Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
den armen Mann abgeschlachtet hatte.
Sämtliche Kanäle der spirituellen Art spielten bei ihr verrückt und waren offenbar nur darauf ausgerichtet irgendwann in einem Horrorszenario zu enden. Vermutlich aber galt es das fürs Erste hinzunehmen, denn Träume waren nun einmal nicht zu kontrollieren.
Beim Frühstück fasste sie dann einen Entschluss. Wenn sie schon gegen die Entwicklung in der traumhaften Kriegsgeschichte nichts ausrichten konnte, dann doch zumindest gegen die Unterstellung der anderen, sie hätte sich den Fahrstuhlhorror nur eingebildet. Irgendwie würde es ihr schon gelingen, einen Beweis für das grausige Geschnetzel zu finden. Sie wusste wie gefährlich ihr Vorhaben war, doch sie brauchte etwas Greifbares, um nicht selbst allmählich an ihrem Verstand zu zweifeln. Den Zeitpunkt wollte sie noch nicht fixieren, aber den Vorsatz schon. Sie würde dem unheimlichen Keller des Hotels heimlich einen Besuch abstatten und von dem grausigen Geschnetzel eine Spur finden. Außerdem wollte sie auf eigene Faust den Fahrstuhl untersuchen und feststellen, ob der nicht doch auf irgendeine Art in den Keller absacken konnte. Ein verborgener Schacht vielleicht, oder eine Geheimfalltür.
„So nachdenklich?“, fragte Markus und Emmi freute sich, den jungen Mann so gesund und munter zu sehen, obwohl er mit Aron Jäger etwas Geschäftliches besprochen hatte und man ja nie wissen konnte, wozu düstere Wesen so in der Lage waren.
„Ich habe nicht gut geschlafen“, brummte sie, statt einem Hallo . Bei näherer Betrachtung erkannte sie aber auch, dass Markus dunkle Schatten unter den Augen hatte. Vielleicht hatte er ja auch keine gute Nacht gehabt, einen Virus eingefangen oder eine Menge Blut verloren.
Hm? ... woher kam den der Gedanke plötzlich? Verwundert schüttelte Emmi den Kopf.
„Etwa schlecht geträumt?“, fragte Markus und zeigte dabei so ein eigentümliches Glitzern in den Augen, dass Emmi sofort kombinierte: Er musste etwas Ähnliches erlebt haben!
„Wieso, schläfst du hier etwa auch nicht gut?“, fragte sie daher eindringlich. Wenn alle Gäste hier schlecht schliefen, konnte es ja durchaus bedeuten, dass es im Hotel spukte. Markus Schenker verdrehte wie zur Bestätigung seine Augen.
„Das kann man wohl sagen!“, seufzte er. „Ständig denke ich an diesen hochinteressanten und wunderschönen Mister-eh-schon-wissen.“ Dabei grinste er verträumt, während Emmi ein Licht aufging. Horrorträume ihrer Klasse konnte sie bei ihm dann wohl vergessen, denn der süße Bayer hatte sich offenbar in den finsteren Mr. Jäger verliebt.
„Nichts für ungut, Markus. Aber glaubst du ernsthaft, dass Mister-eh-schon-wissen schwul ist?“
„Ich bevorzuge eher den Ausdruck homosexuell .“
„Und ich bevorzuge Butter ohne Salz! Uuund? Kriege ich sie hier etwa?“
„Ach, Emmi!“, seufzte der verliebte Kerl. „Ich kann doch nichts dafür, dass er so furchtbar süß aussieht.“
„ Süß? Also wenn alles auf diesen Mann passt, Markus, aber SÜSS sicher nicht.“
„Doch! Und ja, natürlich wirkt er auch verwegen, irgendwie verrucht und unheimlich sexy. So wie herbe Schokolade mit zart schmelzender Füllung.“ Gedankenverloren stierte er in die Luft, während Emmi sich kaum noch halten konnte vor unterdrücktem Lachen. Aron Jäger als süßer Lover? Die Vorstellung wollte einfach nicht in ihren Kopf und forderte zu allem Überdruss noch ihre Weiblichkeit heraus. So, als müsste sie ihrem jungen Freund zeigen, dass Herr Jäger sicher nicht vom anderen Ufer war. Aber eine Bekehrung ließ sie mal lieber sein.
„Erzähl‘ mal Emmi. Was hast Du denn geträumt, dass deine Gesichtsfarbe so derart ruiniert ist?“, fragte er lächelnd und Emmi fuhr sich automatisch über die Wangen. Heute hatte sie einfach kein Make-up genommen und ihr Teint war mit Sicherheit in Ordnung! Aber sie war nun einmal rothaarig und eher blass. Vor allem, wenn sie viel arbeiten musste und kaum Sonne abbekam.
„Ich sehe ... äh ... träume komische Sachen“, korrigierte sie sich schnell, weil sie von ihren Visionen und Horrorerlebnissen nichts erzählen wollte. Das mit den Träumen aus dem Mittelalter erschien ihr noch am unverfänglichsten. „So als wäre ich eine andere Frau in einem anderen Leben.“
„Echt?“
„Ja, und es ist so detailgenau. Als wäre es wirklich irgendwann passiert. Ich meine, als hätte ich tatsächlich in dieser anderen Zeit gelebt.“
„Wow. Eine Zeitreise“, zwitscherte Markus und wirkte ehrlich
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