Wer hat Alice umgebracht?
hatte sie die Tür geöffnet, da überschlugen sich die Ereignisse. Ein Messer blitzte auf. Alice war so schockiert, dass sie noch nicht einmal mehr schreien konnte. Der Angriff kam schnell und überwältigend heftig. Von einem tödlichen Messerstich getroffen, stürzte die junge Frau auf den abgetretenen Teppich.
Alice erreichte das Wunderland niemals.
Stattdessen fiel sie in das pechschwarze Reich der Toten, aus dem es keine Wiederkehr gibt.
1. KAPITEL
Der pochende Kopfschmerz brachte mich beinahe um. Durch meinen Schädel schienen Blitze zu zucken.
Ich lag ganz ruhig auf einer weichen Unterlage, vermutlich meiner Matratze. Meine Nase steckte ich in den weichen Frotteestoff, um zu schnüffeln. Ja, es roch nach dem Weichspüler, den ich immer verwende. Wahrscheinlich lag ich in meinem eigenen Bett. So genau wusste ich das nicht. Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie ich nach Hause gekommen war. Und noch wollte ich es nicht riskieren, die Augen zu öffnen. Bleigewichte schienen auf meinen Lidern zu liegen. Mein Brummschädel musste riesig sein.
Das Pochen hörte nicht auf, im Gegenteil: Es wurde zu einem lauten Klopfen.
Erst allmählich begriff ich, dass dieses verflixte Geräusch nicht aus dem Inneren meines Kopfes kam. Sondern von der Wohnungstür.
„Machen Sie auf, Miss Duncan. Hier spricht die Polizei!“
Ehrlich gesagt, hielt ich das für einen blöden Witz. Was hatte ich mit den Cops zu tun? Ich bin weder Taschendiebin noch Drogenkurierin, sondern Kunststudentin an der altehrwürdigen Glasgow School of Art. Sicher, gelegentlich hat die Polizei schon mal meine Personalien kontrolliert. Aber das ist völlig normal, wenn man am Wochenende mit einer feierwütigen Partymeute unterwegs ist, oder? Und bei den Kontrollen ist es geblieben. Jedenfalls habe ich mir noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Eine Polizeistation habe ich nur ein Mal von innen gesehen, als mir nämlich mein Handy geklaut wurde. Noch nicht mal einen Strafzettel für Falschparken kann ich vorweisen – allein schon, weil ich mir überhaupt kein Auto leisten kann.
Deshalb glaubte ich nicht wirklich, dass echte Officers vor meiner Wohnungstür stehen würden. Ich meine, jeder Dummkopf kann doch rufen, dass er von der Polizei wäre. Leider kenne ich einige selbst ernannte Stimmungskanonen, die zu jedem Blödsinn fähig sind. Also blieb ich einfach liegen und hoffte, dass sie wieder weggehen würden.
Das war ein Fehler.
Wenig später vernahm ich ein lautes Krachen, Holz splitterte. Dann ertönten schwere, schnelle Stiefeltritte. Nun öffnete ich endlich die Augen. Aber es kam mir vor, als würde ich immer noch schlafen. Und einen Albtraum erleben.
Schwarze Gestalten drangen in meine Wohnung ein. Erst jetzt bemerkte ich, dass es Polizisten in Kampfausrüstung waren. Sie trugen Helme, schusssichere Westen und Handschuhe. Und sie hielten Maschinenpistolen in den Händen. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte mir einer von ihnen die Arme auf den Rücken gedreht und Handschellen angelegt. Der Cop verströmte den Geruch eines aufdringlichen Parfüms. Ich drehte den Kopf und sah, dass mich ein weiblicher Officer verhaftet hatte. Aber das war nicht wirklich ein Trost.
„Was soll das? Was läuft hier eigentlich?“
Die raue Stimme, mit der diese Fragen gestellt wurden, war tatsächlich meine. Ich musste wirklich in der vergangenen Nacht ganz schön gebechert haben. Ob ich etwa auch geraucht hatte? Jedenfalls fühlte sich mein Mund an, als ob ich in einen Pferdeapfel gebissen hätte. Das sprach wirklich für Nikotinmissbrauch. Eigentlich hatte ich mir ja vor drei Monaten geschworen, für immer die Finger von den Kippen zu lassen. Aber offenbar war einiges geschehen, woran ich mich nicht mehr erinnern konnte. Die Cops hatten meine Bude ja sicherlich nicht grundlos gestürmt. Es musste etwas passiert sein, von dem ich momentan keine Ahnung hatte. Was hatte ich nur angestellt?
Während mir diese Gedankenfetzen durch den Kopf schwirrten, stellten die Uniformierten alles auf den Kopf. Ich bin noch nie eine Ordnungsfanatikerin gewesen, aber das hier ging zu weit: Sämtliche Schubladen wurden durchwühlt und alle Schränke geöffnet.
Ein älterer Beamter hielt mir ein sehr offiziell aussehendes Dokument vor die Nase.
„Miss Lindsay Duncan, wir haben einen Durchsuchungsbeschluss für Ihre Wohnung. Ich muss Sie darüber informieren, dass Sie die Beschuldigte in einer Morduntersuchung sind. Wir sind in Ihre Wohnung eingedrungen, weil Gefahr im Verzug
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