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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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gucken zu viel CSI .«
    »Was dann?«
    »Manchmal wiederholt sich die Geschichte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Mann auf dem Foto, das ich Ihnen gerade gezeigt habe.«
    Sie wartete, ahnte aber schon, was kommen würde. Ihr Blick wanderte zur Ecknische.
    »Das ist Carlton Flynn.«

VIERZEHN
    M egan blieb noch einen Moment sitzen. Sie sah immer wieder zu Flynns Vater hinüber, ihre Gedanken kreisten jedoch um die Vergangenheit. Ray. Das Foto war ein unumstößlicher Beweis.
    Ray war wieder da.
    Aber was bedeutete das? Warum sollte Ray Broome dieses Foto geschickt haben – sofern er es selbst getan hatte? Und – was noch wichtiger war – warum hatte er es überhaupt gemacht?
    Sie hatte noch so viele Fragen. Vor allem weil sie Lorraine glaubte. In einem so bedeutsamen Punkt irrte sie sich nicht. Die Frage lautete also, wie konnte Stewart Green zurück sein? Wo war er die letzten siebzehn Jahre gewesen? Was war in jener Nacht wirklich passiert? Welche Rolle hatte Ray dabei gespielt – und bestand wirklich eine Verbindung zu einem verschwundenen jungen Mann siebzehn Jahre später?
    Sie hatte keinen Schimmer.
    Unter anderem hatte Megan deshalb nie Kontakt zu Ray aufgenommen, weil sie ihn schützen wollte – genauso wie er versucht hatte, sie zu schützen. Aber jetzt, nach siebzehn Jahren, wo ein anderer Mann im gleichen, abgelegenen Teil des Naturschutzgebiets verschwunden war … Die ganze Sache ergab einfach keinen Sinn.
    Sie zog die Visitenkarte aus der Tasche. Fester im Weak Signal .
    Megan konnte immer noch das tun, was vermutlich am vernünftigsten war. Sie hatte die Tür zwar geöffnet, bisher war aber noch nichts herausgefallen. Und nun, nachdem sie ihre Pflicht getan hatte, hätte sie sie einfach wieder schließen können. Hätte in ihren Wagen steigen können, nach Hause fahren, sich eine neue Geschichte ausdenken, unterwegs noch kurz anhalten, den neuen Weber-Grill kaufen und Dave erzählen, dass sie ihn damit überraschen wollte. Wenn sie das täte, wäre die ganze Sache erledigt.
    Vor siebzehn Jahren hatte sie dieser Welt schließlich ein für alle Mal den Rücken gekehrt. Sie würde Harry Sutton anrufen, obwohl der bei diesem Treffen gar nicht erschienen war, und ihm sagen, dass sie raus aus der Sache war. Sie schuldete dieser Stadt nichts.
    Und Ray?
    Ein ehemaliger Liebhaber. Mehr nicht.
    Hier allerdings wies ihre Argumentationskette eine deutliche Schwachstelle auf. Denn per Definition machte man mit einem Liebhaber Schluss. Das konnte man auf gute oder schlechte Art und Weise machen, aber zumindest bei einem oder beiden war in der Regel irgendwann die Liebe vergangen, und dann beendete man die Geschichte. Und genau das war in diesem Fall nicht passiert. Sie war verrückt nach ihm gewesen – und er verrückt nach ihr. Sie hatten nicht Schluss gemacht, sondern waren einfach auseinandergerissen worden. Sie hasste den Begriff, aber wie jedes andere Paar hätten sie wahrscheinlich irgendeinen Abschluss gebraucht.
    Ray konnte in ernsthaften Schwierigkeiten stecken.
    Ray konnte ihr ernsthafte Schwierigkeiten machen.
    Noch einmal musterte sie verstohlen Carlton Flynns Vater in seinem Hawaiihemd. Er sah sie an. Ihre Blicke trafen sich. Nicht lange. Nur ein oder zwei Sekunden, trotzdem spürte sie seinen Kummer, seine Bestürzung, seinen Zorn. Konnte sie das einfach hinter sich lassen? Konnte sie auch Ray noch ein zweites Mal einfach hinter sich lassen?
    Wenn sie ganz uneigennützig darüber nachdachte, merkte sie, dass sie gerade das nicht konnte oder zumindest nicht durfte. Doch auch ganz eigennützig betrachtet, wollte sie die Tür noch nicht schließen. Diese Tür zu schließen hieß, in ihr normales Leben zurückzukehren, wo ein Tag wie der andere war. Eigentlich hätte sie sich danach sehnen sollen, doch im Moment beängstigte sie der Gedanke, für immer zum Status quo zurückzukehren.
    Im Prinzip hatte sie keine Wahl.
    Sie musste Ray suchen. Sie musste ihn fragen, wieso er dieses Foto gemacht hatte. Und sie musste ihn fragen, was vor siebzehn Jahren wirklich mit Stewart Green geschehen war.
    Megan wich dem Blick von Carlton Flynns Vater aus, stand auf und machte sich auf den Weg ins Weak Signal , um Fester zu suchen.
    Der Durchbruch kam kurz nachdem Broome die Ruinen der alten Eisenerzmine erreichte.
    »Blut«, sagte Samantha Bajraktari.
    Der Ort war sehr abgelegen. Es gab weder Autos noch irgendwelche anderen Fahrzeuge. Ein New Jersey Park Ranger (ein Begriff, der in dem fast durchgängig

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