Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
richtig.«
    Mit der anderen Hand nahm Hildy das Ende von einem der Drähte. »Halt bitte still!« flehte sie.
    »Schwierig«, kicherte das Licht. »Das kitzelt nämlich.«
    Hildy legte dem Licht eine Drahtschlinge um den Hals und zog sie zu. Es gab ein prustendes Geräusch, und sie entschuldigte sich sofort. Dann machte sie eine zweite Schlinge und legte sie dem anderen Lichtfleck dort an, wo sie dessen Hals vermutete.
    »Blöde Gans!« fluchte das zweite Licht. »Das war mein Fußknöchel.«
    »Mein Gott.« Sie fummelte verzweifelt am Draht herum, löste die Schlinge ein Stück und fiel fast vornüber.
    »Du schnürst mir gleich den Brustkorb zu«, keuchte das zweite Licht. »Höher, ja. Die Stelle ist richtig. Mach schon, kannst mich ruhig erwürgen.« Hildy zog die Schlinge zu.
    Plötzlich kam die Sonne heraus.
     
    Der Zaubererkönig erstarrte. Etwas war schiefgegangen. Er stierte wie wild die Sonne an, die hoch am klaren blauen Himmel stand, und glotzte dann auf den Boden, der sich unerklärlicherweise wieder unter seinen Füßen befand. Er schluckte angestrengt und stammelte: »Aber du … du kannst mich ruhig Eric nennen.«
    »Gut, Eric«, sagte der König ungerührt. »Wollen wir jetzt weitermachen?« Er hob sein Schwert und schwang es über dem Kopf.
    »Ich hab es nicht eilig«, sagte der Zaubererkönig und wich ein Stück zurück. »Wie du weißt, hab ich grundsätzlich etwas gegen unnötige Gewalt.«
    »Und was ist mit notwendiger Gewalt?« erkundigte sich der König unfreundlich.
    »Dagegen hab ich auch was«, antwortete der Zaubererkönig. »Außerdem scheine ich im Gegensatz zu dir bisher ohne Schwert ausgekommen zu sein.«
    »Und was hängt da an deinem Gürtel?«
    »Ach, das da?« Äußerst widerwillig zog der Zaubererkönig das große Schwert Ifing aus der Scheide, und die Sonnenstrahlen funkelten auf der blankpolierten Klinge.
    »Fertig?«
    »Nein«, entgegnete der Zaubererkönig.
    »Pech für dich.« Hrolf tat einen Schritt vorwärts.
    »Wollen wir nicht eine Münze werfen?« schlug der Zaubererkönig vor. »Kopf, und ich gehe für immer fort. Zahl, und ich verschwinde völlig.«
    »Nein. Bist du jetzt fertig?«
    »Was ist mit Stein schleift Schere?«
    »Nein.«
    »Na gut, du hast es so gewollt«, sagte der Zaubererkönig unglücklich und setzte zu einem gewaltigen Schlag auf König Hrolfs Kopf an. Hrolf parierte, und die beiden Schwerter krachten mit ohrenbetäubendem Lärm zusammen. Hrolf unternahm zunächst einen Scheinangriff, mit dem er seinen Gegner nach links abdrängte, dann holte er aus und schlug von rechts zu; aber er war verwundet und erschöpft, und der Zaubererkönig, der es als Schwertkämpfer schon immer mit jedem aufnehmen konnte, war frisch und unverletzt. Der Schlag ging daneben, weil der Zaubererkönig geschickt auswich, und Hrolf fiel nach vorn. Der Zaubererkönig riß Ifing hoch über den Kopf, ließ das Schwert mit aller Kraft niedersausen und traf Hrolf an der Schulter. Die Klinge durchtrennte zwar die Stahlglieder des Kettenhemds und kratzte dabei die Haut an, aber das war schon alles – die Schmiede auf der Festung Borve fertigten gute Rüstungen. Sofort war Hrolf wieder auf den Beinen. Er atmete zwar schwer, hielt aber Tyrving fest in beiden Händen.
    »Du schummelst«, sagte der Zaubererkönig.
    »Du schummelst auch«, entgegnete Hrolf und tat einen Satz nach vorn. Der Zaubererkönig hob sein Schwert und parierte den Schlag mit der Klinge. Hrolf lehnte sich zurück, und der Zaubererkönig holte in weitem Bogen zu einem kraftvollen Schlag auf die Beine des Königs aus. Hrolf hatte diesen Angriff jedoch erwartet und sprang hoch, so daß die Klinge im letzten Augenblick nur durch leere Luft schnitt. Dem Zaubererkönig gelang es gerade noch, Hrolfs Gegenangriff auszuweichen.
    »Wollen wir nicht doch lieber eine Münze werfen?« keuchte der Zaubererkönig. »Wenn du möchtest, kannst du deine eigene nehmen.«
    Hrolf schüttelte den Kopf und führte einen Schlag auf den Hals seines Gegners. Dieser wehrte ihn mit einer Kreuzdeckung ab und warf sein Gewicht nach vorn, wobei das Schwert an Hrolfs Klinge entlangglitt, bis sich die Griffe ineinander verhakten. Hrolf verlor kurz das Gleichgewicht, konnte die Beine aber gerade noch rechtzeitig stabilisieren und zog sein Schwert ruckartig zurück. Der Zaubererkönig geriet ins Straucheln, verlor die Balance und stürzte zu Boden. Das Schwert flog ihm aus der Hand. Bevor er aufstehen konnte, stand Hrolf über ihm, und setzte ihm die

Weitere Kostenlose Bücher