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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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ihrer Landung fuchtelte ein stämmiger Mann mit den Armen in der Luft herum, um ihnen den Weg zur Landebahn zu weisen.
    Sowie Sam die Tür geöffnet hatte, fragte er: »Wo ist der Patient?«
    Der Mann grinste. »Der bin ich. Mir geht es inzwischen wieder gut.«
    Cassie und Sam tauschten einen Blick miteinander. Sie packte ihre Arzttasche und stieg die Stufen hinunter. »Ich sollte Sie trotzdem besser untersuchen.«
    »Es muß wohl Sodbrennen gewesen sein«, sagte der Mann und streckte seine große Pranke aus, als er sich vorstellte. »Ich bin Leonard Neville. Meine Frau ist zum nächsten Gehöft rübergefahren, etwa hundert Kilometer von hier, um Sie anzurufen, und sie ist noch nicht wieder zurückgekommen. Mir geht es wieder gut.«
    Es stellte sich heraus, daß Leonard Neville ein besserer Diagnostiker als Horrie war.
    »Du solltest besser mal mit Horrie reden«, riet Sam ihr auf dem Rückflug. »Das hier ist schließlich kein Luftambulanzdienst, verstehst du. Jeder einzelne Start kostet eine ganze Menge Geld.«
    »Ja, ich werde ihm sagen, daß er mich selbst mit potentiellen Patienten reden läßt, ehe wir so etwas wieder tun«, sagte Cassie. Ein Flug, den sie umsonst unternommen hatten. Verschwendete Zeit und verschwendetes Geld. Beides war für sie von größter Wichtigkeit.
    »Unseren ersten festen Termin für Behandlungen haben wir am Freitag«, sagte sie zu ihm. »Oben bei den Thompsons. Steven hat vorgeschlagen, daß wir über das Wochenende bleiben und am Montag nach Yancanna weiterfliegen. Am Samstag abend wollen sie ein Barbecue veranstalten und uns einigen Leuten vorstellen.«
    Sam nickte, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Tookaringa ist für seine Gastfreundschaft berühmt. Das höre ich jetzt schon seit Jahren.«
    Cassie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und schloß die Augen. Sie fühlte sich von Stunde zu Stunde besser. Ich bin hierhergekommen, um vor etwas fortzulaufen, um mich dem Leben zu entziehen, dachte sie, und nie zuvor habe ich so viel erlebt. Es waren die spannendsten und vollgepacktesten zwei Wochen ihres ganzen Lebens gewesen, ganz anders als ihre Jahre in England und Amerika.
    Hier kamen Fremde auf einen zu und begannen ein Gespräch. Sowie sie hörten, daß sie die neue Ärztin war, schienen sie ihr nicht nur ihre Türen zu öffnen, sondern sie auch mit ausgebreiteten Armen zu empfangen. Sie mußte jedoch zugeben, daß es ihr manchmal Schwierigkeiten bereitete, Leute zu verstehen, die schnell sprachen und seltsame Ausdrücke benutzten. Aber niemand machte sich über ihren amerikanischen Akzent lustig. Sie hatte so viele Jahre dafür gebraucht, ihn sich anzueignen; jetzt hätte sie ihn gern abgelegt.
    Hier war es nicht so grau wie in London und San Francisco und nicht so schwül wie in Washington. Ihr urbaner Vater wäre hier draußen verloren gewesen, dachte sie, und dann fiel ihr wieder ein, daß er in einer kleinen Stadt im australischen Busch aufgewachsen war, im Westen von Neusüdwales.
    Es war ganz ausgeschlossen, und das wußte sie selbst, daß sie, die sich überall, wo sie gelebt hatte, als Fremde gefühlt hatte, nach nicht mehr als zwei Wochen in diesem abgeschiedenen Teil der Erde ein Zugehörigkeitsgefühl verspürte. Das, was sie fühlte, war jedoch angenehm, ganz gleich, was es auch sein mochte.
    Sams Frage riß sie aus ihren Träumereien. »Spielst du Tennis?«
    »Nein.« Ihre Augen blieben geschlossen.
    »Hättest du Interesse daran, es zu lernen?«
    Sie öffnete ein Auge. »Nicht wirklich. Tut mir leid.« Sie sah sich nicht als sportlich an. Für sie war es eine große Leistung gewesen, reiten zu lernen. Sie schaute aus dem Fenster auf die Landschaft und den Horizont. Es war nett von ihm, daß er ihr dieses Angebot gemacht hatte. Darin zeigte sich seine Bereitschaft, auf sie zuzugehen. Sie wollte nicht, daß er sich von ihr zurückgewiesen fühlte. »Hast du Lust, Horrie abzuholen und zum Abendessen rüberzukommen? Es gibt allerdings nur die Reste von der Party gestern.«
    Sam zog eine Augenbraue hoch, drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Ich finde, das klingt gut.«
    Fiona würde sich auch darüber freuen, soviel wußte Cassie. Und wie sich herausstellte, konnte Fiona Tennis spielen. Schon bald darauf begannen Sam und sie, die späten Nachmittage auf dem einzigen Tennisplatz der Stadt zu verbringen.
    Cassie verbrachte ihre Nachmittage statt dessen damit, laut zu lesen.
     
    Im Alter von zweiundvierzig Jahren war Isabel Adams so dünn, daß sie ausgemergelt wirkte. Sie

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