Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Hölle heiß. Sie wusste noch nicht wie und warum, aber sie wollte nicht Emmeline Myrthe heißen, wenn sie dieses Rätsel nicht demnächst lösen würde.
Einen kleinen Schlaftrunk aus der Minibar gönnte sie sich noch, dann legte sie sich wieder ins Bett und schlief tatsächlich ein. Endlich! Der gute, logische Ansatz für die wahre Ursache, der passende Schnaps ... und ihr Unterbewusstsein spulte schon fleißig den Traum zurück, um die letzte Passage in Erinnerung zu rufen. Dadurch wurde Emmi gleich zu Beginn in Angst und Schrecken versetzt. Nur mit dem Unterschied, dass sie dieses Mal nicht vorzeitig erwachte.
Vor Schreck schrie ich laut auf, zerrte wild an seiner U mklammerung und wollte mich mit den Beinen vom Boden abdrücken. Aber er hatte all seine Kraftreserven aktiviert und hielt mich so fest, als wäre er aus geschliffenem Metall und nicht aus Fleisch und Blut. Keinen Millimeter bekam ich meine Hände frei und der Abstand zu seiner Leibesmitte wurde auch keinen Deut besser. Das Schlimmste aber waren seine Augen, die mir böse und schelmisch entgegen blitzten und zeigten, dass er die ganze Zeit nur auf diesen Moment gewartet hatte.
Während ich noch überlegte, wie es ihm möglich gewesen war, so rasch die Rollen zu verta uschen, bewegte er sich bereits im schnellen Rhythmus seiner kranken Lust. Seine Hände hielten mich erbarmungslos fest, packten so stark zu, dass ich mich gegen ihn und seine harte Männlichkeit pressen musste. Er war verzweifelt, am Ende und doch ganz Willens, hier als glücklicher Mann zu sterben. Ich aber wollte hier nicht benutzt werden wie eine billige, schmutzige Hure – obgleich ich schmutzig war und selbst Lust verspürte. Sünde hin oder her .... ich war schließlich auch nur ein Mensch und meine Seele bereits so müde und wund, dass ich am liebsten in die vermeintliche Geborgenheit oder zumindest in eine kurze, schnelle Erleichterung geflüchtet wäre.
Durch meine emotionale Erschöpfung und Überford erung zauderte ich erneut ... und verpasste genau jenen Moment, wo ich noch hätte Oberhand gewinnen können. Meine Entkräftung, aber auch meine Überraschung und Unschlüssigkeit wurden mir also zum Verhängnis. Viel zu spät bemerkte ich nämlich, dass er sich seiner Fesseln entledigt hatte, während er mich weiterhin so fest hielt, dass ich auf ihm sitzen bleiben musste.
„Wenn du schreist bist du tot!“, zischte er so eindringlich und böse, dass ich tatsächlich keinen Mucks wagte. Seine Aussprache ließ auf Adel schließen und strafte sein schäbiges Aussehen Lüge. Natürlich war ich überrumpelt und verblüfft, aber vor allem dämmerte mir allmählich, dass es diesem Kerl überhaupt nicht um ein „letzten Mal“ oder um eine milde Gabe ging. Im Gegenteil! Er wollte nicht glücklich ab treten, sondern vielmehr glücklich aus treten! Und das vermutlich mit mir als Schutzschild oder als Fluchtgehilfin.
Schande über ihn! ... dachte ich mit hasserfüllter Miene und einer Wut im Bauch, die meinen Magen rebellieren ließ. Schande auch über mich! Weil ich mich hatte überraschen und täuschen lassen. Ich wollte schreien, den Kerl verraten, mich wehren, ... doch genau das wusste er zu verhindern.
„Wenn du den Mund aufmachst, breche ich dir das Genick! Du hast keine Ahnung mit wem du es hier zu tun hast und wie weit ich davon entfernt bin zu sterben!“ Und genau diese Aussage veränderte alles. Kreidebleich blickte ich zuerst auf seine entfesselten Hände und dann in seine hellen Augen, die mit ihrer plötzlichen Kaltblütigkeit zeigten, wie dumm ich ihm auf den Leim gegangen war. Der Mann war nicht das, was er vorgegeben hatte zu sein. Zumindest war er nicht lebensbedrohlich verletzt und mit Sicherheit auch kein einfacher Bauer, vielmehr ein ausgekochtes Schlitzohr, ein Schuft und ein Scheusal ... und dazu noch wild entschlossen mich zu töten.
Am Morgen fühlte Emmi sich wie gerädert. Allmählich ging ihr der Traum wir klich auf die Nerven. Zuerst hatte sie ja noch ein gewisses Interesse an der Geschichte gezeigt, war eingetaucht in eine längst vergangene Zeit, hatte das andere Mensch-Sein fasziniert beobachtet. Doch nun, mit der brutalen Wendung, konnte sie gut und gerne darauf verzichten. Vor allem gönnte sie dem schmutzigen Kerl seinen Sieg nicht. Wie hinterlistig er sie ausgetrickst hatte und wie rücksichtslos er vorgegangen war! Schon in der nächsten Traumsequenz würde er sie töten und ausweiden wie ein Tier ... genauso wie das Biest im Keller
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