Wer den Tod begruesst

und ist vorzeitig pensioniert worden wegen einer Schussverletzung am Bein während des Dienstes.«
    Sie hatte herausgefunden, dass Wes Garrett nach seinem Abschied von der Polizei vor fünfzehn Jahren eine private Sicherheitsfirma gegründet hatte – E.D.E.N. Security, Inc., wobei E.D.E.N., wie sie später las, ein Akronym für die Initialen seiner Kinder war, Ethan, Dallas, Eve und Nolan.
    »Nachdem er wieder laufen konnte, fing Ihr Vater mit E.D.E.N. an – der Firma, die jetzt Ihr ältester Bruder Ethan zusammen mit Dallas und Eve führt. Und jetzt gehören Sie auch dazu.«
    »Ich gehöre zu gar nichts. Ich tue meinem Bruder nur einen Gefallen.«
    »Bin ich der Gefallen?«
    »Ein verdammt großer. Wohin genau soll das führen?«
    Sie blickte hoch von ihren Notizen. Der Mann hinter dem Lenkrad war kein glücklicher Mann. Ihm gefiel nicht, dass sein Leben ebenso ausgebreitet vor ihr lag wie ihres vor ihm. Eine klügere Frau hätte vielleicht den Rückzug angetreten. Stattdessen verhielt Jillian sich so, als hätte sie ihn nicht gehört, und fuhr fort, die ausgedruckten Seiten auf ihrem Schoß zu überfliegen.
    Sie konnte nicht anders. Sein Hintergrund faszinierte sie. In einem Interview mit der Lokalzeitung hatte sie gelesen, dass er auf der Highschool ein Football-Fanatiker gewesen war. Als er nach dem College kein Profifootball-Angebot bekommen hatte, war er zum Militär gegangen.
    »Ich liebe dieses Interview«, fuhr sie fort und wusste genau, dass sie einen wunden Punkt nach dem anderen berührte, fühlte sich aber relativ sicher, da er auf den Verkehr achten musste. Außerdem waren Kehrtwendungen bei ihm schließlich auch an der Tagesordnung. »Ich zitiere: ›Auf dem College habe ich hauptsächlich Bier, Fußball und Frauen studiert – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Nach dem Abschluss und nachdem sich kein Profi-Verein für mich interessierte, hatte ich absolut keine Ahnung, wer ich war oder was ich wollte, außer dass es mich reizte, ständig etwas Neues auszuprobieren. Ich wollte nie die militärische Laufbahn einschlagen wie meine Brüder und mein Vater … aber ehe ich mich’s versah, fand ich mich im Rekrutierungsbüro auf der Gun Club Road wieder, unterschrieb und sagte meinem bequemen Zivilleben Ade. Einige Jahre später war ich US-Army Airborne Ranger. Schlanker, schlechter und verdammt viel klüger als vorher.‹«
    Für das »schlechter« konnte Jillian sich verbürgen. Und die anderen Dinge, die sie gelesen hatte, unterstrichen sowohl Jason »Plowboy« Wilsons als auch ihres Vaters Behauptungen, was Garretts Heldentaten in Afghanistan und im Irak betraf. Offensichtlich begeistert von dem »Lokalhelden« und der gesamten Familie, hatte ein Zeitungsreporter einige Jahre zuvor viel Zeit aufgewendet, um an Nolan heranzukommen und einen Artikel über ihn zu schreiben.
    »Können Sie mir sagen, warum Sie in meinem Leben herumschnüffeln?«
    Das hörte sie laut und deutlich. Er war so kurz angebunden, dass kein Zweifel daran bestehen konnte, wie wütend er war. Echt wütend.
    »Ich war neugierig. Und etwas anderes interessiert mich auch noch. Ich wüsste gern, warum jemand mit einem Collegeabschluss sich als einfacher Soldat verpflichtet, außer dass es Familientradition war, zur Army zu gehen? Ich meine, diese Entscheidung war ja nicht unbedingt der sicherste Schritt zu einer Karriere, oder? Mit Ihrem Abschluss hätten Sie doch Offizier werden können.«
    Sie konnte sehen, wie es in ihm arbeitete.
    »Oder vielleicht dachten Sie einfach, dass es mehr Spaß machen würde«, schloss sie, da er weiterhin schwieg. »Eine größere persönliche Herausforderung, gewöhnlicher Infanterist zu sein? Obgleich ich Ihnen sagen muss, ich habe mir den mörderischen Ausbildungsplan für gewöhnliche Rekruten angesehen, und ich kann darin nichts entdecken, was auch nur entfernt nach Spaß klingt. Was so viel heißt wie, dass sich Ihre und meine Vorstellungen von Spaß gewaltig unterscheiden.«
    »Und Sie tun gut daran, das nicht zu vergessen. Zum Beispiel finde ich dies überhaupt nicht spaßig.«
    Manchmal war es schlicht richtig, die Dinge einfach beim Namen zu nennen. »Was dem einen recht ist, ist also dem anderen nicht billig?«
    »Ah. Dies ist also die Retourkutsche dafür, dass ich eine Akte über Sie habe – obgleich es Teil meines Jobs ist, alles über Sie zu wissen.«
    »Genauso wie es Teil meines Jobs ist herauszufinden, was Nachrichtenwert hat und was nicht. Sie waren eine Nachricht.«
    »Ich bin