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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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damit meinen. Ihre Vorstellung davon, was flach ist, weicht im allgemeinen gewaltig von meiner Definition ab.«
    Im Umkreis von hundert Meilen gab es kein anderes Gehöft, und daher war die Ranch der Martins leicht zu finden. Um einen rechteckigen Streifen Land herum flatterten Dutzende von roten Bändern in der Brise. Cassie hörte Sam lachen. »Wer auf Erden könnte so viele Haarschleifen besitzen?« fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Sechs langbeinige Frauen winkten sie heran. Alle trugen Herrenhosen, Buschhemden und die elastischen Stiefel der Viehtreiber mit den hohen Absätzen, die auch Cassie trug. Sie konnte es nicht lassen, auf die Frauen zu deuten, als das Flugzeug auf der Landebahn ausrollte, deren Oberfläche glatter war als die der meisten, auf denen sie bisher gelandet waren.
    »Ich verstehe, ich verstehe«, murmelte Sam, der beim besten Willen nicht aufhören konnte zu grinsen.
    Als er die Tür öffnete und gegen die Treppe trat, damit sie sich auf den Boden senkte, hatten sich die sechs Frauen aufgereiht wie ein Empfangskomitee. Die älteste war etwa fünfundvierzig und offensichtlich die Mutter der anderen, doch sie alle sahen unglaublich gut aus.
    »Ich bin Estelle Martin. Das sind meine Töchter«, sagte die Mutter und kam näher, als die Propeller des Flugzeugs sich langsamer drehten. »Ich stelle sie Ihnen später vor. Miranda ist im Haus – ihr Bein sieht ziemlich übel aus.« Sämtliche Töchter lächelten Sam an, als Cassie an ihnen vorbeilief und ihrer Mutter folgte. Ihr Alter mußte zwischen etwa sechzehn und dreiundzwanzig liegen.
    Miranda lag auf dem Sofa. Sie sah aus wie ihre Schwestern, mit ihrer goldenen Haarpracht, die bis auf die Schultern fiel. Ihre braungebrannte Haut unterstrich das leuchtende Blau ihrer Augen, um die herum sich durch die vielen Jahre, die sie in der Sonne verbracht hatte, kleine Fältchen gebildet hatten. Die Bluse spannte sich eng über ihren üppigen Brüsten, und ihre Hände waren von harter Arbeit zerschrammt und ledrig. Sie lächelte und zeigte dabei gleichmäßige perlweiße Zähne. Miranda trug Shorts, und Cassie hatte den Verdacht, Sam hätte gern einen Pfiff ausgestoßen. Die klaffende rote Wunde an ihrem Bein sah schlimm aus, und daraus, wie sie bereits zu eitern begann, konnte Cassie schließen, daß Miranda Schmerzen haben mußte, obwohl ihr tapferes Lächeln nichts davon erkennen ließ.
    »Teuflisch blöd, sich so was einzufangen, stimmt’s?« sagte Miranda.
    Cassie kniete sich neben sie und wandte sich dann an Estelle. »Kochen Sie mir Wasser ab. Ich will die Wunde auswaschen, und dann werde ich sie aufschneiden müssen, um an die Bakterien ranzukommen. Es ist gut, daß Sie angerufen haben, denn sonst hätte Wundbrand einsetzen können.«
    Sam hatte das Zimmer betreten, umringt von dieser Schar von Schönheiten. Er grinste immer noch breit.
    Das Zimmer war geräumig und luftig – obwohl sie zu neunt waren, herrschte kein Gedränge. Auf den Böden lagen Teppiche, und die Möbel waren offensichtlich mit Sorgfalt ausgesucht worden. Nirgends war ein Staubkorn zu sehen … und das in einem Land, in dem ständig Sand durch die Luft wehte. Cassie stellte sich vor, daß die Männer außer Haus waren und das taten, was Männer eben auf einer Ranch so alles taten. Von der Luft aus hatte sie eine große Rinderherde gesehen.
    Während Cassie die Instrumente und den Alkohol aus ihrer Tasche holte, war die Aufmerksamkeit der Martin-Töchter geteilt. Sie beobachteten einerseits, was sie tat, und andererseits starrten sie Sam unverhohlen an. Vielleicht hatte Fiona recht. Auf gewisse Frauen strahlte Sam Sex-Appeal aus.
    »Brauchst du meine Hilfe?« fragte er.
    Cassie schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich werde keine Schwierigkeiten haben.«
    Eine der Töchter trat vor, kniete sich neben Cassie und beobachtete jede ihrer Bewegungen.
    Cassie sagte zu Miranda: »Ich werde Ihnen eine Spritze geben, damit Sie den Schmerz nicht fühlen, wenn ich schneide. Es wird weh tun.«
    »Nein«, sagte Miranda. »Ich werde versuchen, den Schmerz zu ertragen. Ich will nichts gespritzt bekommen.«
    »Es ist doch nur etwas, was den Schmerz mildert.«
    »Nein«, wiederholte die junge Frau, deren Alter Cassie auf neunzehn oder zwanzig schätzte. »Es wäre mir lieber, wenn Sie das nicht tun. Lassen Sie mich dabei zusehen. Wenn ich den Schmerz nicht aushalte, sage ich es Ihnen.«
    Cassie schüttelte den Kopf. Sie hörte die Stimme der Mutter hinter sich. »Wir sind stark.

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