Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
bereit?“
„Ich …“ Pia schluckte. „Ich hab sie mir vor zwei Tagen einsetzen lassen. Es waren drei Embryonen. Sie haben das Auftauen alle überlebt, was wohl nicht immer der Fall ist. In zwei Wochen wissen wir dann, ob sie angewachsen sind oder wie auch immer man das nennt.“
Marsha sah sie einen Moment lang sprachlos an, doch dann umarmte sie Pia. „Wie schön für dich. Wie wunderbar, so etwas zu tun. Ich bin stolz auf dich.“
Die Worte vermittelten Pia ein gutes Gefühl. „Im Grundestehe ich immer noch unter Schock“, gab sie zu. „Das fühlt sich für mich alles so unwirklich an.“
„Es braucht Zeit.“
„Ich habe ja neun Monate.“ Eine Zahl, mit der sie eigentlich auch noch nicht so richtig etwas anfangen konnte. Die Tatsachen über eine Schwangerschaft zu kennen, war etwas ganz anderes, als wenn man es dann tatsächlich selbst erlebte. „Ich vermute, dass mein Körper schon dabei ist, sich zu verändern, aber ich fühle mich gar nicht anders.“
„Das kommt schon noch. Vor allem, wenn du Drillinge bekommst.“
Pia zuckte zusammen. „Sag das nicht. Ich kann es noch nicht mal fassen, dass ich ein Baby bekommen soll, geschweige denn drei. Ich werde diese Babys ganz allein zur Welt bringen.“
Marsha drückte ihre Hand. „Wir sind alle für dich da, Pia. Das weißt du, oder?“
Sie nickte. „Trotzdem ist das alles surreal. Ich frage mich immer wieder, warum hat Crystal ausgerechnet mich ausgewählt?“
„Weil sie dich geliebt und dir vertraut hat.“
„Vermutlich.“
Die Bürgermeisterin lächelte. „Ich habe eine persönliche Bitte.“
„Ja?“
„Kannst du bitte Jungs bekommen?“
Pia lachte. „Das ist doch schon festgelegt. Tut mir leid. Da hättest du vorher mit Crystal reden müssen.“
„Ich hasse es, zu spät zu sein.“ Marsha drehte sich wieder zur Bühne, wo ein paar Jungs gerade zweidimensionale Pappbäume aufbauten. „Du meine Güte, was kommt denn jetzt?“
Raoul ging durch das Hauptgebäude des Camps. Nicht einmal einen Monat war es her, seit die letzten Feriencamper nach Hause gefahren waren und das Reinigungskommando angefangen hatte, alles winterfest zu machen. Jetzt tummelten sichmehrere Hundert Kinder in den verschiedenen Räumen, hängten Bilder an die Wände und vertrieben die Stille mit ihrem Lachen.
Noch immer hatte Raoul die Vorstellung von einem Ganzjahrescamp nicht aufgegeben, doch bis er das realisieren konnte, war es das Richtige, die Einrichtung als Übergangslösung für die Grundschule zu nutzen.
Bei der Sitzung, in der es um das Thema Reparatur und Neubau der abgebrannten Schule gegangen war, waren eher niederschmetternde Ergebnisse herausgekommen. Der Schaden war erheblich, die zur Verfügung stehenden Mittel dagegen begrenzt. Realistisch gesehen konnte die neue Grundschule erst in zwei Jahren fertig sein. Was bedeutete, dass seine eigenen Pläne zumindest so lange auf Eis lagen. Seine größte Sorge war, wie er Dakota Hendrix als Mitarbeiterin so lange behalten konnte. Sie war klug und äußerst fähig. Er nahm an, dass sie regelmäßig von Headhuntern angerufen wurde. Das Einzige, was er ihr bieten konnte, waren ein gutes Gehalt, die Nähe zu ihrer Familie und die Leitung des Sommercamps. Außerdem das Versprechen, dass sie, sobald sie das Camp wieder für sich hatten, die Leitung des neuen Programms übernehmen könnte.
Die Direktorin hatte Dakota gebeten, einige Stunden in der Woche für die Schule zu arbeiten. Sie bot psychologische Beratung an und stellte die Verbindung zwischen Schule und Camp dar. Bisher hatte es keine Probleme gegeben, und auch wenn Raoul keine erwartete, war er der Meinung, dass es immer besser war, auf alles vorbereitet zu sein.
Er schaute auf die große Uhr an der Wand. Es war kurz vor zwölf. Noch herrschte Ruhe auf den Fluren, doch in ungefähr zwei Minuten würde das Klingeln ertönen, und die Kinder würden aus den Klassen in die Cafeteria stürmen.
Er wusste das, weil er sich fast jeden Tag hier aufhielt. Irgendwie hatte es sich ergeben, dass er regelmäßig mit einer Gruppe von Kindern während der Mittagspause Ball spielte.Es störte ihn nicht sonderlich – im Gegenteil –, aber er war sehr darum bemüht, nicht einem einzigen Kind zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. In der Gruppe waren sie großartig, aber er wollte nicht, dass eins von ihnen eine zu enge Bindung an ihn knüpfte.
Er war ja willig, sich auf sie einzulassen – bis zu einem gewissen Grad. Aber ein wenig Distanz war besser.
Als
Weitere Kostenlose Bücher