Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
schere mich keinen Deut um Kinder oder den Weltfrieden.“
Es entstand eine lange Pause. Pia hörte, wie Colleen am anderen Ende der Leitung den Rauch ihrer Zigarette ausblies.
„Schaff mir das Material in fünfzehn Minuten her, dann mache ich es. Ansonsten kannst du es vergessen.“
„Danke, Colleen“, erwiderte Pia und rannte schon zum Faxgerät im zweiten Stock.
Achtzehn Sekunden, bevor die Frist ablief, hatte sie die Daten übermittelt. Nachdem sie den Text und die Liste mit den benötigten Dingen gefaxt hatte, ging Pia zurück in die Sitzung, nur um festzustellen, dass die anderen nicht ganz so fleißig gewesen waren wie sie.
„Charity, hast du schon mal Raouls Hintern gesehen?“, fragte Gladys hoffnungsvoll. „Kannst du einen Vergleich ziehen?“
Pia ließ sich auf ihren Stuhl fallen. „Ja, Charity. Du solltest Raoul bitten, dir eine Privatvorführung zu geben, und ich wäre gern dabei, wenn du das tust.“
Charity verdrehte die Augen. „Ich hab seinen Hintern nicht gesehen, ich werde ihn auch nicht bitten, ihn mir zu zeigen. Was mich angeht, habe ich Josh, der ist die Perfektion in Person, da gibt es nichts Besseres.“
„Du bist ja auch seine Frau“, grummelte Gladys. „Das musst du ja sagen.“
Marsha stand auf. „Sich darüber auszutauschen, welcher unserer Sportstars attraktiver ist, mag ja unterhaltsam sein, aberwir haben noch ein paar andere Dinge zu diskutieren. Pia, hat das mit den Anzeigen geklappt?“
„Ja. Colleen veröffentlicht das Datum, die Liste und alle Kontaktinformationen morgen und am Freitag auf einer ganzseitigen Anzeige. Ich setze die Telefonkette heute Abend in Gang. Am Samstag stellen wir dann Tische auf für diejenigen, die Kuchen oder was auch immer verkaufen wollen. So, wie wir es halt immer machen.“
Marsha reichte ihr einen Zettel. „Hier sind die örtlichen Geschäfte, die für Getränke und Snacks sorgen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie die Sachen vor acht Uhr am Samstag liefern müssen.“ Sie schaute in die Runde. „Ich bitte diejenigen von euch, die eine persönliche Beziehung zu Petrus haben, für uns ein gutes Wort wegen des Wetters einzulegen. Warme und sonnige Aussichten für Samstag wären hervorragend.“
Gladys sah geschockt aus, doch die anderen lachten.
Marsha setzte sich wieder. „Es gibt noch einen Punkt, über den ich sprechen wollte. Ich hatte gehofft, es würde nicht zum Problem werden, aber so viel Glück haben wir wohl nicht. Mir ist schon bewusst, dass die Sache, verglichen mit dem Brand, der unsere Schule zerstört hat, klein und unbedeutend erscheinen mag. Trotzdem betrifft es die Stadt, und wir müssen darauf vorbereitet sein.“
Pia blickte zu Charity, die nur mit den Schultern zuckte. Offenbar hatte Marsha auch mit ihrer Enkelin nicht über dieses mysteriöse Thema gesprochen.
„Ein paar von euch erinnern sich sicherlich an Tiffany Hatcher“, fuhr Marsha fort. „Das war die Studentin, die im Frühjahr hier in Fool’s Gold war. Ihr Fachgebiet ist Anthropogeografie, also die Geografie des Menschen in der Kulturlandschaft. Da wird untersucht, warum Menschen in bestimmten Gebieten ansässig werden, warum sie umziehen und so weiter.“
Pia erinnerte sich vage an eine kleine, hübsche junge Frau, die sehr an Josh interessiert gewesen war. Da er jedoch nur Augen für Charity gehabt hatte, war aus ihrem Flirt nichts geworden.
„Ich habe vorsichtig versucht, sie davon abzuhalten, über unsere Stadt zu schreiben, leider ohne Erfolg“, erklärte Marsha. „Ihre Arbeit wird jetzt veröffentlicht. Sie hat mich angerufen, um mir zu sagen, dass ein Kapitel sich mit Fool’s Gold beschäftigt. Und der Schwerpunkt liegt auf dem andauernden Männermangel hier in der Stadt. Sie hat Auszüge aus dem Kapitel an diverse Medien verschickt und hat damit, wie sie mir glücklich berichtet hat, einiges Interesse erregt.“
„Nein“, erklärte Chief Barns entschieden. „Ich will hier keinen Haufen von Presseleuten haben, die mir meine Stadt versauen und überall dort parken, wo sie nicht parken sollen. Gibt es auf der Welt nicht genügend wichtigere Nachrichten? Müssen sie ausgerechnet uns ihre Aufmerksamkeit schenken?“
Damit sprach sie Pia aus der Seele. Aber sie hatte das ungute Gefühl, dass eine Stadt mit einem eklatanten Männermangel genau die Art von Story war, die viel Aufmerksamkeit erregen könnte.
„Ich vermute mal, dass es nichts nützt, wenn wir der Presse mitteilen, dass wir sie hier nicht haben wollen, oder?“,
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