Wer den Tod begruesst
nicht, wann man aufhören muss, nicht wahr?«
Sie trank einen Schluck und beugte sich vor, die Ellbogen auf den Tisch gestützt. Heilige Mutter Gottes. Die Haltung vertiefte noch ihr Dekolletee, und er konnte nur daran denken, wie weich und warm und wundervoll es sich anfühlen würde, sein Gesicht mitten in der Nacht darin zu vergraben, wenn er aufwachte von dem Geräusch schreiender Männer – und offenbar seinen eigenen Schreien.
»Berufsrisiko«, sagte sie, ohne die Hitze in seinen Augen zu bemerken. »Das macht mich zur guten Reporterin.«
Er konnte nirgendwo anders hin. Jillian Kincaid und ihre endlosen Fragen trieben ihn glatt an den Punkt, wo er sie hätte erwürgen können, und dennoch konnte er nicht aufhören, an ihre Brüste zu denken. Und an diesen unglaublichen Mund. Mann. Sie nagte auf ihrer Unterlippe und betrachtete ihn, als wäre er ein Rätsel, das sie zu lösen versuchte. Er würde auch gern ein bisschen nagen. Mit ihrem Mund beginnen, sich bis zu ihren Brustwarzen vorarbeiten, sich dann zwischen ihre Schenkel versenken und so lange gütlich tun, bis er gesättigt war von ihrem Geschmack und ihrer Beschaffenheit …
»Im Leben anderer Menschen herumzuschnüffeln macht eine gute Reporterin aus Ihnen? Meiner Ansicht nach«, konterte er gleichermaßen wütend auf sie wie auf sich selbst, dass er in ihrer Gegenwart fast ständig die Beherrschung verlor, »ist das nur dumm.«
Sie sah ihn belustigt an. »Dumm?«
»Sie bewegen sich auf vermintem Gebiet, und ja, Sie sind zu dumm, um es zu bemerken. Genau wie Sie bisher zu dumm waren zu bemerken, dass man kinderleicht an Sie herankommt und Sie viel zu angreifbar sind.«
»Brrr. Sie sind mir zu schnell, Cowboy. Von Albträumen zu meinem zweifelhaften Verstand bis zu meiner Zugänglichkeit. Sie versuchen doch nicht etwa wieder, das Thema zu wechseln, oder?«
»Ich versuche, so lange an Ihrem Käfig zu rütteln, bis ich Ihnen die Augen geöffnet habe. Ich habe lange abgewartet und gedacht, dass Sie vernünftig würden, aber Sie wollen es weiterhin als Spiel betrachten. Also werde ich es Ihnen erklären. Sie müssen sich eine Zeit lang zurückziehen. Fahren Sie nach Golden Palms. Lassen Sie die Polizei den Stalker finden, während Sie abtauchen.«
Und ihm verdammt noch mal aus den Augen ging.
»Abtauchen? Und was ist mit ›Laufen Sie nicht weg‹? ›Lassen Sie sich nicht einschüchtern‹?«
»Es gibt einen Unterschied zwischen weglaufen und Selbstschutz. Es besteht ein riesengroßer Unterschied zwischen Angst und gesundem Menschenverstand.« Und es bestand ein Unterschied zwischen einer Todesdrohung und der Bedrohung, die er selbst für sie darstellte. Die eine konnte sie töten. Die andere konnte ihn töten. Wenn ihr Vater ihn nicht tötete, würde er es selbst tun dafür, dass er ein so blöder Sack war.
»Warum machen Sie es nicht allen Beteiligten einfacher und verkriechen sich, bis das hier vorüber ist? Benutzen Sie wenigstens einmal Ihren Kopf.«
Sie legte den Kopf, von dem gerade die Rede war, schief, runzelte die Stirn, und dieser eine Blick sagte schon, dass sie nicht geneigt war, seinem Rat zu folgen.
Er schüttelte den Kopf. Verdammte dickköpfige Frau. »Oh, Moment. Als ich vorschlug, dass Sie Ihren Verstand benutzen sollten, habe ich eins vergessen. Sie haben die Tendenz, manchmal wider besseres Wissen zu handeln, richtig? Nehmen Sie Steven Fowler zum Beispiel.«
Mist. Er hatte nicht vorgehabt, sie ein zweites Mal damit zu verletzen. Aber sie brachte ihn aus der Fassung. Und offenbar auch die Vorstellung von ihr und Fowler zusammen, die ihn ständig verfolgte – so dass er wieder damit herausgeplatzt war.
»Ich will damit sagen, dass einige Ihrer früheren Fehler Ihnen vielleicht vor Augen führen können, dass Sie nicht immer die besten Entscheidungen treffen und auf einen wohlmeinenden Ratschlag hören sollten.«
Aus dem Stirnrunzeln wurde ein wütendes Funkeln. »Wohlmeinend? In Ihnen steckt nicht ein einziger wohlmeinender Knochen, und diese Spitze eben hat es gerade wieder bewiesen.«
Sie musterte ihn lange, und dann, statt ihn niederzumachen, stellte sie ihm eine, wie er bald herausfinden würde, wohl überlegte Frage.
»Warum kommen Sie immer wieder auf Steven Fowler?«
Weil er eifersüchtig war auf diesen Mistkerl, deshalb. Und weil es ihn unglaublich nervte, dass sie mit einem verheirateten Mann geschlafen hatte. »Er ist ein Verdächtiger. Auch seine Frau.«
»Tatsächlich? Ich glaube, Sie bringen seinen Namen
Weitere Kostenlose Bücher