Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Angst davor, dass sie es doch geschafft hatten.
Raoul legte einen Arm um sie, Pia lehnte sich an ihn und hielt sich an ihm fest.
Das Display veränderte sich, und sie sah ein einziges Wort.
Schwanger.
Das war nicht misszuverstehen.
Ihr wurde eiskalt, doch schon im nächsten Moment schien ihr Körper von innen her zu glühen. Ihr Magen verkrampfte sich, und ihr wurde ganz schlecht. Die Realität näherte sich so drohend wie ein gewaltiger Sturm, doch noch immer konnte sie es nicht begreifen. Schwanger. Sie war schwanger.
„Du hast es geschafft!“, rief Raoul, umschlang ihre Taille und wirbelte Pia herum. „Du wirst bald eine Mom sein!“
Er klang begeistert, während sie selbst das Gefühl hatte, gleich in Ohnmacht zu fallen. Ihr war schon ganz schwindelig.
Mutter? Sie? „Ich kann das nicht“, flüsterte sie.
Raoul stellte sie wieder auf die Füße. „Natürlich kannst du. Das ist wundervoll, Pia. Die Embryonen haben es geschafft. Das sind doch tolle Neuigkeiten.“
Vom Verstand her stimmte sie ihm zu. Das war es, was Crystal gewollt hatte. Aber vom Gefühl her geriet sie in immer größere Panik, dass sie es vermasseln würde.
„Ich muss mich setzen“, meinte sie, ging zu einem Küchenstuhl und ließ sich darauffallen. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich darauf, ruhig zu atmen.
Schwanger. Jetzt, in diesem Augenblick, wuchsen Babys in ihr heran. Babys, die sie zur Welt bringen musste, die zu richtigen Kindern heranwachsen würden, dann zu richtigen Menschen. Babys, die sich auf sie verlassen würden und erwarteten, dass Pia sich um sie kümmerte.
Raoul zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber. Er nahm ihre Hände in seine. „Was ist los?“
„Ich glaube, ich kann das nicht. Ich kann keine Kinder bekommen. Ich weiß nicht, wie.“
„Machen sie nicht alles ganz allein?“
„Das Wachsen vielleicht, aber was passiert dann? Sie werden Erwartungen haben. Ich bin noch nicht bereit für all das.“
Er beugte sich zu ihr. „Du hast achteinhalb Monate Zeit, und ich helfe dir.“
„Du bist mein Schwangerschaftsgehilfe.“ Sie entzog ihm ihre Hände und stand auf. „Versteh mich nicht falsch – ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen. Aber ich habe weniger Sorge wegen der Schwangerschaftszeit selbst als wegen all dem, was danach kommt. Ich muss Sachen kaufen, habe aber keine Ahnung, was. Da muss es doch bestimmt irgendwo eine Liste geben, oder? Vielleicht im Internet?“
Auch Raoul kam hoch. „Ich bin sicher, dass man dort etwas findet.“
„Und ich muss umziehen. Diese Wohnung ist zu klein. Ich brauche ein Haus.“ Sie verdiente genügend Geld, aber es war kein Vermögen. Konnte sie sich überhaupt ein Haus leisten? „Dann ist da die Sache mit dem College. Ich sollte anfangen zu sparen, aber ich weiß nicht, wie man das Geld am besten anlegt. Ich verstehe nichts vom Aktienmarkt.“
Er kam näher und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Eins nach dem anderen“, meinte er. „Entspann dich. Atme. Ich helfe dir bei all diesen Dingen. Wir finden bestimmt einschönes Haus für dich, und ich kann dir auch einen guten Anlageberater empfehlen. Es wird sich alles finden, Pia. Ich verspreche es.“
Sie nickte, weil es das war, was von ihr erwartet wurde. Sicher, Raoul würde ihr helfen, und das war auch toll. Aber wenn die Babys auf der Welt waren, hatte sich sein Job als Schwangerschaftsgehilfe erledigt. Er würde gehen, und sie wäre auf sich gestellt. Mit Drillingen.
„Das macht Spaß“, sagte Jenny, während sie den Stab über Pias Bauch gleiten ließ. „Normalerweise führen wir so früh in der Schwangerschaft noch keine Ultraschalluntersuchungen durch.“ Ihr Blick war auf den Monitor gerichtet. „Sie wissen sicherlich, dass wir nichts Genaues erkennen können. Es geht nur darum zu prüfen, ob die Embryonen sich sozusagen eingenistet haben.“
„Ich weiß“, flüsterte Pia und klammerte sich mit aller Kraft an Raouls Hand. Unter normalen Umständen würde sie sich Sorgen machen, ob sie ihm damit wehtat, aber er war ein tougher Footballspieler. Sie war überzeugt davon, dass er das wegstecken konnte.
Außerdem hatte er von sich aus angeboten, mit zur Ärztin zu kommen. Wenn ihm hier irgendetwas zu schaffen machte, musste er allein damit fertigwerden.
Nicht einmal achtundvierzig Stunden hatte sie Zeit gehabt, um sich mit dem Gedanken, schwanger zu sein, anzufreunden. Bisher kam es ihr jedoch noch immer völlig irreal vor. Sie schwankte die ganze
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