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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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erlebt hatte, unterkriegen lassen … und er hatte viele miterlebt.
    Er rieb sich die Augen. »Was ist los, Char?«
    »Was los ist?«, stieß sie hervor. »Du solltest lieber so schnell wie möglich hier aufkreuzen, wenn dieser Idiot hier tatsächlich ein Freund von dir ist, bevor sie ihn auseinander nehmen. Er ist ein tougher Mistkerl, aber zu dämlich, um seinen Mund zu halten.«
    Das war Plowboy. Im Dienst war er ein Ranger, wie er im Buche stand – professionell und voller Teamgeist. Aber außer Dienst war er immer schon – und würde es auch immer bleiben – ein Großmaul, das auf Streit aus war.
    »Mach dich auf die Socken, Nolan. Ich will hier keine Bullen sehen, und ich habe es nicht gern, wenn jemand meine Schicht verkürzt. Er macht’s nicht mehr lange«, warnte sie und legte auf.

5
    Die erste Überraschung war der Krach, den ihre Schlafzimmertür machte, als sie an die Wand knallte. Die zweite die Tatsache, dass sie geschlafen hatte – und zwar wie eine Tote. Sie fuhr hoch im Bett und hielt sich den Unterarm schützend vor die Augen, weil das angeschaltete Oberlicht sie blendete. »Stehen Sie auf und ziehen Sie sich an. Wir müssen weg.« Sie blinzelte noch ganz benebelt und starrte den Mann an, der sie zum zweiten Mal in dieser Nacht fast zu Tode erschreckt hatte, wie er durch ihr Zimmer stolzierte und in ihren Schrankschubladen wühlte.
    Sie war viel zu schockiert, um ihn hinauszuwerfen.
    »Was … was tun Sie da?«
    »Ich versuche, Zeit zu sparen. Ziehen Sie das hier an.«
    Reflexartig fing sie die Sachen auf, die er ihr zuwarf, weiße Shorts und ein rotes T-Shirt.
    »Was?« Sie ließ die Beine über die Bettkante baumeln und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Runzelte die Stirn. Gähnte. Und schließlich gewann nach und nach das Gefühl Oberhand, das ihr in Garretts Gegenwart am vertrautesten war. »Lassen Sie es mich neu formulieren: Was?«
    »Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Ziehen Sie sich einfach was über, und zwar ein bisschen plötzlich, oder Sie kommen mit, wie Sie sind. Liegt ganz bei Ihnen.«
    Jillian war sich nicht sicher, ob es der knurrende Unterton in seiner Stimme war, die Tatsache, dass ihr noch schlaftrunkener Verstand nicht richtig funktionierte, oder die durchaus gegebene Möglichkeit, dass ihr potenzieller Verfolger sich gerührt hatte, jedenfalls sprang sie gleich, nachdem er aus dem Schlafzimmer verschwunden war, aus dem Bett und zog eine Schublade der Kommode auf, in der ihre Slips lagen. Sie ersparte sich die Mühe, einen BH anzuziehen, allerdings nicht, weil sie sich herumkommandieren ließ, am wenigsten von ihm.
    In weniger als einer Minute kam sie ins Wohnzimmer, in der einen Hand ihre Sandalen, mit der anderen fuhr sie sich durchs Haar. »Was ist passiert?«
    Der finstere Gesichtsausdruck auf dem Gesicht des Mannes, der das Magazin einer Waffe lud, die ihre 22er aussehen ließ wie ein Kinderspielzeug, sagte alles. Viel. Viel war passiert.
    Dann bemerkte sie, was sie in ihrem benommenen Zustand, als sie so unsanft geweckt worden war, übersehen hatte. Er hatte offensichtlich geduscht – sein Haar war nass, und er roch nach Seife und Shampoo, irgendetwas Lederartiges mit einer Spur von Salbei und Zitrone. Er trug wieder ausnahmslos Schwarz. Sein kurzärmliges T-Shirt klebte an ihm und hatte feuchte Flecken, als hätte er keine Zeit gehabt, sich ordentlich abzutrocknen.
    Sie drehte sich um in Richtung Tür und zog ihre Sandalen über, spürte, wie eilig er es hatte, während er sich bewaffnete. »Versucht jemand, hier einzudringen?«
    Er beließ es nicht bei der Pistole, die er routiniert ins Schulterhalfter steckte, sondern fügte noch ein langes, bedrohlich aussehendes Messer hinzu, das er sich in den Stiefel steckte und unter seinem Hosenbein versteckte.
    Kein Zweifel mehr möglich. Er bereitete sich auf einen Kampf vor.
    Sie war dickköpfig, aber nicht dumm. Fürs Erste musste sie es hinnehmen – obgleich sie sich auf die Lippe beißen musste, um ihn nicht mit weiteren Fragen zu bombardieren, die er offenbar nicht beantworten wollte.
    »Gehen wir.« Er ergriff ihren Ellbogen und führte sie zur Tür.
    Stahl. Das Gefühl von etwas Stählernem in den durchtrainierten Muskeln durchdrang ihre Haut und zwang sie, im Eilschritt gemeinsam mit ihm ihre Wohnung zu verlassen und zum Fahrstuhl zu gehen.
    »Können Sie mir wenigstens sagen, was los ist?«, flüsterte sie, als sie auf den Fahrstuhl warteten, der wie gewohnt langsam zum Penthouse-Stockwerk

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