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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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hatte Anfälle von Schwindelgefühl. Sie machte Spaziergänge und weinte, während sie durch die Straßen lief. Sie versuchte, sich im Kino einen Film anzusehen, doch sie schluchzte so laut, daß sie aufstand und ging. Sie las dieselbe Seite immer wieder und erfaßte kein einziges Wort. Sie saß am Fenster und schaute in das All hinaus, in die Leere, während sie schluchzte, ächzte und stöhnte.
    Sie erschien mit roten Augen und ohne jede Spur von guter Laune zur Arbeit. Sie konnte an nichts anderes als an Dr. Raymond Graham denken und setzte seinen Anweisungen gemäß ihre Kündigung auf.
    Nach Ablauf von zwei Wochen war sie beträchtlich dünner geworden. Sie wurde in Dr. Castors Büro bestellt, in dem er hinter einem riesigen Schreibtisch aus Teakholz saß und sie ansah, als sie auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz nahm. Er seufzte schwer. »Ich will deine Kündigung nicht annehmen.«
    »Ich war lange genug in der Notaufnahme«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte sie.
    »Was hast du vor?«
    Wie hätte sie darauf antworten können? Ich werde einen Fuß vor den anderen setzen. Winterschlaf halten. Zu Daddy zurückgehen, nach Washington. Den Himalaja besteigen. Nonne werden.
    Als Cassie nichts auf seine Frage erwiderte, sagte Dr. Castor: »Du willst weglaufen.«
    Sie sah ihn an. Wußte er es? Er beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Alle wissen Bescheid.«
    Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln. Castor stand auf, kam um seinen Schreibtisch herum, setzte sich vor Cassie auf den Rand der Schreibtischplatte und nahm ihre Hände in seine. »Ich kann nicht hierbleiben«, flüsterte sie, und die Tränen rannen über ihre Wangen. Sie fragte sich erbittert, ob sie wohl jemals aufhören würde zu weinen.
    Dr. Castor lief zu den verschmierten Fensterscheiben, faltete die Hände auf dem Rücken und schaute hinaus. Als Cassie aufhörte zu schniefen, fragte er: »Was weißt du über die Fliegenden Ärzte?«
    Sie sah ihn an. »Sind das die, die zu den Patienten im Busch fliegen?«
    Castor nickte. »Dieser Bereitschaftsdienst ist vor einem Jahrzehnt von einem der besten Männer begonnen worden, die mir je begegnet sind, dem Reverend John Flynn. Seine Theorie lautet, daß der große Kern dieses Kontinents nur besiedelt werden kann, wenn Frauen bereit sind, dort zu leben. Er hat gesehen, daß es in all dieser endlosen Weite kaum auch nur ein Gehöft gibt. Keine Frauen, keine Kinder, keine Wärme. Keine Liebe.
    Er war sicher, die einzige Möglichkeit, Frauen dazu zu bringen, daß sie Hunderte und sogar Tausende von Meilen von ihren nächsten Nachbarn entfernt leben, bestünde darin, ihnen die Gewißheit zu geben, daß eine medizinische Versorgung gewährleistet sei und daß Möglichkeiten gefunden würden, ihnen die Isolation zu erleichtern. 1928 hat sein Traum begonnen wahr zu werden; der erste Stützpunkt der Fliegenden Ärzte ist in Cloncurry eingerichtet worden.
    Im letzten medizinischen Fachblatt habe ich eine Anzeige gelesen, daß ein weiterer Fliegender Arzt gesucht wird. Sie stehen davor, einen fünften Stützpunkt zu eröffnen. Ich bin nicht sicher, wo. Sie zahlen sehr gut, und John Flynn stellt nur die Besten ein, Menschen, die seinen Traum mit ihm teilen und dazu beitragen, das gewaltige Innere unserer Kontinents zu erschließen.«
    Er legte eine Pause ein. »Hast du Interesse?«
    Sie interessierte sich für nichts. »Es ist weit weg von hier, ganz gleich, wo es auch sein mag, stimmt’s?«
    Castor nickte, nahm seinen Telefonhörer ab, ohne länger zu warten, und nannte der Vermittlung eine Nummer in Sidney. »John, ich bin froh, daß ich dich erreiche. Hier ist Norm. Nein, ich bin nicht in Sidney. Ich rufe an, weil ich wissen wollte, ob dieser Posten vergeben ist.«
    Castor hörte eine Minute lang zu.
    »Warte – ehe du irgendwelche Entscheidungen triffst, möchte ich dir einen Kandidaten schicken. Ich wette, etwas Besseres hast du nicht auf Lager. Oder auch nur eine gleichwertige Besetzung. Sie ist … Ja,
sie
. Sie war im letzten Jahr bei uns in der Notaufnahme als Chirurgin tätig.« Er verstummte, da er offensichtlich unterbrochen worden war.
    »Warte mal einen Moment, John. Du bist in deiner Denkweise allen anderen weit voraus. Warum willst du nicht einer Frau eine Chance geben? Sprich wenigstens mit ihr, ja? Sie ist ein Glückstreffer, einfach Spitze.« Er zwinkerte Cassie zu.
    Castor hörte sich an, was am anderen Ende gesagt wurde, und dann

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