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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Zuhälter?«
    »So war das nicht. Sie hat mir etwas bedeutet. Viel sogar.«
    »Aber Sie haben ihr Männer besorgt.«
    »Ich nicht, nein. Das war nur so, dass sie, na ja, sie hat das halt manchmal gemacht. Weil sie ja irgendwie über die Runden kommen musste. Also, das gehörte einfach zu ihrem Job.«
    »Und was gehörte noch dazu?«
    »Sie war Tänzerin.«
    »Tänzerin?«, wiederholte Broome. »Wo denn so? Im Ballett im Lincoln Center?«
    Wieder runzelte Mannion die Stirn. »An einer Stange.«
    »Wo?«
    »Der Laden hieß Homewreckers .«
    Broome erinnerte sich an den Laden. Auf dem Schild davor stand: »Homewreckers Strip Joint – Kein Gentlemen’s Club«. Sie hatten auch für ihr: Sie-kommen-nicht-wegen-des-Essens -Büfett geworben. Der Club hatte vor zehn bis fünfzehn Jahren dichtgemacht. »Hat sie sonst noch irgendwo getanzt?«
    »Nein.«
    »Auch nicht im La Crème ?«
    »Nein.«
    Sackgasse. Oder auch nicht. »Das muss Sie schwer genervt haben.«
    »Was?«
    »Wie sie, äh, sich über Wasser gehalten hat.«
    Er zuckte die Achseln. »Mal mehr, mal weniger. War ja nicht so, dass ich nur Däumchen gedreht habe.«
    »Sie hatten kein Problem damit?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Also war Ross Gunther nur einer derjenigen, der ihr geholfen hat, sich über Wasser zu halten?«
    »Ja, genau.«
    »Und Ihnen war es egal, was sie gemacht hat. Sie haben nicht den eifersüchtigen Liebhaber raushängen lassen?«
    »So ist es.«
    Broome breitete die Hände aus. »Wie konnte es dann zu einer Auseinandersetzung mit ihm kommen?«
    »Weil«, sagte Mannion, »Gunther Stacy geschlagen hat.«
    Broome spürte, wie sein Puls hochging. Ihm fiel ein, was Cassie ihm über Stewart Greens Misshandlungen erzählt hatte. Und dass Tawny von Carlton Flynn misshandelt worden war. Und jetzt schien es bei Stacy Paris und Ross Gunther ähnlich gewesen zu sein.
    Ein Muster.
    Außer dass Ross Gunther tot war. Natürlich konnten auch Stewart Green und Carlton Flynn tot sein – sehr wahrscheinlich waren sie das sogar. Außerdem waren noch jede Menge anderer Männer verschwunden. Aber wohin um alles in der Welt?
    »Was ist mit Ihnen, Mannion. Haben Sie sie je geschlagen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie Stacy je eine gescheuert? Und wenn ich Sie auch nur bei einer einzigen Lüge ertappe, bin ich hier weg.«
    Mannion wandte den Blick ab und verzog das Gesicht. »Ein paar Mal schon. Aber nicht schlimm.«
    »Nein, gewiss nicht.« Noch so ein Schätzchen, dachte Broome. »Was ist mit Stacy Paris passiert, nachdem Sie ins Gefängnis mussten?«
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte Mannion. »Denken Sie, sie hätte mir Briefe geschrieben oder so was?«
    »Ist Stacy Paris ihr richtiger Name?«
    »Kann ich mir kaum vorstellen. Wieso?«
    »Ich muss sie finden. Haben Sie irgendeine Idee, wo sie sein könnte?«
    »Nein. Sie kam aus Georgia. Aber nicht aus Atlanta. Aus der anderen großen Stadt da. Fängt mit S an. Ist weiter im Süden, hat sie gesagt, aber ihr Akzent war wirklich sexy.«
    »Savannah?«
    »Ja, die war’s.«
    »Okay, danke für Ihre Hilfe.«
    Broome wollte aufstehen. Mannion sah ihn mit dem Blick eines Hundes an, den man ins Tierheim sperren wollte. Broome setzte sich wieder. Der Mann hatte achtzehn Jahre für ein Verbrechen gesessen, das er wahrscheinlich nicht begangen hatte. Natürlich war er kein Heiliger gewesen. Er hatte ein ziemlich langes Vorstrafenregister, in dem auch häusliche Gewalt auftauchte, und womöglich wäre er wegen etwas anderem verurteilt worden, wenn er nicht in diese Geschichte verstrickt gewesen wäre. Mannion würde draußen keine guten Taten vollbringen, für eine Wohltätigkeitsorganisation arbeiten oder die Welt für seine Mitmenschen lebenswerter machen.
    »Mr Mannion?«
    Mannion wartete.
    »Ich persönlich halte Sie für unschuldig. Ich habe aber noch nicht genug in der Hand, um Ihre Unschuld beweisen zu können. Wahrscheinlich habe ich noch nicht einmal genug, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen. Aber ich werde weiter daran arbeiten, okay?«
    Tränen rannen Mannion die Wangen hinab. Er versuchte nicht, sie wegzuwischen. Er gab keinen Laut von sich.
    »Ich komme wieder«, sagte Broome auf dem Weg zur Tür.
    Der Weg nach draußen kam ihm länger vor als beim Hereinkommen, auch der Flur wirkte länger und schmaler. Der Wärter, der ihn begleitete, sagte: »Hat er Ihnen Schwierigkeiten gemacht?«
    »Nein, absolut nicht. Er war sehr kooperativ.«
    An der zweiten Sicherheitsschleuse bekam er seine

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