Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Zwei- oder Dreifache des angegebenen Preises zu zahlen. Die Spendenkästen quollen über, genau wie die Tische, und immer mehr Leute erschienen im Park.
Pia ging von Bereich zu Bereich, erkundigte sich nach ihren freiwilligen Helfern, nur um festzustellen, dass sie nicht gebraucht wurde. Das Ganze lief so reibungslos, dass sie schon fast nervös wurde.
An einem kleinen Essensstand kaufte sie sich einen Hotdog und ein Wasser und meinte dann zu dem Jungen, der sie bediente, er könne das Wechselgeld behalten.
„Das sagen alle“, meinte er grinsend und stopfte die Scheine in eine große Kaffeedose, die offensichtlich schon gut gefüllt war. „Wir haben die schon zweimal ausleeren müssen.“
„Fantastisch“, meinte Pia und schlenderte zu einer der Bänke, um sich einen Augenblick zu setzen.
Sie war erschöpft, aber es war ein gutes Gefühl. In diesem Moment, an diesem sonnigen Tag, inmitten all der Menschen ihrer Nachbarschaft, fühlte sie sich richtig gut. Als wenn alles in Ordnung kommen würde. Sicher, die Schule war abgebrannt, aber die Einwohner der Stadt hatten zusammengehalten, und die Ordnung war wiederhergestellt. Ordnung war für Pia immer etwas Gutes gewesen.
Drei Jungs kamen den Weg entlanggelaufen. Ein schmächtiger, rothaariger Junge bildete die Nachhut. Er ließ sich nebenPia auf die Bank plumpsen und grinste.
„Da hinten gibt es Limonade umsonst“, sagte er und deutete auf die gegenüberliegende Parkseite.
„Lass mich raten. Du hast dir schon ein paar Gläser geschnappt.“
„Woher weißt du das?“
„Das erkenne ich an dem glücklichen Funkeln in deinen Augen. Ich bin übrigens Pia.“
„Ich heiße Peter.“ Er zog die Nase kraus. „Ich gehe in die Schule, die abgebrannt ist. Die machen das alles hier, damit wir wieder Unterricht bekommen können.“
Pia unterdrückte ein Lächeln. „Du meinst, du könntest deine Zeit auch anders verbringen?“
„Ach, na ja, irgendwie mag ich Schule auch.“
Peter sah aus, als wäre er neun oder zehn. Er hatte Sommersprossen und große braune Augen. Er war dünn, aber sein breites Lächeln war ansteckend.
„Was würdest du denn lieber machen als zur Schule zu gehen?“, fragte sie.
Ein Schatten huschte kurz über sein Gesicht. „Ich spiele gern Baseball.“
„Und? Spielst du in der Kinderliga?“
Er schüttelte den Kopf. „Mein Pflegevater sagt, das ist zu teuer und kostet zu viel Zeit.“
Das klang nicht gut. „Magst du denn noch andere Sportarten?“
„Ich gucke gern Football. Sie machen diese lustigen Sachen mit ihren Händen. Ich versuch immer ganz genau zuzuschauen, was sie machen, aber man kann es so schwer sehen.“
„Du weißt, dass sie sich das ausdenken, oder?“, erzählte sie ihm. „Es gibt kein richtig oder falsch.“
Er riss die Augen auf. „Ehrlich?“
„Ja. Komm.“ Sie stellte ihr Wasser auf den Boden und warf das Hotdog-Papier und die Serviette in einen Mülleimer, bevor sie sich wieder an Peter wandte. „Wir denken uns jetzt was aus.Ich mach eine Bewegung und dann du.“
Sie ballte die rechte Hand zur Faust. Er machte es ihr nach. Sie schlugen die Fäuste leicht aufeinander, erst Pias oben, dann Peters, bevor sie sie gegeneinanderstießen, gefolgt von einem offenen Handschlag und einem Schlag mit den Handrücken. Peter fügte ein Zwei-Finger-Wackeln hinzu, und Pia endete mit einem doppelten Klatschen.
„Super!“ Peter stand vor ihr. „Jetzt machen wir es richtig schnell.“
Zweimal absolvierten sie die Sequenz, ohne einen Fehler zu machen.
„Du bist gut“, lobte Pia ihn.
„Du auch.“ Er schaute den Weg entlang und sah seine Freunde. „Ich muss weiter.“
„Okay. Viel Spaß noch. Und trink nicht mehr so viel Limonade.“
Er lachte und rannte davon.
Pia nahm ihr Wasser und beschloss, dass es Zeit war, wieder an die Arbeit zu gehen. Als sie nach ihren Unterlagen griff, sah sie Jo über die Wiese in Richtung Auktionsplatz gehen.
Ihr erster Gedanke war, hinter ihrer Freundin herzulaufen, um sie nach Jake zu fragen. Ob er sie vermisste? Hatte er sich eingelebt? Dann erinnerte sie sich daran, wie der Kater auf Jos Schoß gelegen und angefangen hatte zu schnurren, und das schon zehn Minuten nachdem er in Jos Haus angekommen war. Natürlich ging es ihm gut.
Sie drehte sich um und prallte gegen jemanden, der groß, breit und kräftig war. Wasser schwappte aus dem Pappbecher und tropfte am Hemd des Mannes herab.
Pia stöhnte und hob den Blick. Raoul betrachtete sie mit amüsiertem
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