Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
den Kopf. »Ich bin vorher nie auch nur in dem Hotel gewesen. Die Zustände sind haarsträubend. Die Tapeten blättern von den Wänden ab. Die Zimmer sind das reinste Schlachtfeld, die Matratzen sind durchgelegen. In der Bar stinkt es – es ist ja alles derart heruntergekommen.«
    »Ganz genau«, stimmte Romla ihr mit einem strahlenden Lächeln zu. »Stell dir diese Herausforderung vor. Augusta Springs wächst weiter, Cassie, und außer ›Addie’s‹, und das ist – seien wir doch ehrlich – furchtbar proletarisch, gibt es kein anständiges Hotel in der Stadt.«
    »Also, das ›Royal Palms‹ kann ›Addie’s‹ bestimmt keine Konkurrenz machen. Zieh mir mal den Reißverschluß zu, ja?«
    »Oh, doch, es ist genau richtig«, beharrte Romla, während sie den Reißverschluß von Cassies grünem Moirékleid hochzog. »Du siehst einfach toll aus. Ich kann regelrecht vor mir sehen, was sich aus diesem Hotel machen ließe.«
    »Romla, niemand in der ganzen Stadt wird auch nur einen Blick hineinwerfen, und so viele Durchreisende gibt es hier nicht.«
    »Nenne mir ein wirklich gutes Restaurant in dieser Stadt.«
    Cassie nickte und fuhr sich mit einem Kamm durchs Haar. »›Addie’s‹ ist das einzige Lokal, in dem man etwas Anständiges zu essen bekommt.«
    »Und es hat viel Atmosphäre, stimmt’s? Was ist mit Eleganz? Romantik? Und Cocktails? Ich meine Martini, Gin Fizz und Whisky sour? Hier weiß man noch nicht mal, wie man die mixt. Was ist mit Tanzmöglichkeiten?«
    »Meinst du Veranstaltungen wie heute abend, oder sprichst du von ›Addie’s‹?«
    »Denen geht doch jede Spur von Atmosphäre ab. Denk nur an heute abend. Eine Tanzveranstaltung in der Turnhalle! Sehnst du dich denn nicht nach etwas Stilvollerem?«
    »Ich habe vergessen, was Stil ist. Und was das Tanzen angeht, so ist das in all den Jahren, seit dein Bruder und ich zusammen sind, das erste Mal, daß er sich bereit erklärt, tanzen zu gehen. Und das liegt nur daran, daß du hier bist und er dir die Stadt zeigen will.«
    »O Cassie, ich könnte das gesellschaftliche Leben dieser Stadt verändern!«
    Cassie sah Romla an, ihr leuchtendrotes Kleid und ihre strahlenden grünen Augen. Man sah leicht darüber hinweg, daß Romla keine Schönheit war – ihre Begeisterungsfähigkeit sprang auf Cassie über. Dennoch wußte Cassie, daß kein Mensch auf Erden das gesellschaftliche Leben von Augusta Springs verändern konnte. Es war eine staubige Rancherstadt, ein Kopfbahnhof. Es stimmte schon, mehr Menschen waren hergezogen, und es herrschte Wohnungsnot, doch sie konnte sich nicht vorstellen, Augusta Springs könnte jemals zu einem Touristenzentrum oder zu einem Ort werden, an den die Leute in Scharen strömten, weil sie dort leben wollten. Es wuchs jedoch wirklich. Steven hatte gerade eine größere Summe für den Anbau eines neuen Flügels an das Krankenhaus gespendet, und Chris führte Einstellungsgespräche mit Ärzten, um den Mitarbeiterstab zu vergrößern. Vor dem Krieg hatte er es mehr oder weniger allein betrieben; jetzt war er ständig überarbeitet und müde und sah ein, daß er einen Partner brauchte. Er hatte gesagt, er würde es noch nicht einmal als Konkurrenz ansehen, wenn ein neuer Arzt in die Stadt käme. Er brauchte einen weiteren Chirurgen, und er konnte einen Kinderarzt gebrauchen.
    »Wie wäre es mit einem Psychiater?« fragte Cassie.
    »Dafür besteht hier draußen nicht genug Bedarf«, hatte er geantwortet.
    Aber würde das ›Royal Palms‹ Romla und ihre Familie ernähren können?
    »Roger könnte die Bar übernehmen, und ich würde das Restaurant führen und mich um die Zimmer kümmern. Die Leute, die es kaufen möchten, sind bereit, einen Haufen Geld reinzustecken, um es in Gang zu bringen. Sie bekommen es spottbillig.«
    »Wie steht Roger dazu, hierherzuziehen?«
    »Oh, er sagt, er ist bereit, überall zu leben, wo ich leben möchte. Er ist auch soweit, daß ihm eine Veränderung sehr recht ist. Ihm wäre es lieber, wenn ich nach Sydney oder Brisbane ginge, aber er ist auch bereit, das hier zu probieren. Natürlich besucht Pamela ohnehin eine Schule weit von hier, und Terry könnte nur noch zwei Jahre lang hier die Schule besuchen, aber das wäre sogar in Townsville der Fall. Im Moment begeistert er sich für die Vorstellung, in den Busch zu ziehen. Vielleicht haben wir bis dahin sogar eine Schule, die über die achte Klasse hinausgeht. – Natürlich werden Chris und Roger niemals miteinander auskommen, aber du und Chris, ihr

Weitere Kostenlose Bücher