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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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dem Kamm der Wellen, die sich an den Felsen brachen, und unter ihren Füßen schien die Erde zu beben. Ein Mann mit einem Megaphon sprang auf, als er sie angreifen sah, besann sich aber gleich darauf eines Besseren und ging wieder in Deckung. Einen Sekundenbruchteil später schlug Bothvars Speer genau dort ein, wo der Mann gerade noch gestanden hatte, wobei sich die Speerspitze fast bis zum Schaft in den dichten elastischen Torf bohrte.
    »Das reicht!« rief der Mann im schwarzen Pullover. »Zeigt es ihnen!« Seine Männer legten ihre automatischen Gewehre an und eröffneten das Feuer. »Ihr braucht nicht über ihre Köpfe hin wegzuschießen!«
    »Das tun wir ja gar nicht!« brüllte einer seiner Männer mit besorgter Miene zurück.
     
    »Ich hab’s dir ja gesagt!« fauchte Thorgeir und zeigte auf den TV-Schirm. Das Bild wackelte fürchterlich, als ob der Kameramann rennen würde: Eine Nahaufnahme eines Helden war zu sehen, der beim Angriff eine nicht explodierte Granate mit den Füßen vor sich hertrieb.
    »Ich kann schließlich nicht an alles denken, oder?« verteidigte sich der Zaubererkönig. »Jedenfalls können wir das später in Ordnung bringen.«
    »Es ist unglaublich!« keuchte die Reporterin. »Sämtliche Kugeln, Bomben und Geschosse scheinen überhaupt keine Wirkung zu haben. Sie greifen einfach an … und die Polizisten rennen davon … Um Gottes willen! Holt mich hier raus! Hier spricht Moira Urquhart, BBC Nachrichten, Festung Borve.«
    Das Bild kippte brutal um, und auf einen Schlag war nichts mehr zu sehen. Jemand hatte die Kamera hinfallen lassen.
    »Schade«, grummelte der Zaubererkönig, »grade hat’s mir richtig gefallen.«
     
    Bothvar Bjarki stützte sich auf seine Hellebarde und rang nach Atem. »Gemeinheit«, keuchte er.
    »Du hast einfach keine Kondition mehr, das ist alles«, bemerkte Hjort und wischte sich mit dem Saum seines Umhangs den Schweiß von der Stirn.
    Über ihnen verschwanden die von Speeren und Pfeilen durchlöcherten Hubschrauber in der Ferne. Mit Höchstgeschwindigkeit flogen sie ungefähr in Richtung Hereford.
    »Feiglinge!« brüllte Hjort ihnen hinterher. Dann machte er in den Lauf eines liegengebliebenen Gewehrs einen Knoten und setzte sich wutentbrannt hin.
    »Mist! Fast hätte ich den Anführer dieser schwarzgekleideten Männer am Kragen gehabt«, schimpfte Starkad Storvirksson. »Ich dachte schon, er würde sich stellen, aber dann ist er mit den anderen in eine dieser Metallmöwen gesprungen.« Er ließ die Hubschrauberlandekufe fallen, die er bei sich getragen hatte, und half Hring beim Aufsammeln der Pfeile.
    »Das macht doch nichts«, ermunterte Angantyr seine Mitstreiter. »Es war ein Sieg, oder?«
    »Das nehme ich auch an«, stimmte ihm Bothvar gähnend zu. »Es kann allerdings sein, daß sie zurückkommen.« Um seinen Gefühlen Luft zu machen, zerkleinerte er eine Fernsehkamera. »Oh, sieh mal, in diesen Dingern ist Glas drin.«
    Angantyr steckte sein Schwert in die Scheide. »Weißt du, was wir vergessen haben?«
    »Was?«
    »Wir haben den Unterhändler nicht befreit. Das ist nicht gut, oder?«
    »Vielleicht war er überhaupt kein Unterhändler, sondern nur ein Verräter«, gab Ohtar zu bedenken. Er hatte ein Eßpaket gefunden, das jemand auf der Flucht verloren hatte, und untersuchte gerade dessen Inhalt. »Jedenfalls haben wir unser Bestes getan.«
    Trotzdem begab sich Angantyr auf die Suche und wurde zu seiner eigenen Verwunderung schon bald fündig. Mit einem enttäuschenden Mangel an Phantasie war Danny Bennett auf den nächstbesten Baum geklettert, wobei er beim Erreichen der Krone hatte feststellen müssen, daß es sich dabei um ein undefinierbares Dorngewächs handelte, welches man getrost als unbewohnbar bezeichnen konnte.
    »Hallo, was machen Sie da oben?« fragte Angantyr verdutzt.
    »Hilfe, ich hänge fest!« schrie Danny.
    Mit ein paar Schwerthieben schlug Angantyr den Stamm in der Mitte durch und warf den Baum um.
    Danny kroch irgendwo unter den Ästen hervor und brach am Boden zusammen. »Was ist eigentlich passiert?« stammelte er.
    »Wir sind gekommen, um Sie zu befreien. Sie haben sich doch bestimmt aus der Festung geschlichen, um mit denen zu verhandeln, nicht wahr?« fügte er hinzu, und Danny versicherte ihm, daß es genau so gewesen sei. »Und Sie haben denen auch wirklich nichts von dem Geheimgang erzählt?«
    »Natürlich nicht«, beteuerte Danny – zwar hatte er genau das verzweifelt versucht, aber leider hatte ihm niemand

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