Wer den Teufel küsst...
doch kein Mord?â
âDas schon. Aber ⦠Also, du weiÃt ja, dass man an Lou-Belles Leichnam eindeutige Kampfspuren gefunden hat. Allerdings wurde bei der Obduktion noch etwas anderes festgestellt, und das hat die Polizei jetzt bekannt gegeben.â
âUnd was?â, drängte Willow, der das langsam alles ein bisschen zu mysteriös wurde. âNun sag schon!â
âAlso gut, aber du darfst mich jetzt nicht für verrückt halten. Es ist nämlich so.â Judy seufzte hörbar. âIn Lou-Belles Körper gibt es kein Blut mehr.â
Ungläubig riss Willow die Augen auf. âWas?â
âDu hast schon richtig gehört. Die Leiche ist vollkommen blutleer.â
Als Willow sich etwa zwei Stunden später auf den Weg zum Strand machte, war es bereits dunkel. Sie hatte ihrer Mom gesagt, dass sie mit Judy ins Kino wollte. Eine glatte Lüge und sicher nicht gerade die feine Art, aber die Wahrheit hatte sie ihr nun mal unmöglich sagen können.
Unterwegs dachte sie nun an das Telefonat mit Judy, und noch immer wusste sie nicht so recht, was sie von dieser Neuigkeit halten sollte.
Eine blutleere Leiche ⦠So was kannte sie bisher nur aus irgendwelchen trashigen Vampirfilmen.
Bei dem Gedanken an Vampire stockte sie plötzlich. Seit sie in Dedmonâs Landing wohnte, hatte sie immer mal wieder mitgekriegt, wie sich einige Kids über genau dieses Thema unterhalten hatten. Angeblich war vor einiger Zeit ein junges Mädchen tot aufgefunden worden, und es hatte Gerüchte gegeben, dass sie von Vampiren getötet worden war. Sofern sie sich recht erinnerte, war ihr Name Louisa gewesen. Louisa McDorrell.
Aber das waren bestimmt nur Märchen! Willow schüttelte den Kopf. Sie selbst glaubte jedenfalls nicht an Vampire, und deshalb beschloss sie auch, nicht weiter darüber nachzudenken. Lou-Belles Tod war schlimm genug, da waren solche an den Haaren herbeigezogenen Geschichten eindeutig fehl am Platz.
Willow erreichte ihren Lieblingsplatz am Strand, und sofort durchströmte sie das Gefühl von Wärme und Geborgenheit, das sie immer verspürte, wenn sie hierherkam. Es war, als käme sie nach Hause.
Gabriel schien noch nicht da zu sein, jedenfalls konnte Willow ihn nirgendwo entdecken. Sie ging zu der Stelle, wo sie immer am liebsten saÃ, und hockte sich im Schneidersitz in den Sand.
Sie liebte diesen Platz vor allem deshalb so sehr, weil sie von hier aus einen fantastischen Ausblick aufs Meer hatte, dessen Wasser jetzt bei Mondschein beinahe schwarz wirkte.
Hinzu kam die Ruhe, die Willow so liebte. Normalerweise war sie gerne allein, denn so konnte sie am besten nachdenken. Heute Abend jedoch war alles anders: Sie wollte weder nachdenken noch allein sein. Sie sehnte sich einfach nur nach Gabriel und konnte es gar nicht mehr erwarten, ihn zu sehen.
Sie hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sich plötzlich eine Wolke vor den Mond schob. Willow hatte das Gefühl, als läge über ihr ein riesiger schwarzer Schatten, und als die Wolke vorbeigezogen war und der Mond wieder seinen fahlen Schein auf die Erde werfen konnte, wirkte das Meer mit einem Mal noch schwärzer als zuvor.
Ja, das Wasser sah fast aus wie schwarze Tinte. Zudem wehte nun ein starker, eisiger Wind, der das Meer aufrüttelte und es nicht nur düster, sondern auch rau und bedrohlich erscheinen lieÃ, zugleich aber auch verlockend. Willow war ganz durcheinander.
Sie spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken kroch, und wollte gerade aufstehen, um ihre Jacke zuzumachen, als eine dunkle Gestalt vor ihr auftauchte.
Willow verharrte. Dann sah sie, dass es Gabriel war, der da vor ihr stand, und atmete erleichtert auf.
âHey, da bist du ja. Puh, ich hab mich ganz schön erschrocken.â
Er senkte den Blick. âMann, ich scheinâs echt draufzuhaben, dir Angst einzujagen.â
âAch was! Ich bin einfach nur zu schreckhaft, das ist alles!â Sie lachte und sah zu ihm auf. Wie er da vor ihr stand, in seinen schwarzen Klamotten, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, wurden ihr die Knie richtig weich.
Deshalb stand sie nicht auf, sondern deutete neben sich. âWillst du dich nicht auch setzen?â Sie wollte ihn noch fragen, wo er so schnell hin gewesen war, als sie von ihrer Mom gestört worden waren. Doch da lieà er sich auch schon neben ihr in den Sand nieder, und zwar so nah, dass ein wohliger
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