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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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hocherotisches Bild aus ihrer Vorstellung zu vertreiben, »dass wir uns nicht länger über Sie unterhalten?«
    Nolan warf Jillian einen verstohlenen Blick zu, als er die beiden Rib-Eye-Steaks vom Grill nahm und auf einen Teller legte. Sie saß ganz ruhig auf einem Stuhl am Tresen, ein Ellbogen auf den schwarzen Granit, das Kinn in die Handfläche gestützt, während sie abwechselnd einen Schluck trank und gedankenversunken ihr Weinglas drehte.
    Mann. Er hätte ihr schon vor längerer Zeit Wein einschenken sollen. Seit er dies eine halbe Stunde zuvor getan hatte, hatte sie aufgehört, ihn mit Fragen zu bombardieren. Wer hätte gedacht, dass sie, wenn sie nicht gerade zu Tode erschreckt wurde, von einem Schlückchen Wein zum Schweigen gebracht würde? Und wer hätte gedacht, dass sie auf die Idee kommen würde, in seiner Vergangenheit zu graben … oder so ausgebufft war, all das herauszufinden, was sie ihn gefragt hatte?
    Ihr kleiner Fischzug hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. Er liebte es nicht, seine Lebensgeschichte in aller Ausführlichkeit ausgebreitet zu sehen – obgleich er widerwillig zugeben musste, dass seine Achtung vor ihr wieder ein bisschen zugenommen hatte. Offenbar war sie aus eigener Kraft in ihrem Beruf so weit gekommen. Jemand, der so viel Dreck in so kurzer Zeit ausgraben konnte, konnte kein schlechter Journalist sein.
    »Essen ist fertig«, verkündete er und trug den Teller mit den Steaks und eine Schüssel Salat zum Tisch.
    Sie blinzelte und wirkte, als hätte sie seine Gegenwart völlig vergessen. Schließlich glitt sie vom Barhocker und ging barfuß mit dem Weinglas in der Hand hinüber zum Esstisch. »Warum Root Beer?«
    Er beobachtete, wie sie sich setzte. Einer von vielen Fehlern, die er sich bisher geleistet hatte. Sie hatte ihr weißes Jackett und die High Heels in die Ecke geschleudert, sobald sie die Wohnung betreten hatten. Und bei seinem Glück trug sie außer einem kurzen, weißen Rock, der viel zu viel von ihren nackten Beinen zeigte, nur noch ein knappes, korallenrotes Top mit Spaghettiträgern. Er hatte keinen Schimmer, wie man das Teil nannte – vielleicht Leibchen oder Mieder. Was er aber genau wusste, war, dass es so glatt wie Seide und so sexy wie nackte Haut war. Und dass die Frau, die es entworfen hatte, ganz genau wusste, was einen Mann in die Knie zwang.
    Über die subtilen Bewegungen darunter drückten sich ihre Brüste unter dem dünnen Stoff ab; ihre Brustwarzen waren so deutlich zu sehen wie, wie …
    »Hal-looo?«
    Gewaltsam riss er seinen Blick los von ihren Brüsten und blickte sie an, als ihm bewusst wurde, dass sie mit ihm redete. »Was?«
    »Warum Root Beer?«, fragte sie, und ihm wurde klar, dass sie eine Frage wiederholte.
    Er setzte sich und griff nach dem Steakmesser. »Weil ich im Dienst bin.«
    »Und?«
    »Und weil ich die richtigen Sachen etwas zu gern mag.«
    »Hm.« Sie betrachtete ihn und trank einen Schluck Wein. »Ich halte Sie eher für einen Typ, der auf hochprozentige Sachen steht.«
    »Das auch«, sagte er und schnitt in sein Steak.
    »Soll heißen, dass Sie zu viel trinken oder es zu sehr mögen?«
    »Beides ja. Essen Sie. Keine weiteren Fragen.«
    Absolut keine weiteren Fragen. Wenn sie ihn weiter so bedrängte, wie sie es auf der Rückfahrt vom Studio getan hatte, würde er noch seine Geheimnisse preisgeben, nur um sie zum Schweigen zu bringen. Und das war das Letzte, was er wollte. Da sie den Vorfall in Fort Benning noch nicht erwähnt hatte, musste ihr seine Verbindung zu Will entgangen sein. Sie wusste nichts darüber, wie er gestorben war. Genauer, sie wusste nicht, warum er gestorben war. Und sie wusste nicht, dass er, als er vor drei Monaten seinen Abschied genommen hatte, sich in eine leidenschaftliche Romanze mit der Flasche gestürzt hatte.
    »Wissen Sie, dass Sie manchmal im Schlaf schreien?«
    Ihre Frage haute ihn glatt um. Er erstarrte, schaffte es irgendwie, seinen Blick vom Teller zu heben und sie anzusehen und mechanisch weiterzukauen. Nachdem er hinuntergeschluckt hatte, griff er zu dem Bier und warf ihr über die Flasche hinweg einen nachsichtigen Blick zu.
    »Ich habe Sie gehört. In der Nacht«, fuhr sie leise fort.
    Als er nichts sagte, lag etwas wie Mitgefühl sowohl in ihrem Blick als auch in ihrer Stimme, als sie fortfuhr.
    »Albträume?«, fragte sie mit einer Behutsamkeit, die den in ihm tobenden Gefühlen völlig entgegenstand.
    Er holte tief Luft, um sich zu sammeln, atmete wieder aus. »Sie wissen einfach

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