Wer hat Angst vorm bösen Mann?
mutwillig mit zahllosen unnötigen medizinischen Untersuchungen und Behandlungen schikaniert. «Mrs. Hayden-Johnson ist keine Frau, die einen Widerspruch duldet», klagte ein Arzt. «Sobald man Zweifel an den Krankheiten ihres Sohnes äußerte, verwies sie in aggressiver Form auf ihre Ausbildung als Krankenschwester und drohte mit Klagen.» Auch ihren Pflegejob hatte sie sich durch gefälschte Unterlagen erschlichen.
Ihr Ehemann wurde ebenfalls verhaftet, aber wieder freigelassen, nachdem er glaubhaft machen konnte, dass er von all diesen Vorgängen keine Ahnung hatte. Die Eltern trennten sich, nachdem das Truggebilde aufgeflogen war.
Für die jahrelange Vierundzwanzig-Stunden-Folter ihres Kindes, aber auch für betrugsmäßige Erschleichung von Hunderttausenden von Pfund wurde Lisa Hayden-Johnson 2010 zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Im Prozess kam kein Wort des Bedauerns oder der Entschuldigung über ihre Lippen.
Zwei Jahre nach Beendigung der Torturen glaubte Sean immer noch, dass er ernsthaft krank war.
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7 . Pseudologia phantastica
Der Mann, der Al Capone betrügen wollte
Egoistische Verführer können gutgläubigen Menschen unendliches Leid zufügen. Aber es gibt auch die burleske Seite der verführerischen Macht: dann, wenn uns Menschen mit einem untrüglichen Gespür für unsere Schwächen bei unserer eigenen Eitelkeit packen und uns demonstrieren, wie leicht unser einfach gestricktes Vertrauenssystem auszuhebeln ist.
Eines Tages stellte sich in Chicago dem Supergangster und Mafiaboss Al Capone ein Mann namens Victor Lustig vor. Er sagte, er plane einen großen Betrug an der Wall Street, bei dem jeder, der ihm Geld überlasse, dieses in sechzig Tagen verdoppeln könne. Capone gab ihm 50 000 Dollar und sagte, dass er in der angegebenen Frist mit 100 000 Scheinen zurückkommen solle, ansonsten sei er ein toter Mann. Al Capone hatte noch nie daran zweifeln lassen, dass solche Drohungen ihre bittere Erfüllung finden würden. Dummerweise hatte Lustig nicht die Spur eines Planes für einen solchen Betrug.
Victor Lustig, geboren 1890 , war ein böhmischer Hochstapler mit hohem Sympathiewert: Er maskierte sich als «Graf» mit Monokel und suchte sich nur Opfer, die Geldverluste verschmerzen konnten und ihr Vermögen oft selbst auf unredliche Weise verdient hatten. Er beherrschte mehrere Sprachen fließend.
Einem Exmillionär, der finanziell etwas klamm war, verkaufte er für 25 000 Dollar eine Kiste, die angeblich 100 -Dollar-Noten drucken konnte. Es dauere allerdings sechs Stunden, erklärte Lustig, bis der erste Hunderter herauskomme. Das trat auch ein, nachdem der Möchtegern-Geldsack die Maschine angeworfen hatte. Nach weiteren sechs Stunden erschien noch ein zweiter Schein. Dann war der Vorrat der Maschine erschöpft – inzwischen war Lustig mit achtzehn Stunden Vorsprung über alle Berge. Als der Mann den Betrug entdeckte, verzichtete er aus Scham darauf, zur Polizei zu gehen.
Einer jungen Schauspielerin machte Victor Lustig klar, dass er ein erfolgreicher Broadway-Produzent sei, worauf sie sich von ihm auf Partys mitnehmen ließ. Dort imponierte er einem Millionär, der auch Broadway-Star werden wollte, mit der schönen Bekannten. Er könne die Theaterkarriere klarmachen, sagte Lustig, aber er brauche erst mal einen Vorschuss. Er ließ sich 34 000 Dollar geben und verschwand auf Nimmerwiedersehen.
Einem Banker verkaufte er einen Stapel Regierungsanleihen für 50 000 Dollar – in Wirklichkeit wertlose Papiere mit je einem echten Dokument oberhalb und unterhalb des Stapels. Er verflüchtigte sich, aber ein Detektiv spürte ihn auf. Victor Lustig machte dem wütenden Finanzmann jedoch klar, dass sein Ruf hinüber sei, wenn die Geschichte herauskommen würde. Der düpierte Banker verzichtete nicht nur auf die Rückforderung des Geldes, sondern zahlte Lustig sogar noch 1000 Dollar für die erlittenen Unannehmlichkeiten.
Der Böhme hörte dann, dass die französische Regierung plane, den Eiffelturm aus Kostengründen zu verschrotten. Das Monument hatte damals nicht die Bedeutung wie heute – es war eigentlich nur für die Weltausstellung gebaut worden und befand sich in einem bedauernswerten Zustand, sodass die Nachricht über einen geplanten Abriss einigermaßen plausibel erschien. Lustig gab sich als stellvertretender Direktor des Post- und Telegrafenministeriums aus und schrieb gefälschte Briefe an Schrotthändler, fragte nach, ob
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