Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
hatte, noch ein letztes Mal wilden Sex zu haben, hatte die Nacht mit Raoul dazu geführt, dass sie sich nach mehr sehnte.
Doch selbst wenn er nicht ausdrücklich klargemacht hätte, dass dies hier nur eine Beziehung auf Zeit war, hätte sie ihn nicht darum bitten können, die Nacht zu wiederholen. Nicht, wenn die Embryonen am seidenen Faden hingen … oder woran auch immer sie hingen. Vielleicht konnte sie in ein paar Wochen noch einmal darüber nachdenken, im Bett herumzutollen, wenn die Ärztin ihr versichert hatte, dass alles normal war. Aber bis dahin würde sie sich lediglich rein mütterlichen Gedanken hingeben.
„Es könnte sein, dass ich mich heute zum letzten Mal für eine längere Zeit mit chinesischem Essen verwöhnen lassen kann“, meinte sie und schob eine Portion Reis auf ihre Gabel. „Ich habe eins von diesen Schwangerschaftsbüchern gelesen, und darin steht, dass man darauf achten soll, nicht allzu viel Salz zu sich zu nehmen. Außerdem muss ich Alkohol, Koffein, nicht verschreibungspflichtige Medikamente und – in sechs oder sieben Monaten – meine Knöchel aufgeben. Babys fordern wirklich ganz schön viel von einem.“
Raoul grinste. „Steht in den Büchern nicht auch, sie seien es wert?“
„Sicher, aber es ist viel einfacher, das zu schreiben, als es zu leben. Und das kommt ja auch erst später. Im Moment befindeich mich im ersten Monat meiner Schwangerschaft. Wenn ich denn überhaupt schwanger bin.“
„Irgendwelche Symptome?“
„Nur die Stimmen.“
Er lachte.
Sie nahm sich eine Frühlingsrolle. „Nein, nichts. Sie schreiben, dass manche Frauen es sofort wissen, wenn sie empfangen haben, aber ich vermute, so sensibel bin ich nicht. Was wahrscheinlich auch ganz gut ist. Ich fürchte, ich mache mich vor lauter Sorgen ohnehin schon verrückt.“
Sie schaute sich in dem bescheidenen Haus um. Die Küche war mit den neuesten Geräten ausgestattet, aber ansonsten verriet nichts von der Einrichtung, dass hier ein berühmter Sportstar wohnte.
„Was hattest du in Dallas für ein Haus?“, wollte sie wissen.
„Ein großes.“
„Zwei Schlafzimmer? Fünf?“
„Drei Stockwerke und ein paar Zimmer, die ich nie gesehen habe.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es war mehr ein Anlageobjekt.“
Sie versuchte sich zu erinnern, was sie sonst noch über Raoul gelesen hatte. „Hast du nicht auch eine Zeit lang in Los Angeles gelebt?“
Er nickte. „Ungefähr ein Jahr, nachdem ich geheiratet hatte. Als wir uns getrennt haben, bin ich zurück nach Dallas gegangen, wurde aber nie richtig heimisch. Dann habe ich mit dem Sport aufgehört, und jetzt bin ich hier.“
Pia fragte sich, was es mit der ehemaligen Mrs Moreno auf sich hatte, traute sich aber nicht zu fragen. Ihrer Einschätzung nach war Raoul erschreckenderweise nahezu perfekt. Warum sollte eine Frau ihn gehen lassen?
Vielleicht war es ja nicht ihre Entscheidung gewesen. Vielleicht hatte er sie sitzen lassen.
„Willst du dir hier in der Stadt ein Haus kaufen?“, fragte sie.
„Ich habe mich schon mal umgeschaut“, gab er zu. „Aber esbesteht kein Grund zur Eile. Dies hier ist im Moment völlig ausreichend.“
„Du hast es von Josh gemietet, oder?“
Raoul nickte grinsend. „Er scheint große Teile der Stadt zu besitzen.“
„Ja, er hat sich eine Reihe von Immobilien angeschafft. Irgendwie musste er ja all seine Preisgelder anlegen.“ Sie neigte den Kopf. „Ist es hart, dass ihr beiden euch das Rampenlicht hier teilen müsst? Ich meine, mit eurem großen Ego und so?“
Raoul zog eine Augenbraue hoch. „Du hast mein Ego gesehen – sag du es mir?“
„Sehr witzig. Ich vermute, wenn jemand Probleme damit hat, dann eher Josh. Er war jahrelang der Lieblingssohn der Stadt. Aber ich glaube nicht, dass er der Typ ist, den es stört, wenn du mehr Aufmerksamkeit bekommst.“
„Du magst Josh.“ So, wie er es sagte, klang es eher nach einer Feststellung als nach einer Frage.
„Sicher. Ich kenne ihn schon fast mein ganzes Leben lang. Er war auf der Highschool ein paar Jahre über mir. Was meinst du, wer alles in ihn verknallt war.“
„Seid ihr zwei je …“
Pia schaute ihn an und tat so, als wäre sie verwirrt. „Sind wir zwei was? “
„Wart ihr mal zusammen?“
„Oh“, meinte sie und versuchte, so zu tun, als hätte sie ihn erst jetzt verstanden. „Du meinst, ob ich je sein Ego gesehen habe?“
Raoul starrte sie schweigend an. Gern hätte Pia geglaubt, dass sein Interesse ein wichtiger Hinweis darauf war,
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