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Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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»Ach ja, die mollige Kassiererin bei Oddchen Briggen, die diese kleine, aber absolut entscheidende Auskunft liefern konnte, durch die wir im Grunde den ganzen Fall gelöst haben. Wie hieß sie noch gleich?«
    Pech, daß sie einen so hoffnungslosen Namen hatte. Sie schaute wieder in ihre Zeitschrift, auf das Foto von Claudia Schiffer. Aus dem Büro hörte sie die Stimmen der beiden, ein geheimnisvolles Murmeln.
    »Wie viele Jahre«, fragte Jacob Skarre und zog sein Notizbuch aus der Tasche, »haben Sie Halldis Horn Lebensmittel gebracht?«
    Briggen knöpfte seinen rot-grünen Nylonkittel auf, ehe er antwortete. »Sicher sind das so an die acht Jahre. Früher hat Thorvald alles geholt, was sie brauchten. Den habe ich auch gekannt. Sie haben schon immer hier gewohnt.«
    Der Kaufmann war irgendwo zwischen fünfzig und sechzig, groß und rund, mit frischer brauner Haut und roten Wangen. Dichten, kurzgeschorenen Haaren und Pony. Seine Augen waren braun, sein Mund saß auf der einen Seite ein wenig schief. Er hatte kurze Arme und kurze Beine und kleine Hände mit molligen Fingern, die er energisch ineinander verschränkte. Ein wenig hektisch vielleicht, eifrig wie ein Kind bestrebt, in diesem erschütternden Fall etwas beitragen zu können. Seine Fingernägel hatte er fast ganz heruntergenagt, nur ein kleiner Rest war oberhalb der Nagelhaut zu sehen.
    »Was hat sie gekauft?« fragte Skarre.
    »Nur das Allernötigste. Milch und Butter und Kaffee. Papierwaren und Eier. Sie hat sich nicht viel gegönnt. Dabei hätte sie sich das durchaus leisten können, wirklich. Sie hatte Geld auf dem Sparbuch. Und, wie sie selber sagte, nicht gerade wenig. Jetzt wird wohl ihre Schwester alles erben. Die Schwester in Hammerfest. Helga Mai.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, daß sie einige Ersparnisse hatte?«
    »Ja, hat sie. Sie war stolz darauf.«
    »Können auch andere davon gewußt haben?«
    »Davon gehe ich aus.«
    Skarre dachte, wenn das Gerücht, daß jemand Geld hat, erst einmal aufgekommen ist, dann flitzt es herum wie eine Eidechse durch heißen Sand. Die Tatsache, daß das Geld auf der Sparkasse liegt, geht in dem Begehren, es an sich zu reißen, unter. Am Ende nimmt das Gerücht unwirkliche Dimensionen an. Halldis hat Geld, Halldis schwimmt im Geld! Und vielleicht hat sie das Geld unter dem Bett versteckt. Machen das nicht fast alle alten Leute? Sie hatte es nicht für gefährlich gehalten, sich dem Kaufmann anzuvertrauen, den sie so gut kannte. Ein kleines, geheimnisvolles Lächeln, eine leise Anspielung. Und damit war es heraus. Vielleicht gegenüber einem anderen festen Kunden. Ach, weißt du, Halldis steht nicht gerade im Hemd da. Vielleicht war diese Bemerkung schon damals gefallen, als ihr Mann gestorben war und die Leute im Dorf sich Sorgen um sie machten. Viele konnten es gehört haben. Und Briggen hatte es auf jeden Fall gewußt.
    »Sie wissen doch«, sagte Briggen, »daß die beiden keine Kinder hatten. Deshalb haben sie ziemlich viel auf die hohe Kante gelegt, und Luxus war ihnen nicht weiter wichtig. Thorvald hat wie ein Kind an seinem Traktor herumgebastelt. Geschmiert und geölt und geputzt und gerieben. Gott weiß, was die eigentlich mit dem Geld vorhatten. Falls es wirklich so viel war, wie sie angedeutet hat.«
    Skarre notierte: »Halldis Horns Konto überprüfen.«
    »Und ihre Schwester? In Hammerfest?«
    »Die lebt gut, mit Mann und Kindern und Enkeln.«
    »Wenn Halldis also Geld hatte, dann kommen die in den Genuß?«
    »Möchte ich meinen. Thorvald hatte keine Verwandtschaft, nur einen Bruder, der aber längst tot ist. Einiges von dem Geld hatten sie von diesem Bruder geerbt.«
    »Sie sind also einmal die Woche zu ihr gefahren?«
    »Nein, sie hat mich bestellt, und manchmal ließ sie eine Woche ausfallen. In der Regel bin ich aber donnerstags
    hingefahren.«
    »Wann waren Sie zuletzt bei ihr?«
    »Am Mittwoch.«
    »Wie viele Angestellte haben Sie hier im Laden?«
    »Nur Johnna. Die Kassiererin.«
    »Sonst niemanden?«
    »Im Moment nicht.«
    »Sie hatten also noch mehr Leute?«
    »Vor langer Zeit. Einen jungen Mann. Aber der war bald wieder verschwunden.«
    »Hat er Halldis gekannt?«
    Briggen verflocht immer wieder seine Finger miteinander. »Naja, ich glaube schon. Er war einige Male dabei, wenn ich sie beliefert habe, aber besonders schien ihn das nicht zu interessieren.« Er klang eindeutig verlegen und abweisend, als er das sagte.
    »Ich muß um den Namen dieses Jungen bitten.«
    Briggen schien den Namen

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