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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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auf eine Antwort. Es war Zeit für das nächste Treffen mit Broome.
    Sie klappte das Handy zu und erhob sich vom Barhocker. Der Club füllte sich langsam, und Lorraine war beschäftigt. Mit einem kurzen Nicken verabschiedete sie sich von ihrer alten Freundin, worauf Lorraine als Erwiderung eine Augenbraue hochzog. Megan ging zwischen Männern, die sie unverblümt anstarrten, zur Tür. Auch in einer normalen Umgebung hätten Männer sicher oft gerne so offen gestarrt, doch man zwang sie zur Heimlichtuerei. Hier im Club bezahlten sie mit den überhöhten Getränkepreisen dafür, sich nicht verstellen zu müssen.
    Einen Moment lang überlegte sie, ob Dave je in einen solchen Club ging. In dem Fall hätte er ihr nichts davon erzählt, aber wie sie nur zu genau wusste, taten das die wenigsten Männer. Würde er es nur genießen, unverblümt glotzen zu können, oder würde er sich auch noch einen Lapdance bestellen? Und spielte das eine Rolle?
    Eine Viertelstunde später betrat Megan das Heritage Diner . Es war ein wunderbar altmodisches Restaurant, dessen Nischen sogar mit diesen kleinen Jukeboxes ausgestattet waren. Obwohl Megan bezweifelte, dass die funktionierten. An der Kasse saß ein Mann mit dicken Blumenkohlohren, unter einer Glashaube alterten verschiedene Kuchen, und an den Wänden hingen signierte Fotos von Lokalnachrichtensprechern. Die Kellnerinnen trugen Uniform und waren pampig.
    Als sie hereinkam, erhob Broome sich.
    »Vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, noch einmal mit mir zu reden.«
    »Wo ist Harry?«
    »Noch nicht hier.« Sie setzten sich in die Nische. »Wollen Sie etwas essen?«
    »Nein danke.«
    Broome zeigte auf seine Tasse. »Ich hab Kaffee. Kann ich Ihnen einen anbieten?«
    Megan schüttelte den Kopf und drehte sich zur Tür um. »Harry müsste jeden Moment kommen.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir schon anfangen?«, fragte Broome. »Ich habe im Moment sehr wenig Zeit.«
    »Ohne meinen Anwalt?«
    »Sie brauchen keinen Anwalt. Ich habe Sie nicht unter Verdacht, aber mir läuft wirklich die Zeit davon. Also, was meinen Sie?«
    Als sie nicht antwortete, fuhr Broome einfach fort.
    »Hat der Mardi Gras für Sie eine besondere Bedeutung?«, fragte er.
    »Ich dachte, Sie wollten mir ein Foto zeigen?«
    »Das mache ich gleich. Aber ich wollte erst nach dem Mardi Gras fragen.«
    »Ob er mir etwas bedeutet?«
    »Ja.«
    »Ihnen ist doch klar, dass er das tut.«
    »Wären Sie so freundlich, mir zu erzählen, was das ist?«
    »Ich dachte, Sie sind in Eile?«
    »Haben Sie bitte noch einen Moment Geduld, ja?«
    Megan seufzte. »Die Nacht, von der ich Ihnen erzählt habe, bevor ich dann abgehauen bin, das war am Mardi Gras.«
    Broome schien zufrieden zu sein. »Sonst noch was?«
    »Zum Beispiel?«
    »Ganz egal. Sie könnten sich zum Beispiel erinnern, dass etwas Eigenartiges an Mardi Gras passiert ist. Vielleicht wissen Sie noch, dass an Mardi Gras ein paar unheimliche Typen im Club gewesen sind? Irgendetwas.«
    Sie überlegte. »Nein.«
    Broome hatte eine Aktenmappe vor sich liegen. Er klopfte mit dem Zeigefinger darauf. Megan wartete, dass er sie öffnete. Die Kellnerin kam mit einer Kaffeekanne. »Soll ich den auffüllen, Schatz?«, fragte sie, im Mund einen Kaugummi von der Größe eines Spülschwamms. Broome schickte sie mit einer kurzen Geste weg.
    Als sie gegangen war, hörte Broome auf zu klopfen und öffnete die Mappe. Er schob ihr das Foto über den Tisch zu. Megan, die davon ausging, nichts zu verbergen zu haben – das hatte sie sich zumindest eingeredet –, war nicht darauf vorbereitet gewesen, ihn täuschen zu müssen, eine Fassade aufrechterhalten zu müssen.
    Und so, als ihr Blick auf das Foto fiel, durchzuckte es ihren ganzen Körper wie bei einem Stromstoß.
    Sie konnte es nicht mehr verstecken. Er hatte es gesehen. Ohne jeden Zweifel. Langsam streckte Megan die Hand aus und zog das Foto zu sich heran.
    »Kennen Sie das Foto?«, fragte er.
    Du musst Zeit gewinnen, dachte sie. Deine Reaktionen unter Kontrolle bekommen. »Wenn Sie meinen, ob ich dieses Foto schon einmal gesehen habe, lautet die Antwort nein.«
    »Aber Sie wissen doch, was es zeigt, oder?«
    Megan nickte.
    »Würden Sie mir erzählen, wieso?«
    Sie schluckte. »Das ist in dem Naturschutzgebiet, von dem ich Ihnen vorhin erzählt habe. Mit den Ruinen der alten Mine.«
    »Also die Stelle, an der Sie den blutüberströmten Stewart Green gefunden haben?«
    »Ja.«
    Schweigen.
    »Erkennen Sie den Mann auf dem

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