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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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Fragen stellen?»
    «Natürlich», sage ich.
    «Also gut. Sind die Spinnen noch am Leben?»
    «Ja, ich fürchte schon.»
    «Und sind sie …?»
    «Giftig? Absolut. Es quillt praktisch aus ihnen heraus. Neongrünes Gift, wie Säure.»
    «O Gott, Charlie. Das hört sich ja wie ein
Albtraum
an!» Eliza reibt sich amüsiert das Kinn, dann hebt sie die Hände. «Also gut. Ich weiß, dass ich jetzt in deinem Ansehen sinken werde, aber ich fürchte, meine Finger müssen sich in Penisse verwandeln.»
    «Das höre ich wirklich nicht gern», sage ich mit einem Grinsen.
    «Ich weiß. Und es ist mir schrecklich peinlich. Sie werden mir sehr fehlen. Ich liebe meine Finger nämlich.» Sie spreizt die Hände und streckt sie aus.
    «Ist schon gut. Ehrlich gesagt habe ich mich auch dafür entschieden.»
    «Wirklich?» Eliza lacht. «Na ja, für dich ist es wahrscheinlich nicht ganz so schlimm. Immerhin bist du ein Junge.»
    «Aber einer mit Penissen an den Händen.»
    «Das stimmt. Wirklich abartig, Charlie. Dann sind wir beide Ausgestoßene. Immerhin haben wir noch uns. Wir werden in die Berge gehen und den Rest unseres Lebens in Abgeschiedenheit verbringen müssen.»
    «Wir könnten zum Zirkus gehen», schlage ich vor.
    Sie schnickt mit den Fingern und beginnt zu strahlen.
    «Das ist perfekt, Charlie! Genau! Wir schließen uns einem Zirkus an. Sofort. Sobald der nächste Zirkus durch Corrigan kommt, verstecken wir uns in einem der Wagen. Wir reisen als Schausteller durch die Welt. Als Gaukler! Vielleicht kann ich mir noch einen Bart wachsen lassen! Du trägst ein cremefarbenes Hemd und marineblaue Hosenträger und ich ein pfirsichfarbenes Trägerkleid und eine gelbe Schleife im Haar. Ach ja, und anständige schwarze Stiefel.»
    «Vielleicht können wir im Winter in New York wohnen. Dann nehmen wir einfach Handschuhe, um unsere Penisfinger zu verstecken», schlage ich mit hochgezogenen Augenbrauen vor.
    «Perfekt!», sagt Eliza und lacht laut auf. Sie hat ein herrliches Lachen. Ein hohes Trällern. Ich bin begeistert. Ich habe es geschafft, sie auf Befehl fröhlich zu stimmen. Sie lehnt den Kopf an meine Schulter. Elektrische Wellen pulsieren durch meinen Körper. Mein Magen zieht sich zusammen. Mir war noch nie im Leben auf angenehmere Weise schwindlig.
    Währenddessen nimmt das Spiel seinen Lauf. Der Ball ist ein wenig älter, und die Spieler verteilen sich für die weiten Bälle über das Feld. Die Stimmung wird angespannter; man kann spüren, dass wir auf ein baldiges Ende zusteuern. Die Zuschauermenge ist am späten Nachmittag noch weiter angewachsen. Eine Reihe Männer schaut mit verschränkten Armen und Bierdosen in der Hand vom Spielfeldrand zu. Sie strecken die Arme aus, um auf bestimmte Feldaufstellungen hinzuweisen oder ihre Expertenmeinung zu irgendwelchen Taktiken kundzutun.
    Ich kann das frisch angezündete Holzfeuer für das anschließende Grillfest riechen. Beim Klubhaus lassen sich Kinder den steilen Hang hinabrollen, andere zeigen ihre Weihnachtsgeschenke herum. Jeffrey sitzt immer noch dort, wo er während des gesamten Innings gesessen hat.
    Ich löchere Eliza mit weiteren hypothetischen Fragen und will wissen, ob sie lieber für den Rest ihres Lebens in der gleichen Unterwäsche herumlaufen oder einmal pro Woche einem Frosch den Kopf abbeißen würde. Erstaunlicherweise entscheidet sie sich für den Frosch. Ich könne das nicht verstehen, weil ich ein Ferkel sei, meint sie. Ich frage, ob sie lieber keine Arme oder keine Beine hätte. Gewitzt entscheidet sie sich dafür, keine Arme zu haben, und hebt damit die Notwendigkeit auf, mit Penissen anstelle von Fingern herumzulaufen. Damit scheint sie sehr zufrieden zu sein, bis ich sie darauf aufmerksam mache, dass sie nun keine Hände mehr hat, mit denen sie den kleinen Frosch hochheben kann, um ihm wie versprochen den Kopf abzubeißen. Dann werde es ihr ergehen wie beim Würstchenschnappen, erkläre ich ihr, nur dass sie es mit einem Würstchen zu tun hat, das hüpfen kann. Sie will wissen, ob ich den Frosch für sie festhalten würde, damit sie ihn ordentlich enthaupten kann. Und ich antworte, dass ich das normalerweise gern tun würde, die Regeln es aber in diesem Fall verbieten. Eliza lacht und erklärt, dass sie mich hasst.
    Dann bricht das Unglück über die Mannschaft von Corrigan herein. Wir verlieren in zwei Overs vier Wickets durch einen geschickten Leg Spinner, dessen angeschnittene Bälle beim Aufkommen scharf wegspringen. Ich kann es kaum fassen. Die

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