagte sie, und als sie aus dem Fenster schaute, nahm sie wahr, wie staubig das Land unter ihr wirkte. Aber andererseits war sie derart daran gewöhnt, an die großen Risse, die bis in die Eingeweide der Erde zu reichen schienen, daß ihr der Unterschied nicht allzu groß erschien.
    »Eine Dürre kann hier draußen alles zerstören, wofür man gearbeitet hat. Ich kann mich erinnern, wie vor etwa achtzehn Jahren die Fluten kamen und eine fünfjährige Trockenzeit beendet haben, die Familien ruiniert und sämtliche Tiere getötet hat. Menschen sind verhungert, haben Gehöfte verlassen, um in die Städte zu gehen, und haben ihre Träume aufgegeben.«
    Cassie warf einen Blick auf ihn. »Sam, es ist so schön, dich wieder hierzuhaben. Du hast ja keine Ahnung, welche Erleichterung es für mich bedeutet, nicht mehr zwei Jobs zugleich ausüben zu müssen.«
    »Ich hatte gefürchtet, du hättest vielleicht für das Fliegen den Arztberuf aufgegeben.«
    Cassie schüttelte den Kopf. »Das Fliegen selbst hat mir nie wirklich Spaß gemacht. Ich habe nicht wie du den sechsten Sinn dafür, was sich oben in der Luft machen läßt und was nicht.«
    Er erzählte ihr nie von seinen Heldentaten im Krieg, und sie hätte nie etwas davon erfahren – wahrscheinlich hätte auch sonst niemand in der ganzen Stadt davon erfahren –, wenn Olivia ihr nicht den Artikel gezeigt hätte, in dem er als »ein Spitzenflieger, eine Legende schon zu Lebzeiten, ein Mann, der mehr deutsche Flugzeuge abgeschossen hat als jeder andere australische Pilot« bezeichnet wurde. In dem Artikel stand, daß er tiefer und schneller als andere Piloten flog und anscheinend das Maschinengewehrfeuer der Bodentruppe herauszufordern schien.
    Eine Ruhelosigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, in Gesellschaft stillzusitzen, und Cassie fiel auf, daß seine Augen sich oft verschleierten und er ins Leere starrte, wenn Leute mit ihm sprachen. Er wollte keine Zeit ungenützt verstreichen lassen, sondern sich so schnell wie möglich wieder in sein Leben eingewöhnen, und er war versessen darauf, seine Arbeit wiederaufzunehmen.
    Sam drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Ich bin echt erstaunt darüber, daß du dich mit Chris zusammengetan hast. Ich dachte, du und Blake … na, jedenfalls, ich war einfach total platt.«
    Cassie schaute zum Fenster hinaus und sah auf das trockene, staubige Land hinunter, das mit Hunderten von Eukalyptussträuchern gesprenkelt war. Eine Herde Känguruhs sprang zwischen den Bäumen herum. »Das ist schon lange vorbei.«
    »Alles hier scheint schon lange vorbei zu sein. Ich frage mich, ob irgend etwas jemals wieder so werden wird wie früher. Ich habe oft davon geträumt, zu all dem zurückzukehren, was ich gekannt habe und was mir lieb war. Jetzt bin ich wieder da, und nichts scheint mehr dasselbe zu sein.«
    »Hat sich soviel verändert?«
    »Es hat sich alles verändert«, sagte Sam. »Die ganze Welt ist heute anders.«
    »Hat dich jemand vorgewarnt? Blake hat einen Arm verloren.«
    Sam nickte. »Ja, du hast es mir geschrieben.«
    »Er ist vor ein paar Wochen nach Melbourne runtergeflogen und ist jetzt wieder zurück. Er hat einen elektrischen Arm. Ich bin gespannt darauf, wie so etwas aussieht. Er hatte psychische Probleme. Aber angeblich kann er mit seinem neuen Arm alles tun, was er vorher tun konnte.«
    »Bis auf das fehlende Gefühl«, sagte Sam. Er deutete vor sich. »Schau, Tookaringa! Ich habe immer noch nichts Vergleichbares gesehen. Mir kommt die Vorstellung komisch vor, daß Fiona jetzt hier draußen ist. Mann, ich freue mich schon darauf, sie zu sehen.«
     
    Fiona und Sam umarmten einander, und Fionas Augen leuchteten. »Cassie, die ganze Welt hat sich verändert! Warte nur, bis du ihn siehst. Wie kann ich dir je danken?« Zu Sam sagte sie: »Es könnte gut sein, daß unsere gemeinsame gute Freundin mir im letzten Moment den Verstand gerettet hat. Und den meines Mannes. Die Sprechstunde fängt erst in einer Stunde an, und ich habe eine Kleinigkeit vorbereitet – Kaffee, Kuchen und feine Leckereien. Jetzt wird gefeiert. Blake lächelt sogar.«
    »Das ist wahr«, hörte sie ihn sagen. »Ich lächle tatsächlich. Sam, willkommen zu Hause. Schön, dich zu sehen. Es ist lange her.«
    Sam drückte ihm die Hand und schaute auf Blakes anderen Arm, als der ihn hochhob. »Ich bin immer noch reichlich unbeholfen«, sagte er, aber aus seiner Stimme war

Weitere Kostenlose Bücher