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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Tasche. Dabei stieß sie auf die magischen Glücksbringer, die Arvarodd ihr bei ihrer ersten Reise nach London geliehen hatte, und wollte sie ihm zurückzugeben. Aber Arvarodd lächelte nur und sagte ihr, sie könne sie vorläufig behalten.
    Ohne irgendwelche Schwierigkeiten schlüpften sie an den Wachen vor der großen Drehtür vorbei. Nur noch das Haupttreppenhaus hinauf und durch die ägyptische Galerie, dann weiter durch einen Raum voller griechischer Vasen, und sie waren da.
    Der Museumsführer war gerade bei der Nachmittagsführung. Diesmal bestand seine Zuhörerschaft aus fünf Deutschen: drei Schuljungen, einer Frau mittleren Alters und deren kleinem aufmüpfigen Neffen. Keine Veranlassung für den Museumsführer also, an das Beowulf- Zitat auch nur zu denken.
    »Also, wie lautet der Plan?« fragte Brynjolf, als sie vor der Glasvitrine standen, in der sich der Schild, die Harfe und der Helm befanden.
    »Wer braucht einen Plan?« Der König schüttelte den Kopf. »Wir werden einfach warten, bis die Leute weitergegangen sind.«
    »Daran ist aber auch wirklich alles falsch«, empörte sich Arvarodd, als er einen Helm betrachtete, den irgendwelche Gelehrten aus zerbrochenen und rostigen Fragmenten rekonstruiert hatten. »Stellt euch doch einmal vor, ihr müßtet solch einen Blumentopf aufsetzen …«
    Unglücklicherweise faßte der Führer, der sich gerade den Ausstellungsstücken von Sutton Hoo näherte, das als Frage auf. Schließlich war das ein Kommentar, mit dem er schon oft konfrontiert worden war, und mittlerweile hatte er darauf eine treffende und gut formulierte Antwort parat. Während er sie gab, hörten ihm die anderen ungeduldig zu.
    Als der Museumsführer fertig war, bat ihn Arvarodd, ihm seinen Bleistift und einen Zettel zu geben. Dann legte er das Blatt Papier auf die Vitrine und fertigte eine schnelle Skizze an, wie der Helm wirklich hätte aussehen müssen. »Versuchen Sie’s mal auf diese Weise«, schlug er vor.
    »Aber das … das ist ja ganz hervorragend«, jubilierte der Führer, der seine Zuhörer völlig vergessen hatte. »Ach, dazu diente also dieser kleine Bommel …«
    »Ist doch logisch.«
    Der Führer strahlte. »Sagen Sie, Mister …«
    »Arvarodd«, sagte Arvarodd.
    Der Führer starrte ihn an. Vielleicht war es der Blick dieses merkwürdigen Mannes, jedenfalls hatte er etwas an sich, wovon sich ihm die Nackenhaare sträubten. Die Innenflächen der geballten Hände des Museumsführers wurden feucht, und das Atmen fiel ihm schwer. Er zog die Augenbrauen zusammen und stammelte: »Arvarodd?«
    »Richtig«, sagte Arvarodd.
    Der Führer holte tief Luft. »Sind Sie nicht der Arvarodd, der nach Permia gefahren ist?«
    Arvarodd schlug ihn zu Boden.
    »Das ist dafür, daß du meinen Armreifen gestohlen hast«, rechtfertigte er sich. Dann ging er mit großen Schritten zur Glasvitrine hinüber, zog sein Kurzschwert und zertrümmerte das Glas. Überall im Gebäude wurde der Alarm ausgelöst.
    »Wir müssen uns beeilen«, bemerkte der König unnötigerweise, schlug mit dem eigenen Schwert die Vitrine entzwei, in der die Brosche lag, griff danach und steckte sie sich an den Mantelkragen. Die Frau mittleren Alters kreischte auf, und ihr kleiner Neffe trat ihm gegen das Schienbein. »Alles klar. Und jetzt nichts wie weg von hier!« rief der König den anderen zu.
    Aber Arvarodd starrte gedankenverloren seinen Armreif an und strich mit den Fingern über das geliebte Metall – er hatte noch das Bild seines ersten Wolfs vor Augen, wie er ihn damals am Berghang oberhalb von Crackaig in die Enge getrieben hatte und … Der Museumsführer wischte sich das Blut von der Nase und kam taumelnd auf die Beine.
    »Ist das Ihr Armreif?« fragte er verwundert.
    »Und ob«, zischte Arvarodd und drehte sich zu ihm um, wobei seine Hand den Schwertgriff noch fester umschloß. »Hast du was dagegen?«
    »Aber der stammt aus dem achten Jahrhundert«, sagte der Führer, »und Sie aus dem siebten.«
    »Wen nennst du hier siebtes Jahrhundert?«
    »Aber Ihre Saga« – ohne auf die Gefahr für Leib und Leben zu achten, ergriff der Führer Arvarodds Ärmel – »spielt definitiv im siebten Jahrhundert in Norwegen.«
    »Ich weiß«, sagte Arvarodd betrübt, »diese verdammten Lektoren …«
    Plötzlich war die Galerie voll von Männern in blauen Uniformen. Bevor Hildy sie zurückhalten konnte, liefen sie schon auf den König zu. Glasvitrinen krachten zu Boden.
    »O nein!« jammerte Hildy, als ein Kasten mit silbernem

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