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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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sie halbe Fische! Missgestalten mit schuppigen Fischschwänzen und Flossen. Allein das verdirbt einem doch den Spaß an den Möpsen.»
    «Was? Natürlich
nicht
, Chuck. Das Leben als Pirat ist ein haarrrtes Brot. Und es ist einsam. Auf offener See muss man nehmen, was man kriegen kann.»
    «Klar, das leuchtet mir ein. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir das Hauptproblem außer Acht lassen, dass Meerjungfrauen nämlich halbe
Fische
sind. Man könnte ihren Unterleib auch zusammen mit Pommes in die Friteuse stecken, und es würde prima schmecken. Von den Möpsen mal abgesehen, würde man doch erschrecken oder sich womöglich sogar ekeln, wenn man wirklich eine zu Gesicht bekäme. Wahrscheinlich würden wir sie für wissenschaftliche Zwecke mit der Harpune aufspießen.»
    Jeffrey schüttelt den Kopf.
    «Falsch, Chuck. Um die Fischhälfte geht es doch gar nicht. Fische kriegen Piraten jeden Tag zu Gesicht. Der Trick ist, sich auf die Möpse zu konzentrieren und die Fischhälfte auszublenden, was kein Problem ist, wenn man genug Rum intus hat. Als Pirat gibt man sich mit den Möpsen zufrieden, hat seinen Spaß daran und beklagt sich nicht über den Rest. Piraten sind nicht wählerisch. Das ist wie mit dem halb vollen oder halb leeren Glas.»
    Ich strecke die Hände aus. «Noch mal. Bei allem Respekt vor deinem Einblick in die Denkweise von Piraten, aber ich bin trotzdem der festen Überzeugung, Sir, dass jeder, der sich auf eine Romanze mit einer Meerjungfrau einlässt, irgendwann an einen Punkt kommt, an dem die bloße
Existenz
ihres komischen Fischleibs zu einem echten Problem wird, unabhängig davon, wie optimistisch oder verzweifelt oder unbekümmert man ist. Verstehst du, was ich meine?»
    «Aber die
Möpse
, Chuck!»
    «Vergiss die Möpse.»
    «Mit einem Pirrraaten kannst du nicht streiten.»
    «Mit einem Idioten auch nicht.»
    «Aahrrr!»
    Ich schüttele den Kopf. Jeffrey lehnt sich zurück und gähnt. Dann kratzt er sich die Brust.
    «Mir ist nach einem eiskalten Bier», sagt er.
    «Warum?»
    «Keine Ahnung. Es sieht immer so erfrischend aus. Männer wie wir und ein eiskaltes Bier.»
    «Aber du hast doch noch nie welches getrunken.»
    «Na und?»
    «Wie kannst du Lust auf etwas haben, das du noch nie probiert hast?»
    «Du hast Eliza Wishart vorher auch noch nie geküsst und wolltest es trotzdem tun.»
    Ich verdrehe die Augen.
    «Das ist ja wohl etwas ganz anderes.»
    «Sag bloß. Ein Bier hat deutlich mehr Vorteile. Wenigstens muss man nicht rumsitzen und mit ihm Händchen halten und ihm Nettigkeiten über seine Haare ins Ohr flüstern.»
    «Jeffrey, du bist wirklich der Gipfel der Dummheit.»
    «Ich bin der Gipfel der Wahrheit, und das weißt du.»
    Grinsend stehe ich auf und wische mir die klebrigen Hände an den Shorts ab.
    «Gehst du heute Abend zum Feuerwerk bei der Miners’ Hall?»
    Mit einem schweren Achselzucken schaut Jeffrey zu Boden.
    «Weiß nicht. Ich glaube nicht. Wahrscheinlich bleiben wir einfach hier. Ich habe gehört, dass sie es um ein paar Stunden vorverlegt haben, also läutet es nicht mal das Neue Jahr ein.»
    «Das habe ich auch gehört. Ich glaube, die Leute wollen nicht, dass die Kinder so lange draußen bleiben. Ich gehe auch nicht hin. Mum wird dort sein, um in der Küche zu helfen, aber ich bleibe wahrscheinlich mit Dad zu Hause.»
    «Wirklich? Aber
Kyrie-eliza
wird doch wohl dort sein?»
    «Weiß ich nicht. Kann sein.» Ich zucke die Achseln.
    «Willst du sie denn nicht sehen? Dann könnt ihr euch unterhaken und die Worte von den Lippen ablesen, euch gegenseitig von eurem Essen abbeißen lassen und beim Feuerwerk rumknutschen, und du kannst ihr was auf der Panflöte vorträllern.»
    «Auf der Panflöte?»
    «Auf der Panflöte, Chuck. Das haben sie wissenschaftlich nachgewiesen. In Paris. Da leben nämlich jede Menge Weicheier wie du. Mädchen werden einfach schwach, wenn man ihnen was auf der Bambusflöte vorträllert. Tatsache. Das liegt an ihrer Fizziologie.»
    «Du bist wirklich ein komischer kleiner Kauz.»
    «Falsch. Ich bin praktisch ein Visionär. Ich bin dermaßen helle, dass ich schon fast leuchte wie eine Glühbirne. Warum gehst du nicht nach Hause und reibst dich mit einem Foto von Eliza ab wie mit einem Stück Seife?»
    «Ehrlich, Jeffrey. Ich fange an, mir ernsthaft Sorgen um dich zu machen. Hast du schon mal an Elektrotherapie gedacht?»
    «Jetzt bin ich aber geschockt, Charles.»
    «Hast du gerade deine eigene Wortspielregel gebrochen?»
    «Nein. Die Regel besagt,

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