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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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Ich schließe daraus, dass das nächste Over das letzte ist. Ich habe keine Ahnung, wie viele Runs wir brauchen. Ich beobachte den Trainer, diesen aufgeblasenen, rotgesichtigen Schweinehund, der mit einer Zigarette zwischen den dicken Wurstfingern an der Auslinie entlangtigert. Ich schaue wieder zu Jeffrey, der auf der Pitch mit seinem Schlagpartner redet und gestikuliert. Ich kann nicht mehr still sitzen. Eliza umklammert wieder meinen Arm, doch diesmal merke ich es kaum. Ich bin ganz auf das Spiel konzentriert.
    Noch sechs Bälle.
    Der Kapitän von Blackburn trifft seine letzten Vorbereitungen. Der Bowler stellt sich an seinen Anlaufpunkt und rennt los. Eliza Wishart hält meine Hand. Das alles ist nicht real. Es ist zu viel.
    Jeffrey hat vor, beim ersten Ball loszulaufen, egal, wohin dieser fliegt. Er sprintet davon, noch bevor der Bowler den Ball loslässt, der davonfliegt und Jeffreys Schlagpartner oben am Bein trifft. Der Bowler von Blackburn ahnt Jeffreys Bewegung. Er macht einen Schritt nach rechts, um sich ihm in den Weg zu stellen, und wirft ihn dabei fast um, was Jeffrey gehörig aus dem Tritt bringt. Er stolpert und stürzt auf die Linie zu, doch zum Glück geht der Unterarmwurf des Feldspielers wunderbar weit an den Stumps vorbei. Jeffrey hat es geschafft. Mit knapper Not.
    Die Zuschauer von Corrigan sind außer sich über diese Unsportlichkeit. Sie brüllen und protestieren am Spielfeldrand nach diesem unfairen Rempler. Ich muss lächeln. Nicht zum ersten Mal in diesem Sommer steht die Welt Kopf. Sie schreien für Jeffrey. Sie passen auf ihn auf, sie sind auf seiner Seite.
    Wie sich herausstellt, kassiert der Bowler vom Schiedsrichter eine strenge Verwarnung, die er achselzuckend hinnimmt, um dann verbissen zu seinem Anlaufpunkt zurückzumarschieren. Die Zuschauer verhöhnen und überhäufen ihn mit Beschimpfungen.
    Der Kapitän von Blackburn verzögert das Spiel noch ein wenig, indem er weitere Änderungen vornimmt. Ein paar Runs werden sich wohl noch holen lassen, aber Boundaries dürften fast ausgeschlossen sein. Jeffrey stellt sich an seinen Markierungspunkt.
    Den nächsten Ball drischt er zwischen die Coverpositionen und holt zwei Runs. Mit größtem Erstaunen vernehme ich echte Aufmunterungsrufe von der Seitenlinie. Von seinen Mannschaftskollegen. Im Chor. Die rabiaten Scheißkerle brüllen «Guter Schuss, Cong!» über das Feld und machen aus einer Beleidigung einen Spitznamen. Jeffreys Brustkorb hebt und senkt sich. Zum ersten Mal dreht er den Kopf in Richtung Pavillon.
    Der Bowler wirft nicht besonders gerade. Deshalb schickt Jeffrey den nächsten Ball mühelos zurück zwischen die Fine-Leg- und Square-Position. Er hat ihn gut platziert und erläuft zwei weitere Runs. Das sorgt für noch mehr Applaus und aufseiten von Blackburn für noch mehr Anspannung und Frustration. Jeffrey wischt sich mit dem Handgelenk den Schweiß ab. Die Menge feuert ihn an. Der Punktestand muss außerordentlich knapp sein. An den Seitenlinien herrscht großes Gedränge. Mit aller Kraft drücke ich Elizas Hand.
    Der nächste Ball ist kurz und schnell. Jeffrey bewegt sich auf ihn zu und holt kräftig aus, trifft ihn aber nicht, als der nach dem Aufkommen hoch wegspringt. Der Wicket Keeper fängt den Ball auf Kopfhöhe. Die Menge stöhnt. Kein Run. Der Ball zählt nicht. Die Leute von Blackburn applaudieren und feuern ihre Spieler an. Sie drängen aufs Spielfeld wie ein heranschleichendes Rudel Wölfe. Der Kapitän rennt zu seinem Bowler und scheint ihm eine sehr deutliche Anweisung zu geben, dann klopft er ihm auf den Hintern und läuft an seinen Platz zurück.
    Der nächste Ball springt noch höher weg, sodass es für Jeffrey fast unmöglich ist, ihn mit dem Holz zu erwischen. Ich zucke zusammen und protestiere wie alle anderen auch. Das ist unfair. Der Schiedsrichter hätte ein Wide anzeigen und uns einen Strafpunkt zugestehen müssen. Die Mannschaft von Blackburn wittert den Sieg und klatscht und brüllt immer lauter. Wieder ein Ball ohne Ergebnis.
    Der nächste Ball ist der letzte. Ich bin mir nicht sicher, wie viele Runs wir brauchen, aber so, wie die Leute sich zusammendrängen, brüllen und klatschen, scheinen wir noch eine Chance auf den Sieg zu haben. Jeffrey steht an der Schlaglinie und schaut über das Feld. Die Auslinie ist jetzt komplett abgedeckt, was nahelegt, dass ein Vierer reichen würde, um das Spiel zu gewinnen. Warwick Trent steht regungslos und mit verschränkten Armen neben dem Trainer. Der Rest

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