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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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geführt hätte, würde ich seine Geschichte nicht eine Sekunde lang anzweifeln und nichts in Frage stellen. Warum sollte es bei Jasper Jones anders sein?
    Unruhig und bleiern hieve ich mich aus der Badewanne. Ich fühle mich nicht viel sauberer als vorher.

    Als ich zögernd in die Küche trete, beäugen mich meine Eltern misstrauisch mit hochgezogenen Augenbrauen. Das ist ihre Art, eine Erklärung zu verlangen, ohne danach zu fragen. Einen kurzen schrecklichen Moment lang befürchte ich, dass sie etwas wissen. Vielleicht hat meine Mutter schon ihr zertrampeltes Gerberabeet inspiziert, die Fingerabdrücke auf den staubigen Glaslamellen meines Fensters bemerkt und mit ihrer untrüglichen Fähigkeit, ohne Beweise korrekte Schlussfolgerungen zu ziehen, sofort vermutet, dass ich die ganze Nacht mit Jasper Jones unterwegs gewesen sein muss, dass ich etwas Schreckliches gesehen und getan habe und in allen möglichen Schwierigkeiten stecke.
    Doch dann klopft mir mein Vater grinsend auf den Rücken.
    «Unser Rip Van Winkle! Aus zwanzigjährigem Schlafe erwacht! Wie schön, dass du dich zu uns gesellst.»
    Ich setze mich und werfe ihm ein schmales Lächeln zu.
    Meine Mutter schenkt mir eine Tasse Pablo-Kaffee ein, mit einem ordentlichen Schuss süßer Kondensmilch. Mit den Händen auf den Knien beugt sie sich zu mir herab.
    «Ich gehe davon aus, dass Ihnen Ihr Aufenthalt in unserem Hotel gefällt, Mr. Bucktin, Sir. Darf ich Sie daran erinnern, dass unser Verwöhnservice pünktlich um zehn Uhr endet. Möchte der Herr vielleicht Eier zum Mittagessen?»
    Dad schnaubt. Meine Mutter ist der sarkastischste Mensch im Universum. Mein Vater nennt es ihren komischen Humor, aber ich glaube, für sie ist es einfach eine Gelegenheit, mir richtig eins überzubraten, ohne unangemessen zu wirken. Am bissigsten ist sie, wenn ihr etwas ganz leicht gegen den Strich geht, was ungefähr vierundzwanzig Stunden am Tag der Fall ist.
    «Nein, danke», lehne ich ab. «Wie spät ist es?»
    «Fast Mittag. Du hast also erst den halben Tag verplempert. Manchen gefällt das ja.»
    Sie steht mit dem Rücken zu mir, trägt ein dünnes, geblümtes Kleid, das ihr in der Hitze am Leib klebt. Sie sieht gut aus heute, das muss ich zugeben. So sieht sie normalerweise nur aus, wenn sie aus der Großstadt zurückkommt, wohin sie in letzter Zeit öfter verschwindet. Ich würde sie gern umarmen und mich von ihr halten lassen, aber das wäre zu auffällig und ungewöhnlich. Trotzdem, ihre Frisur sieht heute wirklich gut aus.
    «Deine Frisur sieht heute wirklich gut aus», sage ich.
    Sie fährt herum und funkelt mich an, als hätte ich gerade den Kaffee auf dem Tisch verschüttet und sie eine Hure genannt.
    «Was hast du gesagt?»
    «Ich habe gesagt, dass deine Frisur gut aussieht.»
    «Oh», sagt sie und runzelt die Stirn, während sie nach einem Hintersinn sucht. Ihre Augen werden schmal. «Was willst du?»
    «Was? Nichts. Ich habe bloß gesagt, dass deine Frisur gut aussieht.»
    «Aber warum sagst du das?»
    «Keine Ahnung. Weil es so ist.»
    Ratlos wende ich mich an meinen Vater. Er nickt und lacht mit dem Rücken zu ihr leise vor sich hin.
    Nach einer kurzen Pause sagt sie: «Na, dann vielen Dank», im gleichen Ton, in dem sie auch «Das kannst du dir schenken» sagen würde.
    Ich zucke die Achseln.
    Dad faltet lächelnd die Zeitung zusammen.
    «Also, mein Junge. Konntest du nicht schlafen oder nur nicht genug davon bekommen?»
    Ich rücke meine Brille zurecht und ziehe die Nase hoch. Es ist nicht leicht, diese Rolle zu spielen
. Charlie Bucktin beim Frühstück: Erste Szene
. Ich fühle mich anders, fühle mich nicht wohl in meiner Haut.
    «Ich hab kein Auge zugetan letzte Nacht. War einfach zu heiß. Ich hab die ganze Zeit gelesen.»
    «Verstehe. Und was hat dich so gepackt?»
    «
Knallkopf Wilson.
Ist richtig gut.»
    «Ah», und schon beugt sich mein Vater vor. «Es ist Jahre her, seit ich das gelesen habe. Wie gefällt es dir?»
    «Na ja, wie ich schon gesagt habe. Es ist richtig gut.»
    Ich schürze die Lippen und hebe die Augenbrauen. Ich will diese Szene nicht zu Ende spielen. Mir wird heiß vom Kaffee. Ich schwitze und klebe an meinem Plastikstuhl fest.
    Trotzdem werde ich das unangenehme Gefühl nicht los, dass ich gleich überführt werde. Ich spüre ein Kribbeln auf den Schultern. Ich rechne damit, dass jeden Augenblick Polizisten in blauen Uniformen ins Haus stürmen und mir von hinten Handschellen anlegen. Die Nachbarn werden an der Straße Spalier

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