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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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verschiedensten Landesküchen, die Melbourne zu bieten hatte. Eines Abends streckte er den Arm über den Tisch, legte seine Hand auf ihre und sagte: »Ich habe mich in dich verliebt.«
    Zum ersten Mal in fast zehn Jahren, seit sie ihr Studium begonnen hatte, fühlte sie sich bei einem Mann geborgen und stellte fest, daß sie seine Küsse und die Berührungen seiner Hände auf ihren Brüsten genoß. Sämtliche Gefühle, die sie tief in sich begraben hatte, stiegen an die Oberfläche auf, und an dem Abend, an dem er begann, ihre Bluse aufzuknöpfen, hielt sie ihn nicht zurück. Sie wollte seine Küsse auf ihrem Hals und auf ihren Brüsten fühlen, und sie wollte spüren, wie sich sein nackter Körper von Kopf bis Fuß an sie schmiegte.
    Er hatte geflüstert: »Mach dir keine Sorgen. Ich passe schon auf, daß du nicht schwanger wirst.«
    Sie gab ihm einen Schlüssel zu ihrer Wohnung, und wenn sie nach einer Spätschicht im Morgengrauen nach Hause kam, erwartete er sie dort. Dann überschüttete er sie mit Küssen und Liebesschwüren, und sie öffnete sich ihm, klammerte sich an ihn und zog ihn in sich hinein. Sie konnte kaum noch an etwas anderes denken. Das Krankenhaus wurde zu einem Ort, an dem sie zwischen den Stunden, die sie mit Ray verbrachte, ihre Arbeitszeit einschob. Sie gingen kaum noch zum Abendessen aus, nie mehr ins Kino. Sie landeten immer im Bett. Er brachte ihr Dinge über die Liebe bei, die sie nie gelernt hatte. Er war geduldig und doch fordernd. Er ließ nicht zu, daß sie passiv dalag, sondern zeigte ihr, was ihm Spaß machte.
    »Küß mich da. Hab keine Angst. O Gott, ja, genau das habe ich gemeint.«
    Er drehte sie auf den Bauch. Sie machten Liebe im Stehen und auf dem Kopf, und sie glaubte, sie müßten es auch seitlich und vielleicht sogar umgekehrt getan haben.
    Er sagte ihr, sie hätte die schönsten Brüste und den elektrisierendsten Körper, den er sich je hätte vorstellen können. Sie fing an, stolz auf sich zu sein, sie lief aufrechter, schaute verstohlen in Spiegel und kaufte hautenge Kleider. Sie badete in Duftöl und tupfte sich immer Parfüm hinter die Ohren und in die Kniekehlen.
    Nie hatte sie sich so lebendig gefühlt.
    Sie war verliebt. Rasend, wahnsinnig und ekstatisch verliebt. Er sagte ihr, sie würden heiraten, sowie seine Scheidung … Ja, nun.
    Am frühen Morgen des dritten Donnerstags im Juni bestellte er Cassie in sein Büro und sagte: »Cassie, Martha ist nach Hause gekommen. Sie will, daß wir es noch einmal versuchen. Daher fürchte ich, mit dir und mir ist es vorbei.«
    Sie saß da und starrte ihn an, sah in Augen, die wie Eis waren, Augen, die sie nie zuvor gesehen hatte.
    »Ray?«
    Seine Lippen kniffen sich zusammen.
    »Mach es nicht noch schwieriger, als es ohnehin schon ist, Cassie.«
    »Schwieriger?«
Eine Träne rann über ihre Wange. Ihre Kehle brannte. »Ray, ich liebe dich.« Es war ein Alptraum, und sie war sicher, daß sie jede Sekunde erwachen würde.
    Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Er sah auf seine Armbanduhr. »Ich muß in fünfzehn Minuten im Operationssaal sein.«
    »Du verabschiedest dich von mir, einfach so?«
    Er starrte sie an.
    Cassie brach in Tränen aus. Ray schob eine Packung Kleenex über seinen Schreibtisch und sagte ungeduldig: »Ich finde, das macht dich nicht gerade attraktiver.«
    Cassie riß den Kopf hoch und fragte mit weinerlicher Stimme: »Einfach so? Es ist dein Ernst, daß es vorbei ist?«
    »Genau das meine ich. Und ich hielte es für besser, wenn du dir eine Stellung in einem anderen Krankenhaus suchen würdest. Natürlich werde ich dir ein Empfehlungsschreiben geben. Du bist eine gute Ärztin. Ich habe Freunde in Krankenhäusern in Perth und in Charlesville, mit denen ich den Kontakt aufnehmen werde, wenn du willst.« Ihr wurde klar, daß diese beiden Städte so weit wie nur irgend möglich von Melbourne entfernt waren. »Ich habe den Verdacht, unter den gegebenen Umständen wäre es peinlich für dich, wenn du weiterhin hier arbeitetest.«
    »Peinlich für
mich
?« Sie fragte sich, ob er den piepsenden Klang ihrer Stimme wahrnahm.
    Er senkte die Lider und setzte sich hinter seinen vollgepackten Schreibtisch. »Ich glaube, du würdest dich ziemlich unwohl hier fühlen …« Seine Stimme verklang, als er ihr direkt in die Augen sah. »Cassie, ich will dich nicht feuern. Das wäre nicht fair. Warum unternimmst du nicht selbst die notwendigen Schritte?«
    Sie konnte nicht schlafen. Sie konnte nichts essen. Sie

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