Wer den Tod begruesst
herrschte jetzt auf dem zuvor schon ruhigen Set.
Nolan blieb stehen und atmete gelangweilt aus. Als er sich langsam zu Fowler umdrehte, bekam er aus den Augenwinkeln mit, wie Wellington und Erica gefesselt jedes Wort verfolgten. Na gut, dann sollten sie auch eine richtige Show bekommen.
»Verdammt. Jetzt haben Sie aber meine Gefühle verletzt.« Ernst und traurig schüttelte er den Kopf. »Was meinst du, Jillian? Darf ich ihn hauen? Nur einmal?«
Trotz der Anspannung kapierte sie blitzschnell. Er sah ihr erstes echtes Lächeln seit vierundzwanzig Stunden.
»Nein, Thor.« Sie tätschelte seinen Arm, als wäre er ein Haustier, dem man gut zureden musste, und steuerte ihn in Richtung Fahrstuhl. »Du machst dir nur die Hände schmutzig. Außerdem ist er den Aufwand nicht wert.«
»Du meinst also, ich darf ihn nicht verhauen?« Ein enttäuschter Rocky.
»Nein, Darling. Es tut mir Leid, aber du darfst ihn nicht verhauen.« Sie drückte auf den Fahrstuhlknopf, und beide waren sich Fowlers Anwesenheit und auch der aller Übrigen in Hörweite bewusst, deren Blicke ihnen verblüfft folgten. »Komm schon. Zum Trost kaufe ich dir was Hübsches.«
Er grinste – Forrest Gump, der sich wie ein Schneekönig über eine Schachtel Pralinen freute. »Etwas hübsch Glänzendes, okay?«
Sie betraten den Fahrstuhl, und die Türen glitten hinter ihnen zu. Einen Moment standen sie nur da und sahen sich grinsend an.
Dann prustete sie vor Lachen. »›Ihnen den Kopf abzureißen und in den Arsch zu stopfen?‹«
Immer noch lächelnd zuckte er die Achseln. »Ich fand es ziemlich originell.«
»Ganz abgesehen davon, dass es auch sehr plastisch war.«
»Ja. Das auch. Ich fand, er brauchte ein wirklich klares Bild.«
»Gut.« Sie lachte wieder, schüttelte dann den Kopf. »Sein Gesichtsausdruck war Gold wert.«
Ihrer ebenfalls. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit sah sie nicht gehetzt aus. Zum ersten Mal seit noch längerer Zeit hatte sie den gesichtslosen Wahnsinnigen vergessen, der sie so sehr hasste, dass er sie tot sehen wollte.
Ihre Blicke hielten noch einen längeren Moment aneinander fest.
»Was ist?« Was er außer Belustigung in ihren Augen erkannte, konnte er nicht deuten.
»Hätten Sie ihm wirklich eine verpasst?«
Jetzt war es an ihm zu lachen. »Ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Gut.«
Dann schwiegen beide, während der Fahrstuhl das Erdgeschoss erreichte und die Türen aufglitten. Er trat vor ihr hinaus, überprüfte die Halle und bedeutete ihr, dass alles sicher war und sie ihm folgen konnte. Dennoch blieb sie stehen und sah ihn bloß an.
»Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen … was ist?«
Sie schien darüber nachzudenken, dann senkte sie den Kopf und trat in die Halle. »Ich dachte gerade, dass ich Sie für die letzte Person gehalten habe, die mich zum Lachen bringen könnte.«
Ja. Er auch. »Alles im Preis inbegriffen«, sagte er abwehrend, weil er dieses Mal erriet, was sie dachte.
Sie dachte, dass er letztendlich doch kein so schlechter Kerl war. Sie dachte, dass es sich vielleicht, ganz vielleicht lohnen würde, ihn näher kennen zu lernen.
Sie irrte sich.
Ihre nächste Bemerkung bestätigte es.
»Sie sollten öfter lächeln«, sagte sie nachdenklich. »Das steht Ihnen.«
»Passt aber nicht die Bohne zu meinem Image als harter Junge.«
Schwach. Das war ja so schwach. Wie auch die Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen. Gedanken, die sich nicht nur auf Zehenspitzen über die Grenzlinie schlichen, die er zwischen sich und ihr gezogen hatte, sondern geradezu einen Satz darüber machten.
Er war schon wieder in Schwierigkeiten. Diese sanften Augen und der sinnliche Mund setzten ihm schon wieder zu.
»Da wir gerade von harten Jungs reden, was macht die Schnittwunde?«
»Der geht’s prima. Bei mir heilt alles schnell.«
Bedauerlich, dass er anderweitig nicht so schnell war. Sonst hätte er sich beizeiten aus dem Staub gemacht.
Sie gingen schweigend zum Wagen. Als er die Tür öffnete und ihr beim Einsteigen half und nur daran denken konnte, wie wundervoll sie roch, wusste er, dass er kurz davor stand, ausgezählt zu werden.
Große Schwierigkeiten.
Die Art Schwierigkeiten, denen man verdammt schwer ausweichen konnte.
Als er hinter das Lenkrad schlüpfte und ihre Hand sich über seine auf der Gangschaltung legte und seinen gesamten Arm elektrisierte, hatte er nicht viel Hoffnung, davonlaufen zu können.
»Gehen Sie mit mir irgendwohin.«
Er hielt inne. Versuchte, sich nicht
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