Wer hat Angst vor Jasper Jones?
springt Jeffrey gegen die vordere Schlägerkante. Ich stolpere los und schnappe mir den Ball wie ein Bär, der einen Lachs fängt. Auch wenn es nicht allzu überzeugend war, zählt es als Wicket für mich. Ich werfe den Ball in die Luft. Es ist das erste Mal, dass ich Jeffrey in diesem Sommer offiziell vom Feld werfe.
«Deine Herrschaft ist vorbei! Mein Talent hat gesiegt!»
«Pfff! Das Wicket geht wohl kaum auf dein Konto. Das hier hat mehr mit dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit zu tun. Oder mit dem Theorem der endlos werfenden Affen. Oder mit beiden. Wenn genügend Affen einen Meister lange genug mit Bällen bewerfen, wird er es irgendwann leid, sie über den Platz zu dreschen, und macht einen völlig untypischen Fehler.»
«Das muss anstrengend sein.»
«Was, das Wegdreschen?»
«Nein, dir ständig selbst den Arsch zu küssen.»
Jeffrey lacht, und wir tauschen die Waffen und wechseln die Seiten. Er wirft den Ball von einer Hand in die andere, während ich mich bereitmache.
«Bist du so weit?»
Ich nicke.
Er bowlt den ersten Ball. Zwischen meine Beine. Der Ball kommt scharf und mit viel Spin herein. Ich schwinge den Schläger, aber vergebens. Die Kiste klappert. Natürlich stirbt Jeffrey fast vor Lachen. Ich werfe in gespielter Empörung den Schläger hin und marschiere davon, was Jeffrey nur noch lauter gackern lässt. Er zerrt die Kiste von der Straße. Das Spiel ist vorbei. Ich habe genug.
Wir sitzen auf Jeffreys Hintertreppe und essen Wassermelonenscheiben. Wenigstens die bringe ich hinunter, verschwitzt und durstig, wie ich bin.
Wir versuchen, uns im Melonenkerne-Weitspucken zu übertreffen. Derzeit liege ich mit einem respektablen Vorsprung von etwa einem halben Meter in Führung.
«Mit deinen Ninjatricks hast du gegen meine überragenden Spuckfähigkeiten keine Chance.»
«Schwachsinn. Ich habe einfach nicht die richtigen Kerne. Meine taugen nichts.»
«Der schlechte Spucker schiebt es immer auf die Melone.»
Jeffrey legt sich einen schwarzen Kern auf der Zungenspitze zurecht. Er steht auf und lehnt sich zurück wie ein Speerwerfer. Dann holt er tief Luft, was dazu führt, dass er den Kern tief in den Rachen saugt. Er hustet und spotzt und geht vornübergebeugt in die Hocke. Dann lässt er den Kern in einem rosa Brei aus Spucke über das Treppengeländer tropfen. Ich lache, als er sich wieder hinsetzt.
«Das ist ein blödes Spiel», krächzt er.
«Sieht aus, als hättest du dich entkernt.»
«Charles, was habe ich dir über Wortspiele gesagt?» Jeffrey räuspert sich und wirft seine Melonenschale unter die Veranda. Ich drehe mich um und folge seinem Beispiel genau in dem Moment, als Mrs. Lu mit einem leeren Wäschekorb auftaucht, um die Betttücher von der Leine zu holen. Stirnrunzelnd schaut sie mich an. Jeffrey, der genau weiß, dass sie mich erwischt hat, macht alles noch schlimmer.
«Himmelherrgott, Chuck! Ich hab dir doch schon hundertmal gesagt, dass du nichts unters Haus werfen sollst. Das ist respektlos. Noch dazu vor meiner
Mutter
. Man könnte glauben, du wärst ein
Kommunist
. Geh und heb sie auf!»
Kopfschüttelnd brumme ich vor mich hin. Jeffrey hebt die Augenbrauen und fordert mich mit offenem Mund zu einer Erwiderung heraus. Ich krieche unter die Veranda, um die dreckverschmierten Melonenschalen einzusammeln. Als ich wiederauftauche, lächelt er ein klein wenig, aber nicht zu viel, um sich nicht zu verraten. Wir sitzen schweigend da, während Mrs. Lu die Laken zusammenfaltet und vor sich hin summt. Ich gebe mir Mühe, beide Schalen so zu halten, dass sie sie sehen kann, damit auch Jeffrey in Verdacht gerät, doch ich fürchte, sie hält mich einfach für einen gefräßigen Zweifachtäter.
Schließlich geht sie und nickt mir zufrieden zu, als hätte ich eine wichtige Lektion gelernt. Als sie fort ist, schüttet sich Jeffrey aus vor Lachen.
«Eines Tages bringe ich dich um», sage ich.
Jeffrey zuckt die Achseln. Zurückgelehnt strecken wir uns auf den Treppenstufen aus und sitzen schweigend im Schatten.
«Weißt du, was ich nicht verstehe», sage ich schließlich zu Jeffrey.
«Keine Ahnung: so gut wie alles, was sich in der Geschichte der Menschheit je abgespielt hat?»
«Meerjungfrauen.»
«Meerjungfrauen? Wie meinst du das?»
«Ich meine, warum hält man sie für so verführerisch?»
«Ganz einfach. Weil sie aarrrh machen!»
«Das ist doch kein Grund.»
«Was redest du da? Sei nicht so
ignorant
. Es liegt an ihren Möpsen. Ist doch klar.»
«Klar. Trotzdem sind
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