Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Sorte?“
Pia zuckte die Schultern. „Es gibt eine Art, die man normalerweise heilen kann. Die hatte sie leider nicht. Vor einigen Wochen ist sie gestorben. Ich habe ihren Kater gehütet. Ich dachte, dass ich den behalten würde. Wir haben eine Beziehung zueinander. Oder so was Ähnliches. Bei Katzen ist das schwer zu sagen.“
„Die bleiben lieber für sich.“
Die Art, wie er das sagte, ließ Pia aufblicken und ihn anfunkeln. „Machen Sie sich über mich lustig?“
„Nein.“
Sie sah, dass seine Mundwinkel zuckten. „Legen Sie sich nicht mit mir an“, riet sie ihm. „Oder ich fange an, über meine Gefühle zu reden.“
„Alles, bloß das nicht.“
Sie ging zu ihrem Schreibtisch zurück und sank auf den Stuhl. „Sie hat mir nicht den Kater hinterlassen, sondern die Embryonen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht hat. Babys. Gütiger Gott – jede außer mir. Und ich kann das nicht einfach ignorieren. Kann diese Embryonen nicht ignorieren. Das hat die Anwältin angedeutet. Eine Weile kann ich es mir noch überlegen, weil die Gebühren fürs Tiefkühlen für drei Jahre bezahlt sind.“ Sie schaute ihn an. „Vielleicht sollte ich hingehen und sie mir anschauen.“
„Es sind Embryonen. Was gibt es da zu sehen?“
„Keine Ahnung. Irgendwas. Können sie sie nicht unter ein Mikroskop packen? Vielleicht würde ich es begreifen, wenn ich sie sehen könnte.“ Sie starrte ihn an, als wüsste er die Antwort. „Warum hat sie geglaubt, ich könnte ihre Kinder aufziehen?“
„Es tut mir leid, Pia. Das weiß ich nicht.“
Er sah aus, als würde er sich extrem unwohl fühlen. Sein Blick wanderte immer wieder zur Tür. Die Realität holte Pia wieder ein, und ein Gefühl der Beschämung überkam sie.
„Entschuldigung“, murmelte sie und stand auf. „Wir machen einen neuen Termin aus. Ich beruhige mich, und beim nächsten Mal bin ich wieder ich selbst. Lassen Sie mich in meinen Kalender schauen, und dann rufe ich Sie an.“
Raoul griff nach der Türklinke, hielt aber noch einmal inne. „Sind Sie sicher, dass Sie jetzt zurechtkommen?“
Nein, sie war sich nicht sicher. Sie war sich über gar nichts mehr sicher. Aber das war nicht Raouls Problem.
Also versuchte sie sich an einem Lächeln. „Mir geht es gut. Ehrlich, Sie sollten gehen. Ich rufe ein paar Freundinnen an, damit sie mich beruhigen.“
„Okay.“ Er zögerte. „Sie haben meine Telefonnummer?“
„Mhm.“ Sicher war sie da nicht, aber sie war entschlossen, ihn gehen zu lassen, solange sie noch einen Rest Selbstachtung übrig hatte. „Wenn Sie mich das nächste Mal sehen, werde ich die Professionalität in Person sein. Ich schwöre.“
„Danke. Passen Sie auf sich auf.“
„Mach ich. Bis bald.“
Er ging.
Als die Tür ins Schloss fiel, sank Pia auf ihren Stuhl zurück. Langsam legte sie die Arme auf den Schreibtisch und ließ den Kopf darauffallen. Es fiel ihr schwer, aber sie bemühte sich, möglichst gleichmäßig zu atmen.
Crystal hatte ihr die Embryonen vermacht, und Pias Gedanken kreisten eigentlich nur um zwei grundlegende Fragen. Warum? Und was, zum Teufel, sollte sie jetzt tun?Kurz vor zwei kam Raoul in der Ronan-Grundschule an und parkte neben dem Spielplatz. Es überraschte ihn nicht sonderlich, dass sein Ferrari der einzige auf dem Parkplatz war. Na und, dachte er. Er mochte nun mal seine Spielzeuge.
Gerade als er aus dem Auto steigen wollte, klingelte sein Handy. Er schaute auf die Uhr – er hatte noch ein paar Minuten Zeit, ehe er drinnen erwartet wurde. Nachdem er die Telefonnummer auf dem Display erkannt hatte, drückte er die Taste mit dem grünen Hörer und musste grinsen.
„Hallo, Trainer.“
„Hallo“, erwiderte Hawk, sein ehemaliger Highschool-Footballcoach. „Nicole hat schon eine Weile nichts mehr von dir gehört, deshalb rufe ich an, um zu fragen, wieso.“
Raoul lachte. „Ich habe letzte Woche mit deiner bezaubernden Frau telefoniert, deshalb weiß ich, dass du aus einem anderen Grund anrufst.“
„Erwischt. Ich wollte mich nach dir erkundigen. Sicherstellen, dass du dein Leben wieder in den Griff bekommst und nach vorn schaust.“
Das ist typisch Hawk, dachte Raoul sowohl frustriert als auch anerkennend. Er kam direkt zum Punkt und bohrte in der Wunde.
„Dir ist ziemlich viel Übles passiert“, fuhr der ältere Mann fort. „Schwelge jetzt nicht in Selbstmitleid!“
„Ich schwelge nicht. Ich bin beschäftigt.“
„Du grübelst zu viel. Ich
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