Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
beeindruckt. Zweifel schien er an ihren Worten nicht zu haben.
„Ich weiß es nicht. Aber es spürt sich total echt an. Das Seltsame ist, dass der Traum ständig weitergeht, so als würde ich mir einen Film ansehen, der nur unterbrochen wird, wenn ich munter bin. Mein reales Leben ist quasi die Werbepause.“
„Das Leben als Werbung? Aber das ist doch fantastisch! Wer mag sie nicht die bunten, schrillen Bilderchen, die schönen Menschen, die ...“
„Ach, Markus! Ich mache mir wirklich Sorgen. Es ist so befremdend, weil ich sonst nie derart intensiv träume. Aber seit ihr hier bin ... ach, ich begreife es einfach nicht. Was mache ich nur, damit ich ein halbwegs normaler Mensch bleibe?“, seufzte Emmi und Markus begann bis über beide Ohren zu grinsen.
„Ganz einfach, such’ Dir eine kleines Schatzl und genieße es.“
„Ein was?“
„Eine Affäre, Mädel. Noch nie gehört? Einen Urlaubsflirt, einen One -Night-Stand, was auch immer ... “, flötete er und Emmi wurde bei seinem verträumten Gesichtsausdruck klar, an welchen Mann er schon wieder dachte.
„Danke, aber dafür habe ich nun wirklich keine Zeit. Außerdem was sollte das schon gegen meine Träume ausrichten?“
„Oje, Mädel. Du hast offenbar noch nie so richtig gut gefi... oh, Herr Jäger! Juhuu! Hier sind wir!“ Damit sprang er förmlich aus seinem Sessel, schüttelte seine rechte Hand hin und her und hüpfte dazu auf und ab. Herr Jäger winkte hölzern zurück und Emmi musste schmunzeln.
„Du solltest endlich anfangen zu leben!“, meinte Markus dann noch zu Emmi, obwohl er sich in Gedanken bereits auf den Weg zu Aron Jäger machte. „Mehr Romantik, Mädel! Mehr Romantik!“, trällerte er noch, vollführte einen gekonnt lasziven Hüftschwung und schwebte von dannen.
Emmi wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Auf der einen Seite war sein homogener Charme ein Lächeln wert, auf der anderen Seite aber hatte er doch einen wunden Punkt getroffen.
10 . Kapitel
Marrakech, 429 n.Chr.
Die Sonne verbrannte erbarmungslos seine Haut, erzeugte krebsrote Stellen und ließ Blasen entstehen. Doch das war nur der äußere Schmerz. In Wirklichkeit fraß sich die sengende Hitze längst durch die obersten Schichten hindurch und brachte seine Organe zum Kochen. Seine Kehle war ausgedörrt und zugleich so geschwollen, dass er kaum noch Luft bekam. Dennoch hätte ihm kein Tröpfchen Wasser mehr geholfen, kein Genesungsprozess sein altes Leben zurückgebracht. Er war verloren! Für immer und alle Zeiten ... wegen ihr , Akascha , der schönsten Frau unter Allahs Himmel. Für einen kurzen Blick von ihr lohnte es sich zu sterben, doch es war wahrlich kein einfacher Tod und er bereits dem Wahnsinn nahe. Viel schlimmer war jedoch das Wissen, für alle Zeiten verloren zu sein.
Er hatte sich vorgenommen nicht zu schreien oder um Gnade zu winseln, denn er war tapfer und voller Mut. Stets war er gesegnet gewesen mit überdurchschnittlicher Kraft und Ausdauer, doch die Qual der Realität zwang selbst ihn irgendwann in die Knie und löste Laute der Verzweiflung aus seinem Mund. Sein Körper war gefoltert und verstümmelt worden und musste nun im gleißenden Sonnenlicht verbrennen. Das Schlimmste allerdings stand ihm noch bevor, denn er wurde für die Ewigkeit verflucht.
Besinnungslosigkeit ... wie sehnte er sie herbei! Sie und ihre Möglichkeit zu träumen. Alleine Akaschas Anblick hätte ihn alles ertragen lassen und für den Moment glücklich gemacht, selbst im Tal der Finsternis und der Verdammnis.
Schönste Blume Afrikas, schönste aller Frauen ... für den Hauch eines Moments hatte er sie besessen, in seinen Armen gehalten und für immer in sein Herz aufgenommen. Dafür hatte er alles riskiert und selbst seinen Vater für immer erzürnt. Mit geschlossenen Augen erinnerte er sich an den Anfang seines Endes.
Der alte Mann erzählte eine wundersame Geschichte, wählte seine Worte mit Bedacht und schmückte sie aus mit fantastischen Phrasen und lieblichen, blumigen B eschreibungen. So versuchte er die finsteren Mienen der Krieger aufzuhellen, nicht unter deren Schwertern zu landen und nebenbei noch ein paar Essenreste abzubekommen. Die Krieger saßen in ihrer Runde, aßen fette, riesige Keulen, tranken stinkendes Gebräu und schmatzten, als wären sie wilde Tiere. Doch der Alte hatte keine Angst, wirkte zeitweise wie entrückt, obwohl er dazwischen durchaus geschickt den einen oder anderen Fleischbrocken zu fangen
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