Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
wusste, um ihn schnell in seinem Umhang zu verstecken. Er war ein Wanderer, ein Fremder und ein seltsamer Kauz, der nur wegen seines Alters und wegen seiner Geschichten geduldet wurde. Doch was keiner so recht begriff, war die wundersame Magie, die von dem Mann ausging und die durch seine Worte Macht verliehen bekam. Bei einer der vielen Geschichten aber wandte sich der Wanderer vor allem dem jungen Vandalenprinzen zu, der ihm wie geschaffen schien, selbst Teil der Geschichte zu werden.
Seine Worte mochten schnörkelig klingen und sanft von einem Ohr zum nächsten weitergegeben werden, doch in Wahrheit wirkten sie wie spitze Dornen, die tief ins Fleisch getrieben wurden, um dort zu wuchern und eine verheerende Infektion auszulösen. Doch sie drangen nicht in jedes Fleisch, sondern ausschließlich in das des jungen, schönen Prinzen, der von Anfang an wie gefangen war von der neuen Erzählung und der darin beschriebenen Schönheit Akaschas. Noch nie zuvor hatte er von solch einer Verlockung gehört und sie selbst verspürt. Sein Herz wurde regelrecht krank vor Sehnsucht und er konnte keine Nacht mehr schlafen, ohne das Gesicht der angeblich schönsten Frau vor seinem geistigen Auge zu sehen.
Nach nur drei Nächten getriebener Unruhe fasste der Prinz einen Entschluss: Er musste diese Frau sehen, musste sie besitzen oder sich zumindest davon überze ugen, dass alles nur erlogen war! Prinz Raschdte unterrichtete seinen Vater von seinem Vorhaben, doch König Geiserich war alles andere als ein gütiger Vater. Als Vandalenkönig hatte er keinen Sinn für Märchen, Liebe oder gar Romantik – schon gar nicht, wenn es um seinen eigenen Sohn ging. Raschdte aber gab seinen Traum nicht auf und forderte sein Recht im blutigen Zweikampf. Er stellte sich gegen seinen Vater und kämpfte gegen einen der stärksten Männer seiner Horde. Doch selbst nach seinem Sieg erntete er keine Zustimmung von seinem Vater, sondern nur die Verbannung für immer.
Mit einem alten Pferd und ohne Proviant oder Schützenhilfe ließ der König ihn ziehen und rechnete mit seinem sicheren Tod. Raschdte aber ritt zuversichtlich nach Marrakech, nahm Stunden der Entbehrung, des Hungers und des Durstes auf sich zu, nur um zu der Frau seiner Träume zu gelangen. Denn es stimmte! Die Worte des wunderlichen Alten hatten in ihm ein Bild erschaffen. Ein Bild von einer jungen Frau, die selbst das Antlitz der Sonne verblassen ließ und dabei so unschuldig und rein erwachsen geworden war, wie ein Mann es sich nur wünschen konnte. Eine unverdorbene Perle, eine Schönheit, die dazu erzogen worden war, ihren Mann bedingungslos zu ehren und zu erfreuen. Genau so sollte Raschdtes Weib sein! Anschmiegsam und zart, klug und dennoch voller Ehrfurcht vor ihrem Liebsten. Das Gefühl zu seiner Vorstellung passte haargenau zur Sehnsucht und schien seiner Fantasie nur noch mehr Flügel zu verleihen. Er konnte sich täuschen, verließ sich aber auf seinen Instinkt. Er alleine fühlte sich auserkoren, dieser wunderschönen Akascha zusätzlich zu ihren Tugenden auch noch jene der Liebe und Leidenschaft zu zeigen.
Marrakech war eine staubige Stadt mit heruntergekommenen Häusern. Die Menschen wirkten verhalten und misstrauisch, doch Raschdte hatte kein Problem sich unauffällig durch die Straßen zu bewegen und einen Unterschlupf zu suchen. In Abgeschiedenheit und mit viel Ruhe wollte er sein Vorhaben vorbereiten. Als Vandale war er Entbehrungen gewohnt, aber durch die Liebe fühlte er sich erstmals auch bereit Geduld zu üben und den Palast und die Gepflogenheiten der Wachen genauestens auszukundschaften.
Es dauerte daher ganze zwei Wochen, ehe er zur Tat schritt. Doch dann gelang ihm in einer nächtlichen, halsbrecherischen Aktion das schier Unmögliche. Ein Steinchen hier, ein Ablenkungsmanöver dort und die Sicherheitsvorkehrungen des Palastes wurden zu einem lächerlichen Witz. Der Vandale leistete ganze Arbeit und kam bis zu dem gewünschten Teil des Palastes, wo er Akascha vermutete. Sein Kampfgeist, sein schlaues Köpfchen, aber auch die strenge und raue Erziehung seines Volkes kamen ihm nun zugute, denn ein Vandale war zielstrebig in seinem Vorgehen, liebte den Nervenkitzel und war in seinen Überzeugungen unbeugsam. Zumindest bis zu jenem Moment, wo er IHR begegnete!
Denn ihr Anblick traf ihn wie ein Keulenschlag, stach ihm mit einem Dolch mitten ins Herz und trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Akascha! Sie war die Perfektion in Menschengestalt, ein Engel auf
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