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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Vergiß es.«
    Er nahm ihre Hand und drückte zu. »Es ist schön, wieder mit dir zusammenzuarbeiten, Doc. Du hast mir wirklich gefehlt.« Es war ein wunderschönes Gefühl, von ihm die Hand gedrückt zu bekommen. Oh, wie schön, daß er wieder zurück war. Sie hatte das Gefühl, daß sie einander in der Zeit, in der er fort gewesen war, irgendwie nähergekommen waren. Vielleicht lag das an all den Briefen, die sie einander geschrieben hatten. Sie fand, es sei gut, daß Sam verheiratet war. Sie wünschte nur, sie hätte sich mit der Frau, die er liebte, besser verstehen können.
     
    Der erste Notruf nach Sams Rückkehr kam aus Mattaburra. Die gepeinigte Stimme eines Mannes übertönte das Funkrauschen. »Hier spricht Gregory Carlton …« Seine Stimme überschlug sich. »Auf meine Schwester ist geschossen worden!« Horrie erstarrte. »Geschossen?«
    »Ist sie tot?« fragte Cassie.
    »Beinah … kommen Sie her … o Gott!«
    Schweigen.
    Cassie sah Horrie an. »Ruf Sam an und bestell ihn hierher. Sag die Sprechstunde ab.«
    Sie holte die Sonnenbrille aus ihrer Tasche und putzte die Gläser, während Horrie die Vermittlung anrief.
    Fünf Minuten später kam Sam in die Funkstation geschlendert.
    »Auf Alison Carlton ist geschossen worden. Komm schnell«, sagte Cassie.
    Während sie zum Flugplatz rasten, berichtete sie Sam: »Die einzige Hilfe, die sie dort draußen gehabt hat, während Greg im Krieg war, waren ein alter Aborigine und seine Frau. Alison hat die Farm allein geleitet. Die wenigen Male, die sie in der Stadt gewesen ist, hat sie in meinem Gästezimmer übernachtet. Mein Gott, wie gräßlich.«
    War Greg schlichtweg aus Europa zurückgekehrt und hatte Alison verwundet vorgefunden? Wie lange hatte sie wohl dagelegen? Cassie konnte sich nicht ausmalen, was passiert sein konnte.
    Innerhalb von zehn Minuten waren sie in der Luft und nach eineinhalb Stunden in Mattaburra. Während sie über dem Gehöft kreisten, kam Greg aus dem Haus gerannt und fuchtelte mit den Armen durch die Luft. Sam setzte auf dem Feld auf, das immer bereitgehalten wurde. Als er den Motor ausschaltete und die Tür öffnete, ließ ein zerbeulter Kleinlaster Staubstrudel aufwirbeln, während er um die Hausecke bog. Cassie hätte Greg niemals wiedererkannt. Seine Augen waren blutunterlaufen und schauten ins Leere, sein Haar war wirr, und er wirkte – wie ein Irrer; eine andere Bezeichnung fiel ihr nicht dafür ein. Nach mehr als fünf Jahren begrüßte er sie und Sam noch nicht einmal. Wäre nicht der Umstand gewesen, daß er den Lastwagen fuhr, hätte Cassie geglaubt, er befände sich in einem komatösen Zustand. Er wendete den Laster, fuhr auf das Haus zu und murmelte dabei immer wieder vor sich hin: »Es ist alles meine Schuld. O Gott!«
    »Ist Alison noch am Leben?« fragte Cassie.
    Eine Minute lang glaubte sie, er hätte sie nicht gehört, doch schließlich nickte er. »Mit Mühe und Not.«
    Greg blieb selbst dann noch hinter dem Steuer sitzen, als er schon vor dem Haus angehalten hatte. Cassie griff nach ihrer Tasche und sprang aus dem Lastwagen. Er folgte ihr nicht, als sie die drei Stufen hochsprang, über die Veranda lief und das Fliegengitter aufstieß, das in die Küche führte.
    Auf den sonst so sauberen gelben Wänden war Blut verspritzt. In der klebrigen, leuchtendroten Flüssigkeit waren Fleischbröckchen zu sehen. Auf dem Boden lag in sich zusammengesackt ein Frauenkörper, der kleiner und zarter gebaut war als Alisons Körper, mit durchschossener Brust. Eine Blutlache verfärbte den Holzboden.
    Greg hatte gesagt, auf Alison sei geschossen worden. Er hatte keine weitere Frau erwähnt. Cassie lief auf Alisons Schlafzimmer zu, während Sam die Küche betrat! »Himmel!«
    Alison lag auf dem Bett. Dort, wo ihre linke Brust gewesen war, klaffte ein Loch, und auf ihrer Bluse waren Blutflecken zu sehen. An der Brust, die sich noch ein wenig hob und senkte, konnte Cassie erkennen, daß sie noch atmete. Ihre Hand hielt eine Pistole umklammert. Cassie hörte Schritte hinter sich, und ehe sie sich auch nur umdrehen konnte, stürzte Greg ins Zimmer und warf sich auf seine Schwester. Dann nahm er ihren Kopf in beide Hände und rief aus: »Ich hätte es besser wissen müssen. Ich dachte, damit ließe sich alles lösen. O Gott, was habe ich getan?«
    Cassie trat zu ihm und beugte sich herunter, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. »Sie haben es nicht getan.
Sie
hält die Waffe in der Hand.«
    Er blickte sie aus rotgeränderten

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