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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Umstand noch nicht verdaut, daß sie ihre Mutter nie wiedersehen würden, aber alle drei waren ungenießbar, und Cassie hatte alle Hände voll mit ihnen zu tun.
    Blake trat die Verantwortung für sie ab und ritt auf seinem Pferd allein aus. Er brach am Samstag bei Morgengrauen auf und kehrte erst um die Abendessenszeit zurück. Steven blieb in Blakes Haus. »Ich erinnere mich noch daran, wie mir zumute war, als Jenny gestorben ist. Ich dachte, ich könnte nicht weiterleben. Und es ist nie mehr so gewesen wie vorher. Aber es ist ihm jetzt keine Hilfe, wenn ich ihm sage, daß der Schmerz mit der Zeit nachläßt.«
    »Nein«, stimmte Cassie ihm zu. »Laß ihn um sie trauern. Aber was werdet ihr tun, wenn ich am Sonntagabend zurückfliegen muß?«
    »Wir werden es schon schaffen«, sagte Steven.
    Am Sonntag saß Blake auf der Veranda und starrte ins Leere – in die Weite, in die man in diesem Teil des Landes überall hinausblicken konnte. Aber um vier, als Cassie sagte, sie müsse jetzt wirklich gehen, stand er auf und ging zu seiner Cessna, und auf dem gesamten Rückflug nach Augusta Springs redeten sie über Fiona.
    »Du warst einfach toll, Cassandra«, sagte er. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie hoch ich dir anrechne, daß du da warst … hier. Sie hat dich mehr geliebt als eine Schwester, verstehst du.«
    »Ja. Das weiß ich.«
    In Augusta Springs verließ Blake nur das Flugzeug, um nachzutanken. Es würde dunkel sein, wenn er nach Tookaringa zurückkam, aber sie hatten jetzt das Umfeld der Landebahn gründlich ausgeleuchtet.
    »Wirst du mich anrufen, wenn ich irgend etwas tun kann?«
    Er nickte. In drei Tagen würden sie alle zum Begräbnis in die Stadt kommen.
    »Richtet euch darauf ein, bei mir zu wohnen, ihr alle.«
    »Du hast keinen Platz für uns alle.«
    »Vielleicht kann Steven bei Sam unterkommen. Steven und die kleine Jenny. Sam hat drei Schlafzimmer. Ich frage ihn.« Als sie ihn fragte, sagte Sam: »Klar«, doch in seinen Augen stand ein seltsamer Ausdruck. Als hätte sich irgendwie alles geändert.
     
    Nach dem Gedenkgottesdienst wünschte sich Cassie nichts mehr, als wieder nach Tookaringa zu fliegen und sich um die beiden Männer und die Kinder zu kümmern. Aber man konnte beim besten Willen nicht auf sie verzichten. Der Gottesdienst war kaum vorbei, als Sam und sie in den äußersten Südwesten ihres Gebiets gerufen wurden, in eine Gegend, in der sie nie gewesen waren, weil es dort keine Gehöfte gab.
    Einer der Treiber einer Kamelkarawane hatte schwere Verletzungen erlitten. Sein Sohn war fünfzig Meilen in die nächste Stadt geritten, kaum ein Punkt auf der Landkarte, an dem sich ein Funkgerät fand. Er wollte sie in der Stadt erwarten und konnte ihnen beim besten Willen nicht erklären, wie die Kamelkarawane aus der Luft zu finden war.
    Die Gegend, die sie überflogen, war flach. So weit das Auge reichte, war nichts außer flacher roter Erde zu sehen. Es gab nicht einen einzigen Baum, ja nicht einmal Risse in der Erde, nur flachen Sand.
    Die Sonne knallte auf die einzige Straße der Stadt herunter, die mehr als zweihundertfünfzig Meilen von jeder anderen menschlichen Ansiedlung entfernt war. Nicht eine Menschenseele war zu sehen, als das Flugzeug landete, aber als Sam die Tür öffnete, tauchte ein Afghane in einer langen Pluderhose auf, und ein heißer Windstoß schlug ihnen mit voller Macht entgegen.
    Dann entdeckte Cassie etliche Afghanen, die sich vor ihren Hütten sonnten, während ein anderer eine Ziegenherde um das Dorf führte. Auf einer Sanddüne spielten ein paar kleine Kinder. Aber im Ort selbst, in dem ein halbes Dutzend Häuser stand, rührte sich nichts. Ein Wagen war vor einem Gebäude geparkt, das sich als Hotel ausgab, doch man fragte sich, wie das Fahrzeug wohl hierhergekommen war und wohin es von hier aus fahren könnte. Es gab keine Straßen, oder wenn doch, dann waren sie vom Sand verweht. In einem kleinen Viehhof stöhnten eingepferchte Rinder. Die einsame Windmühle, die der Stromerzeugung dienen sollte, rührte ihre Flügel nicht.
    »Mein Vater ist krank«, sagte der bärtige junge Mann, dessen Kopfbedeckung und dessen Pluderhose nichts ähnelten, was Cassie je gesehen hatte. Sie hatte kaum etwas von diesen Menschen gehört, die vor so vielen Jahren aus Asien hergebracht worden waren. Sie hatte geglaubt, Kamelkarawanen gäbe es nur weiter südlich. Der junge Mann, der vor ihr stand, war wahrscheinlich ein Kameltreiber der dritten Generation. Sie konnte verstehen, warum

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