Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
er.
    Oje, dachte Megan. Sie musste sich im Lauf der Jahre wirklich sehr verändert haben. »Nein, nur eine Freundin.«
    »Eine Freundin, klar.« Goldberg grinste und wandte sich wieder Broome zu. »Was tun Sie hier?«
    »Ich trinke nur einen Kaffee mit einer alten Freundin.«
    »Haben Sie gesehen, mit wem ich hier bin?«
    Broome nickte.
    »Was soll ich ihm sagen?«
    »Wir kommen langsam voran«, antwortete Broome.
    »Haben Sie nichts Konkreteres?«
    »Im Moment nicht.«
    Goldberg runzelte die Stirn und wandte sich ab. Als er ging, sah Megan Broome fragend an. Er antwortete: »Der Mann bei ihm ist Del Flynn, Carltons Vater.«
    Megan drehte sich um und sah ihn an. Die Goldketten glänzten auf der freigelegten Brust. Sein grässliches Hawaiihemd leuchtete so grell orange, als wollte es dem, was sein Träger gerade durchmachte, trotzen – noch eine Fassade, in diesem Fall jedoch eine sehr leicht durchschaubare. Selbst ein Blinder hätte sofort erkannt, welche Verwüstungen der Verlust in Del Flynn angerichtet hatte. Er zerfraß alles, was ihn umgab. Er war unrasiert, Gesichtszüge und Schultern hingen schlaff herab. Er wirkte benommen und starrte ins Nichts.
    Was diesem Mann widerfahren war, war der Alptraum aller Eltern. Megan musste an ihre Kinder denken und an ihren dummen und anmaßenden Kommentar, dass sie es hasste, ausschließlich für ihr Lächeln zu leben. Dann sah sie Carlton Flynns Vater noch einmal an.
    »Beängstigend, oder?«, fragte Broome.
    Sie sagte nichts.
    »Sehen Sie, was ich gerade versuche?«
    Sie schwieg weiter.
    »Auch Stewart Green hat Eltern gehabt«, fuhr er fort. »Außerdem eine Frau und Kinder. Jetzt sehen Sie sich den Mann da drüben an. Stellen Sie sich vor, wie er nachts schlaflos im Bett liegt. Wie er nach Antworten sucht. Stellen Sie sich vor, dass sich diese Höllenqualen über mehrere Tage hinziehen. Dann über Wochen. Über Monate und sogar Jahre. Stellen Sie sich diese Pein vor.«
    »Ich hab’s ja verstanden«, fauchte Megan. »Sie sind ein Meister der Subtilität, Broome.«
    »Ich möchte mich nur verständlich machen.« Er winkte, dass die Kellnerin die Rechnung bringen sollte. »Können Sie mir noch etwas über das Foto sagen?«
    Ray, dachte sie, sah aber keine Möglichkeit, Broome das mitzuteilen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nichts.«
    »Vielleicht noch irgendwas über irgendwas anderes?«
    Broome sah ihr in die Augen. Sie war hergekommen, um ihm etwas Wichtiges mitzuteilen. Jetzt war sie nicht mehr sicher, ob sie das wirklich tun sollte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie brauchte Zeit und die Chance, in Ruhe nachzudenken.
    Broome wartete.
    »Eine Person, deren Name nichts zur Sache tut«, setzte Megan an, »hat vielleicht – und dieses vielleicht ist wichtig – vor kurzem Stewart Green gesehen.«
    Jetzt war Broome perplex. »Ist das Ihr Ernst?«
    »Nein, das habe ich mir gerade erst ausgedacht. Natürlich ist das mein Ernst. Aber mein Informant war sich nicht sicher. Es könnte auch nur ein Mann gewesen sein, der Stewart ähnlich sah. Es ist immerhin siebzehn Jahre her.«
    »Und den Namen Ihres Informanten werden Sie mir nicht verraten?«
    »Nein, das werde ich nicht.«
    Broome verzog das Gesicht. »Soll ich Ihnen den besorgten Vater noch einmal zeigen?«
    »Nur wenn Sie es darauf anlegen, dass ich sofort aufstehe und gehe.«
    »Okay, schon gut.« Er hob die Hände, als würde er sich ergeben. »Wann hat Ihr Informant Stewart gesehen?«
    »In den letzten Wochen.«
    »Wo?«
    »Hier in der Stadt.«
    »Wo in der Stadt?«
    »Im La Crème . Und da drin ist es meist ziemlich dunkel.« Megan öffnete den Mund und hätte fast sie gesagt, fing sich aber im letzten Moment. »Mein Informant sagt, es wäre nur ein kurzer Moment gewesen und dass er es womöglich auch gar nicht war.«
    »Und dieser Informant, ist er oder sie zuverlässig?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Glauben Sie, dass er oder sie Stewart Green gesehen hat?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und jetzt frage ich noch einmal, können Sie mir noch etwas zu der ganzen Sache sagen?«
    Megan schüttelte den Kopf. »Das ist alles.«
    »In Ordnung, dann sind wir hier fertig.« Broome stand auf. »Ich muss zum Tatort.«
    »Moment, warten Sie.«
    Er sah zu ihr hinunter.
    »Was für ein Tatort?«
    »Die Eisenerzmine, wissen Sie noch?«
    Sie runzelte die Stirn. »Glauben Sie wirklich, dass Sie nach so langer Zeit noch Blut, Fasern oder sonst irgendwas finden?«
    »Blut oder Fasern?«, wiederholte er und schüttelte den Kopf. »Sie

Weitere Kostenlose Bücher