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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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doch sein, daß dieser Danny denen gar nichts erzählt hat.«
    Bothvar lachte, aber Angantyr war sich wirklich nicht so sicher, denn Danny war ihm nicht wie ein Verräter vorgekommen. »Vielleicht ist er ja auch nur gegangen, um mit denen zu verhandeln.«
    »Ohne uns etwas davon zu erzählen?«
    »Wir hätten ihn nicht gehen lassen, wenn er es uns gesagt hätte«, verteidigte Angantyr seinen Standpunkt. Bothvar dachte darüber nach.
    »Das ist wahr«, stimmte auch Ohtar zu, der gerade die Schneide seines Schwerts mit dem Daumen prüfte. »Außerdem hat er gesagt, daß ich gut koche. Also kann er nicht so verkehrt sein.«
    »Was soll das schon beweisen?« fragte Bothvar. »Entweder ist dieser Mann ein Lügner oder ein Idiot. Übrigens, wie sieht es mit den Wurfspeeren aus?«
    »Werden allmählich knapp«, meldete Held Hring, der die Funktion des Quartiermeisters einnahm. »Wie ihr ja selbst seht, werfen sie die Speere nicht zurück.«
    »Das ist aber gegen die Spielregeln«, schimpfte Bothvar. »Wenn die so weitermachen, können wir sie bald nicht mehr bewerfen. Allerdings sind noch Steine da.«
    »Ich glaube, er ist nur gegangen, um mit denen zu verhandeln«, beharrte Angantyr Asmundarson auf seiner Meinung. »Sonst hätten die längst einen Sturmangriff durch den Geheimgang versucht.«
    »Kann sein«, sagte Hjort, denn auch er fand keine andere mögliche Erklärung für die mangelnde Aktivität des Feindes. »Schließlich sind sie uns mindestens ums Achtfache überlegen!« verkündete er laut, weil er hoffte, daß der Feind ihn hören würde. Man mußte den Belagerern offensichtlich Mut zusprechen.
    »Außerdem hat er versucht, uns vor den großen Metallmöwen zu warnen, die sie benutzt haben, um uns zu finden. Und vor diesen Spezialeffekten«, fuhr Angantyr fort. »Ich glaube, er hat nur Angst gekriegt und ist rausgegangen, um mit denen zu verhandeln.«
    »Angst?« warf Bothvar skeptisch ein. »Wovor?« Er pflückte sich eine verschossene Kugel aus dem Bart und warf sie weg.
    »In dem Fall haben sie einen Unterhändler von uns gefangengenommen«, stellte Hring fest.
    »Das ist wahr«, stimmte Bothvar erfreut zu. »Also müssen wir etwas dagegen unternehmen.«
    »Der König hat gesagt, wir dürfen uns nur verteidigen«, mischte sich zum erstenmal Egil Kjartansson ein, genannt der Tänzer, meistens aber nur der Spielverderber. »Kein Angriff, so lautete sein Befehl.«
    »Aber das hier ist etwas ganz anderes«, widersprach Angantyr. »Die Gefangennahme eines Unterhändlers ist dasselbe wie ein Angriff. Und daß man seine Unterhändler befreien muß, ist doch wohl klar, oder? Wo kämen wir denn da hin?«
    Darauf gab es natürlich keine gegenteilige Antwort.
    »Also gut«, willigte sogar Egil Kjartansson ein. Einschränkend fügte er hinzu: »Aber gebt nicht mir die Schuld, wenn wir in Schwierigkeiten geraten.«
    »Himmel, Arsch und Zwirn! Endlich unternehmen wir was.« Hjort rieb sich erwartungsvoll die Hände und steckte den linken Arm durch die Schlaufen seines Schilds. »Starkad! Hroar! Kommt her, wir greifen an!«
    Die übrigen Helden eilten zur Brüstung, während Hring die Speere verteilte. Starkad Storvirksson, königlicher Berserker, hob sein großes beidhändiges Schwert und stimmte einen Lobgesang auf Odin an.
    »Hör auf mit dem Scheiß!« fuhr Bothvar ihn an. »Wie es aussieht, haben wir schon genug Zeit vergeudet.«
    Wie ein Wolf sprang Starkad Storvirksson mit einem gewaltigen Satz auf die Brüstung und schwang sein Schwert. Dann hüpfte er wieder herunter.
    »Mist«, murmelte er etwas verlegen. »Ich hab meinen Schlachtruf vergessen, Bothvar.«
    »Er lautet ›Starkad‹, Starkad«, erinnerte ihn Bothvar entnervt. »Können wir jetzt endlich anfangen?«
    Mit einem ohrenbetäubenden ›Starkad‹-Gebrüll schwang sich der königliche Berserker erneut über die Brüstung und führte den Ausfall an. Hinter ihm kam Bothvar, Gunnars Hellebarde schwingend, dicht gefolgt von Angantyr Asmundarson und Hroar, der ihm fast auf die Fersen trat. Dann tauchte Egil Kjartansson auf, dessen Schild ihm beim Laufen wie ein Vorschlaghammer gegen das Kettenhemd krachte. Hring und Hjort rannten hinter ihm her wie Spürhunde, die einem verführerischen Duft auf den Fersen sind. Schließlich kam Ohtar angetrottet, der inzwischen den Möwenfleischkuchen allein aufgegessen hatte, weil keiner mehr davon wollte. Das hatte die entsprechenden Verdauungsbeschwerden zur Folge. In ihren Händen blitzten die Schwerter wie die Gischt auf

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