Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Bösen. Alle niederen Geschöpfe – und zu denen zählte er sich selber auch – waren ihm untergeben. Durch seine persönliche Genfehlstellung war er dazu verdammt dem Stärkeren zu gehorchen und das hatte er über die Jahre gelernt zu akzeptieren. Mit der Myrthe-Sache hatte er sich allerdings eindeutig übernommen ... und auch nie damit gerechnet, ausgetrickst zu werden.
Ein heiseres Lachen drang aus seiner Kehle, denn der Wahnsinn ließ allmählich nach. Die ersten Ansätze seiner gewohnten Kraft kehrten ohne diesen verfluchten Kübel bereits zurück. Emmi hatte ihm, gegen jede Erwartung, das Leben gerettet und musste dies vermutlich mit dem ihren bezahlen. Die klatschenden Geräusche zeugten davon, dass sie geschlagen wurde, ihre leiser werdenden Schreie davon, dass sie dabei weitergezerrt wurde. Gowan war mit Sicherheit bereits vollkommen erschienen und Emmi so gut wie verloren.
„Verflucht!“, zischte Aron und zerrte an seinen Ketten. „Scheiß Silber!“ Seine Haut brannte, obwohl das Metall nicht die Wirkung erzielte wie bei einem Vollvampir. Ein wenig würde es noch dauern, aber dann hätte er womöglich wieder genug Kraft, um die Ketten aus der Mauer zu reißen.
Ein Geräusch am Gang aktivierte all seine außergewöhnlichen Sinne. Da waren eindeutig Schritte ... von einer Frau und zwei Männern! Und das war mehr als ungewöhnlich, denn der menschliche Wirt von Gowan arbeitete meist alleine. Mehrere Handlanger konnte er sich bei dem blutigen Geschäft nicht leisten, denn die oberste Regel lautete unauffällig zu bleiben. So gut ein mörderisches Monster eben unauffällig bleiben konnte.
Ein hässlicher Mann erschien an der Tür und trat ein. Der üble Geruch der Magie haftete an ihm, wie Dung am Hintern einer Kuh.
„Was willst du?“, zischte Aron, weil Vampire und Magier noch nie wirklich gut zusammengepasst hatten. Sie waren zu unterschiedlich, als dass sie jemals Freunde oder Feinde geworden wären. Für gewöhnlich gingen sie sich aus dem Weg.
„Aron!“, ertönte es plötzlich vorwurfsvoll hinter dem hässlichen Mann und Aron erkannte Emmis Tischnachbarin aus dem Café ... Carmen, mit den hexenhaften Augen. Neben ihr stand noch ein weiter Mann. Sie war offensichtlich sauer auf Aron, aber das hinderte ihn nicht daran sie zu warnen.
„Ihr ... seid ... hier in Gefahr!“, krächzte er, weil er nicht verstand, warum sich Menschen hier herunter verirren konnten. Gut, der Hässliche war ein Magier und kannte vermutlich die versteckten Räumlichkeiten der Templer. Aber vielleicht war es ja gar kein Irrtum und diese Menschen genau die Hilfe, die Emmi und er nun brauchten.
„Emmi ist fünf Türen weiter ... und sie wird gerade ...“
„Schon gut, Aron! Wir wissen, dass die Zeit drängt, aber wir haben einen Plan. Ich würde sagen, das wird jetzt eine Premiere, denn noch nie haben ein Magier und ein Halbvampir zusammengearbeitet.“
„Halbvampir?“, fragte Carmen, weil sie dieses Wort noch nicht einmal kannte. Auch Carlos schien überrascht.
„Still!“, forderte Ali und nahm Carmen bei der Hand. „Sieh her Carmen! Dieser Mann ist Aron Jäger, ein Verfluchter. Aber er ist es nicht aus eigener Schuld. Er wurde mit einem Gen geboren, das ihn zur Hälfte zum Vampir macht. Er ist daher nur ein kleines Rädchen im Getriebe des Bösen. Womöglich ist er aber genau das richtige Rädchen, um Emmeline zu retten.“
„Ich ...“ Aron wollte etwas sagen, doch der Zauberer blinzelte in sein Richtung und schickte eine Macht, die ihm die Stimme versagen ließ.
„Jetzt zu dir Carmen!“, meinte Ali und packte noch fester zu. Carmen fühlte sich plötzlich unwohl und auch Carlos gefiel nicht, wie sein Onkel mit seiner Freundin umging.
„Halt!“, sagte er entschlossen, doch sein Onkel blinzelte auch in seine Richtung und brachte ihn ebenfalls zum Schweigen. Dann wandte er sich wieder Carmen zu.
„Du wirst diesen Vampir nun nähren, damit er gegen Gowan antreten kann!“, meinte Ali entschlossen und drängte Carmen näher zu dem angeketteten Vampir. Die stolperte ein paar Schritte vorwärts, blieb dann aber unbeholfen stehen.
„Ich soll bitte WAS? Du bist ja wohl völlig bescheuert. Ich werde mir doch hier kein Aids oder eine Hepatitis C holen. Außerdem hab‘ ich es nicht so mit Reißzähnen. Also vergiss es!“, empörte sie sich, obwohl sie sich ziemlich unsicher fühlte. Ihren Arm bekam sie auch nicht frei und das ärgerte sich noch mehr. Sie wollte ja helfen, aber dafür sterben musste
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