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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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schien.
    Megan hatte das Gefühl, mit der Hand Rauchschwaden beiseitewedeln zu müssen, obwohl niemand rauchte. Es war einfach so eine Kaschemme. Das Dekor bestand aus Dartscheiben, Kleeblättern und Fotos diverser Sportmannschaften mit Sponsorenwerbung. Sie wunderte sich, dass sie trotz ihres Vorstadt-Outfits – Kamelhaarmantel und Coach-Handtasche – nicht angestarrt wurde, obwohl das hier eindeutig nicht dem Standard entsprach. Aber viele Leute kamen wohl gerade deshalb in diese Bar, weil man sie hier nicht kannte. Wahrscheinlich war sie nicht die erste scheinbar ausgefüllte Frau, die auf der Suche nach Anonymität aus dem Convention Center herübergekommen war.
    Lorraine hatte Fester folgendermaßen beschrieben: »Kahl wie eine Billardkugel und etwas größer als ein Planet.« Seltsamerweise befanden sich mindestens drei Männer in der Bar, auf die diese Beschreibung passte. In der Hoffnung, dass Ray womöglich auch in der Bar war, sah sie sich kurz um. Das wäre schließlich das Einfachste. Den Mittelsmann ausschalten. Bei dem Gedanken machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer.
    War sie wirklich bereit, Ray zu treffen? Und wenn ja, was sollte sie ihm sagen?
    Es spielte keine Rolle. Ray war nicht da. Einer der möglichen Fester sah sie an. Also ging sie zu ihm und fragte: »Sind Sie Fester?«
    »Schätzchen, ich kann der sein, als den du mich gern hättest.«
    »Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich sofort dahinschmelzen und dich anbetteln, mich gleich hier flachzulegen, aber ich bin in Eile. Wer von euch ist Fester?«
    Der Mann verzog das Gesicht und deutete mit dem Daumen auf einen anderen Mann – den umfangreichsten der möglichen Fester. Megan bedankte sich und ging zu ihm.
    »Sind Sie Fester?«
    Der Mann hatte Unterarme wie die Marmorsäulen der Akropolis. In seiner riesigen Hand sah das Bierglas wie ein Kurzer aus. »Wer will das wissen?«
    »Was denken Sie wohl? Ich natürlich.«
    »Und Sie sind?«
    »Mein Name tut nichts zur Sache.«
    »Sind Sie Gerichtszustellerin?«
    Megan runzelte die Stirn. »Seh ich aus wie eine Gerichtszustellerin?«
    Er musterte sie von oben bis unten. »Irgendwie schon, ja.«
    Mann, dachte Megan heute zum zweiten Mal, sie musste sich wirklich verändert haben.
    »Ich suche einen Ihrer Angestellten.«
    »Um ihm eine Vorladung zuzustellen?«
    »Nein, ich bin keine Gerichtszustellerin.«
    »Wen suchen Sie?«
    »Ray Levine.«
    Wenn Fester den Namen kannte, ließ er es sich nicht anmerken. Er hob sein Bier und nahm einen kräftigen Schluck. »Warum würden Sie diesen Ray sehen wollen?«
    Gute Frage. Sie überlegte kurz, was sie darauf antworten sollte, und entschied sich dann für die Wahrheit. »Er ist ein alter Freund.«
    Fester musterte sie noch einen Moment lang. »Und was wollen Sie von ihm?«
    »Nichts für ungut, aber sind Sie sein Arbeitgeber oder seine Mutter?«
    Er lächelte. »Ich gebe Ihnen einen aus.«
    »Sie belieben zu scherzen?«
    »Ist schon in Ordnung. Ich bin harmlos. Was nehmen Sie?«
    Megan seufzte und atmete tief durch. Ihr Handy summte. Sie griff in ihre Handtasche und stellte es stumm. Mach langsam, dachte sie. Lass dir Zeit, vielleicht kriegst du dann, was du willst. »Okay. Dann nehme ich das Gleiche wie Sie.«
    Er bestellte ihr eine Art Light-Bier mit Obst drin. Sie konnte Light-Bier nicht ausstehen, schon gar nicht mit Obst, aber es war zu spät. Sie trank einen Schluck.
    »Wie heißen Sie«, fragte Fester.
    »Cassie.«
    Fester nickte bedächtig. »Dann sind Sie diejenige welche, stimmt’s?«
    »Ich bin wer?«
    »Diejenige, die Ray das Herz gebrochen hat. Die seine Seele zerquetscht und das Wrack zurückgelassen hat, das er jetzt ist.«
    Megans Brust zog sich zusammen. »Hat er Ihnen das erzählt?«
    »Nein, aber es ist unübersehbar. Woher wissen Sie, dass er Sie sehen will?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Er arbeitet sowieso gerade«, sagte Fester, und seine Augen verengten sich. »Moment, kenne ich Sie nicht? Sie haben hier unten gearbeitet, stimmt’s?«
    Das war nicht gut.
    »Ich war Türsteher«, sagte Fester. »Damals. Wie hießen Sie noch? Ich hab Ihr Gesicht schon mal gesehen.«
    »Ich will nur mit Ray sprechen«, sagte sie.
    Fester studierte ihr Gesicht weiter. Das gefiel ihr nicht. Sie wollte gerade gehen, als Fester ohne jede Vorwarnung sein Handy zückte und ein Foto von ihr machte.
    »Was zum Teufel soll das denn jetzt?«
    »Für meine Pornosammlung.« Festers riesige Finger bearbeiteten die Tastatur. »Aber eigentlich sende ich Ray gerade das

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