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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Trog fressen.
    »Erzählen Sie es mir nicht«, flüsterte sie.
    Er schien sie nicht zu hören. »Wir sind nach dem Tod unserer Eltern hierhergekommen, weil wir gehofft hatten, der scharfen Kritik und den Einengungen der Gesellschaft entgehen zu können, in der Hoffnung, wir könnten einen Ort finden, an dem die Menschen in ihren Vorstellungen davon, was Gut und Böse ist, nicht ganz so kompromißlos erstarrt wären.«
    Stille trat ein, und Cassie schaute aus dem Fenster, als sie Sam sagen hörte: »Aber Sie konnten nicht vor sich selbst davonlaufen?«
    Sie konnte Gregs Stimme kaum hören. »Wir haben versucht, einen Riegel vorzuschieben, schon vor Jahren. Alison ist fast ein Jahr lang durch Europa gereist, und wir hatten gehofft, jeder von uns würde jemand anderem begegnen. Aber die Trennung hat uns fast um den Verstand gebracht. Seit der Zeit, als wir dreizehn und vierzehn Jahre alt waren, haben wir Mittel und Wege gefunden, der Aufsicht unserer Eltern zu entkommen. Wir haben einen Raum auf dem Dachboden gefunden, den niemand außer uns betreten hat, noch nicht einmal das Personal, und dort oben haben wir Stunden verbracht, unter den Dachbalken, und Dinge getan, von denen wir wußten, daß sie falsch waren, daß sie böse waren, Dinge, die uns in die Hölle bringen würden, doch wir konnten es nicht lassen. Wir haben einander so sehr geliebt, daß nichts anderes gezählt hat.«
    Cassie fragte sich, ob sie sich möglicherweise würde übergeben müssen. Gleichzeitig empfand sie enormes Mitgefühl mit Greg.
    Er stand auf, stellte sich hinter sie und deutete auf einen Baum dicht am Zaun. »Unter diesem Baum haben wir unser Kind begraben«, sagte er. »Ich habe sie selbst von dem Baby entbunden, und wir haben es gemeinsam erstickt, um unsere Sünden nicht noch zu vermehren. Selbst danach konnten wir es nicht lassen. Ich dachte, wenn ich heirate und mit meiner Frau nach Hause zurückkomme, könnten Alison und ich diese Form von Leben nicht weiterführen. Ich wußte – Herr im Himmel, in meinem Herzen habe ich es gewußt –, daß diese Hoffnung vergeblich war. Ich wußte, daß es Susan gegenüber unfair war, daß ich sie dafür benutzt habe, die Dämonen aus meinem Innern und aus Alison auszutreiben. Ich wußte, daß ich nicht fair gehandelt habe, aber ich wollte niemals, daß sie stürbe.«
    Cassie war nicht in der Lage, sich umzudrehen und ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Ich habe sie ebenso direkt auf dem Gewissen, wie ich unseren Sohn getötet habe. Ich hätte Alison ebensogut selbst töten können. Ich habe sie alle drei ermordet«, sagte er. Dann fügte er mit einem bitteren Lachen hinzu: »Und mir hat es Schwierigkeiten bereitet, einen deutschen Soldaten zu töten, dem ich in Nordafrika begegnet bin!«
    Wenn wir von hier fortgehen, bringt er sich um, sagte sich Cassie, die wußte, daß sie der Polizei niemals berichten würde, was er ihr gerade erzählt hatte. Sie würde sagen, Alison hätte die Ehefrau aus Eifersucht getötet, und das war alles.
    Sie drehte sich um und schlang die Arme um ihn, ließ ihn sich an ihrer Schulter ausweinen, während sein Körper schluchzend bebte, als er dastand und sich an ihr festhielt. Sams Augen waren auf sie gerichtet, und er schüttelte langsam den Kopf.
    Er verschwand, und als er zurückkam, brachte er die beiden Leichensäcke mit.
    Zu Greg sagte sie: »Kommen Sie, fliegen Sie mit uns zurück. Sie werden mit der Polizei reden müssen. Es wird einfacher sein, wenn wir es jetzt tun.«
    »Nein.« Er schüttelte mit starrer Körperhaltung den Kopf.
    Sam legte eine Hand auf ihren Arm. »Tu das nicht«, sagte er. »Laß ihn in Frieden.«
    Sie sah ihn an und wußte, daß er wußte, was Greg tun würde. Er will mir damit sagen, ich soll Greg nicht davon zurückhalten. Wahrscheinlich ist es das beste so. Wieder glaubte sie, sich möglicherweise übergeben zu müssen.
    »Ich werde die Polizei morgen rausschicken.«
    Greg nickte. »Ja.«
    Im Flugzeug waren die einzigen Worte, die Cassie und Sam miteinander wechselten, als sie ihn fragte: »Du weißt, was er tun wird, stimmt’s?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Sam mit dumpfer Stimme.
    Und als die Polizei am späten Vormittag des nächsten Tages eintraf, fand sie genau das vor, was Cassie und Sam erwartet hatten.

43
    A lso, ich finde das wirklich schrecklich spannend«, sagte Romla, die gerade in den Spiegel schaute und einen ihrer Ohrringe zurechtrückte.
    »Es ist einfach gräßlich«, sagte Cassie und zog sich ihr Kleid über

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