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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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schon alles, was
sie wußte. Das Versteck jedenfalls kannte sie nicht. Die Schweine haben sie
bestimmt gefoltert, um was aus ihr rauszukriegen. Wahrscheinlich die, die
Brousse umgelegt haben. Jedenfalls beweist das, daß sie über die Diamanten
Bescheid wußten. Warum solltest du nicht auch Wind von der Sache gekriegt
haben, he? Du hast den Schlüssel zur Villa, schleichst dich hier rein,
entdeckst den Trick mit der Decke... Die Alte hat den Mechanismus auch
entdeckt, aber zu spät. Die Diamanten waren schon weg. Und wer hat sie sich
geholt? Wer? Kannst du mir das verraten?“
    „Langsam, langsam“, versucht ihn der
andere zu beruhigen. Aber seine Kehle ist trocken.
    Nach kurzem Schweigen knurrt Sarfotti.
    „Komm, darüber reden wir bei dir zu
Hause. Und wenn du mich verarscht hast...“
    Er flucht noch etwas vor sich hin.
Dann ist die interessante Unterhaltung zu Ende. Das Licht wird gelöscht, die
Haustür zugeschlagen. Schritte knirschen über den Kiesweg. Ein Motor wird
angelassen. Mir schwirrt der Kopf.
    Ich wage mich wieder aus meinem
Schlupfloch hervor. Nach dem Hocken in gekrümmter Haltung sind meine Glieder
steif. In der Dunkelheit stoße ich gegen die Möbel, dann stehe ich neben dem
Telefon. Ich lege die Hand auf den Hörer und lausche auf den Gesang des Regens.
    Mit dem Anrufen kann ich noch warten.
Auch wenn mir nach dem belauschten Gespräch ein Licht aufgegangen ist, ändere
ich den Ablauf meines Programms nicht. Ich lege mich aufs Sofa. Jetzt bin ich
wieder alleine. Mit meinen Gedanken!

15

Die Bösen werden bestraft, die Guten belohnt
     
    Sonntag, 9. November, neunzehn Uhr. Es
regnet immer noch. Mir brummt ganz schön der Schädel, aber Tabak ist wieder
erlaubt. Der Rauch meiner Pfeife mischt sich mit dem einer selbstgedrehten
Zigarette. Kommissar Faroux sitzt vor mir. War gar nicht so einfach, sich mit
ihm in Verbindung zu setzen. Seit heute morgen zehn Uhr bin ich hinter ihm
hergewesen. Also, wenn alle, die von den Flics gejagt werden, soviel Mühe
haben, sich zu stellen... Na ja, egal! Sicher, heute ist Sonntag. Faroux war
weder zu Hause noch in seinem Büro. Ich hab überall rumtelefoniert.
    Huguette de Mèneval wird eine
gesalzene Telefonrechnung kriegen! Und endlich, um fünf Uhr nachmittags...
    „Hallo, Faroux! Hier Nestor Burma. Hab
gehört, Sie suchen mich...“
    „Warum sollte ich?“
    „Genau, pokern Sie ruhig! So lange,
bis einer Ihrer Kollegen rausgekriegt hat, von welchem Apparat ich anrufe.
Immer auf Zack, unsere Kripo! Sogar am heiligen Sonntag... Werd Ihnen erzählen,
warum Sie mich suchen sollten. Weil Sie in der Rue du Dobropol am Tatort einer
Schießerei meine Visitenkarte und an den Splittern eines Whiskyglases meine
Fingerabdrücke gefunden haben. Und dazu noch mein Auto, in derselben Straße.“
    „Tja... Und weil Sie sich eine Kugel
gefangen haben, weil eine gewisse Régine Monteil Sie zu einem Freund gefahren
hat, einem Arzt, weil Sie beobachtet haben — das war schon Donnerstag
abend ! — , wie Yolande Mège gekidnappt wurde
usw. usw. Sind wir uns einig?“
    „Ja. Hoffentlich sind wir’s gleich
immer noch. Ich komme und zeige Ihnen meinen Beutel.“
    Hélène begleitete mich zur Tour
Pointue. Meine Reisetasche fand allgemein Beachtung.
    „Aha!“ begrüßt mich Inspektor Fabre
lachend. „Endlich kommt mal einer, der sich keine Illusionen macht. Etwas
Unterwäsche zum Wechseln für einen längeren Aufenthalt in der Santé ?“
    Und dann hab ich Kommissar Faroux
alles erzählt, was es zu erzählen gab. Außer meiner Totengräberei auf der Île
de la Grande-Jatte und den Ereignissen in der Rue Rochefort. Jetzt sitzen wir
wie zwei Auguten da, starren uns an und vermischen unseren Tabakqualm. Der
Kommissar hustet, öffnet eine Akte, entnimmt ihr nagelneue Glanzfotos und
reicht sie mir.
    „Yolande Mège“, erklärt er. „Sie
hätten uns besser sofort alarmieren sollen, anstatt im Alleingang den großen
Helden zu markieren! Das ist Ihr Werk...“
    Schweigend sehe ich mir die Fotos an.
Yolande ist nackt, wie üblich. Aber diese Abzüge eignen sich nicht fürs Prickelnde
Paris.
    „Wir haben Sie heute aus der Seine
gefischt“, bemerkt Faroux. „Ich hab den ganzen Sonntag an der Seine verbracht,
‘ne schöne Scheiße!“
    Aus der Seine. Ich frage nicht, an
welcher Stelle. Das ist unwichtig. Ich räuspere mich.
    „Was sind das für schwarze Punkte auf
dem ganzen Körper?“ erkundige ich mich.
    „Die Kerle kommen günstig an
Zigaretten ran. Sie haben so einige

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