Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Hat Pia vorher davon erfahren?“
Raoul erinnerte sich an das erste Treffen mit Pia. „Nein, sie hat geglaubt, sie würde den Kater bekommen.“
„Ach ja, sie hat sich um Crystals Katze gekümmert.“ Dakota sah noch immer fassungslos aus. „Wieso hat Crystal sie nicht gewarnt? Man kann doch nicht einfach jemandem potenzielle Kinder vererben und das nicht mal andeuten. Oder vielleicht wusste Crystal, dass Pia in Panik geraten würde, und wollte es sich nicht ausreden lassen.“ Dakota schaute ihn an. „Ist sie okay?“
„Geht so. Sie ist überrascht, dass Crystal sie ausgewählt hat.“
„Ehrlich? Ich nicht. Sie mag vielleicht nicht die offensichtliche Wahl sein, aber es ergibt Sinn. Sie wird das Richtige tun.“ Dakota lachte. „Nachdem sie sich ausgetobt hat. Wow – Pia bekommt Crystals Babys.“
„Noch hat sie sich nicht entschieden.“
Dakota warf ihm einen Blick zu. „Glaubst du wirklich, dass sie diese Babys im Stich lassen wird?“
Raoul schüttelte den Kopf. Er konnte es sich nicht vorstellen,aber er hatte sich auch früher schon getäuscht.
Langsam ließ er sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. „Du und Crystal und Pia, ihr seid alle hier aufgewachsen?“
„Oh ja. Crystal war ein paar Jahre älter, aber sie war einer von diesen wirklich netten Menschen, die die Welt retten wollen. Nach der Schule hat sie in der Bücherei gearbeitet. Sie war immer da, um bei Schulprojekten mitzuhelfen.“ Dakota verzog das Gesicht. „Ich fasse es nicht, dass ich schon so alt bin, dass ich mich daran erinnere, wie es ohne Internet war.“
„Du bist siebenundzwanzig.“
„Also uralt.“ Sie lachte. „Pia war eine Stufe über mir und meinen Schwestern, aber wir kannten sie. Oder zumindest wussten wir, wer sie war.“ Ihre Augen funkelten humorvoll. „Pia war eins dieser richtig beliebten Mädchen. Hübsch, tolle Klamotten. Sie ist immer mit Jungs ausgegangen, auf die alle Mädchen scharf waren.“
Das Lächeln schwand. „Dann starb ihr Vater, und ihre Mutter zog weg. Auf einmal war für Pia alles anders. Damals hätte ich geschworen, dass sie nach New York oder Los Angeles gehen würde. Stattdessen ist sie hiergeblieben.“
Was bedeutete, dass irgendetwas mit ihr passiert war.
„Ich nehme an, sie gehört einfach hierher“, murmelte Dakota.
„Du bist ja auch zurückgekommen“, meinte er. „Der Ort scheint eine Art magische Anziehungskraft zu besitzen.“
„Du hast recht“, erwiderte sie jetzt wieder ganz munter. „Also nimm dich in Acht, Raoul. Wenn du zu lange bleibst, wirst du niemals mehr von hier entkommen können.“
„Ich werd’s mir merken.“
Insgeheim suchte er jedoch schon seit Längerem einen Platz, den er Zuhause nennen konnte. Einen Ort, an dem er sich richtig wohlfühlte.
Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hatte er alles gewollt – eine Frau und eine Familie. Jetzt war er sich da nicht mehr sosicher. Damals, als er Caro geheiratet hatte, hätte er geschworen, alles über sie zu wissen. Dass nichts, was sie tat, ihn jemals überraschen würde.
Da hatte er sich getäuscht, und als er herausgefunden hatte, was sie getan hatte, war etwas in ihm zerbrochen. Pia hatte gefragt, ob er glaubte, dass Menschen sich ändern können. Er glaubte es, denn er hatte es wieder und wieder erlebt. Aber Vertrauen, das einmal zerstört worden war, war etwas anderes. Selbst wenn es einem gelang, es auf einer gewissen Basis wiederherzustellen, war es doch niemals mehr dasselbe. Irgendwie blieb immer ein Bruch.
4. KAPITEL
E iner der Vorteile ihres Jobs war, dass Pia, obwohl bei der Stadt angestellt, sich nicht um die wirklich langweiligen Dinge zu kümmern brauchte. Na gut, einmal im Jahr musste sie ihr Budget präsentieren und jeden ausgegebenen Cent belegen. Aber das konnte man mit einem guten Tabellenkalkulationsprogramm leicht bewerkstelligen. Was die Sitzungen des Stadtrates anging, da war sie nur Besucherin, kein Stammgast.
Daher war sie erstaunt gewesen, als die Bürgermeisterin angerufen und sie gebeten hatte, an einer Sondersitzung teilzunehmen. Ein bisschen Nervosität machte sich in ihr breit, als sie sich an den langen Konferenztisch setzte.
„Was ist los?“, fragte sie Charity, die Stadtplanerin. „Marsha klang gar nicht so ruhig wie sonst.“
„Ich bin mir nicht sicher“, gab Charity zu. „Ich weiß, dass sie über den Brand in der Schule sprechen will.“
Das ergab Sinn, aber warum musste Pia dann an der Sitzung teilnehmen?
„Wie geht es dir?“,
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