Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
aber ich habe auch nicht so genau hingeschaut. Das Ganze lässt mich sowieso schon fast völlig ausflippen.“
„Sie sind real“, sagte er langsam. „Bisher waren die Babys nur eine Vorstellung, aber sie werden wirklich zur Welt kommen. Du bekommst Drillinge.“
Sie nickte und wünschte, die Leute würden aufhören, das zu sagen. Sie brauchte diesen zusätzlichen Druck wirklich nicht. Sie beäugte Raoul ein wenig genauer. Auf seiner Miene zeichnete sich irgendetwas Merkwürdiges ab. Er wirkte auf einmal total angespannt.
Jetzt sagt er mir gleich, dass er das doch nicht durchziehen kann, dachte sie. Dass es doch mehr ist, als er gedacht hat. Sie konnte es ihm ja nicht einmal verübeln. Sie konnte es ja selbst noch immer nicht fassen. Doch für sie gab es kein Zurück. Die Babys waren in ihrem Körper und machten ihr Ding.
Obwohl sie ihn einerseits gern angefleht hätte, sie nicht zu verlassen, wusste sie andererseits, dass das nicht fair wäre. Raoul war schon mehr als großzügig gewesen. Das Richtige, das Ehrenhafte wäre, ihn gehen zu lassen. Mit ihrem Segen.
„Ist schon in Ordnung“, meinte sie. „Ich verstehe das. Ich befinde mich auf einem Weg, der mir selbst unheimlich ist. Ich kann mir kaum vorstellen, wie du dich dabei fühlen musst. Du warst großartig, und ich danke für alles. Bitte fühle dich nicht verpflichtet, noch mehr zu tun.“
Er zog die Stirn in Falten. „Wovon redest du?“
„Ich entlasse dich. Du brauchst nicht länger mein Schwangerschaftsgehilfe zu sein.“
„Warum willst du das denn tun?“
„Du siehst aus, als wolltest du kneifen. Ich habe volles Verständnis dafür.“
Er kam um den Wagen herum und blieb vor ihr stehen. Trotz ihrer hohen Absätze überragte er sie noch immer. Er war so nah, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anschauen zu können.
„Ich laufe nicht davon“, erklärte er. „Aber in einer Beziehung hast du recht. Ich möchte auch nicht länger dein Schwangerschaftsgehilfe sein.“
Pia hoffte, dass ihre Enttäuschung nicht allzu offensichtlich war. Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, dass sie die Schwangerschaft jetzt allein durchstehen musste. Sobald sie nach Hause kam, konnte sie sich in Selbstmitleid suhlen und einen kleinen Nervenzusammenbruch bekommen. Aber zunächst einmal würde sie sich beherrschen. „Ich verstehe das.“
Er nahm wieder ihre Hand. Irgendwie machte er das ständig. Das Problem war, dass es ihr gefiel – viel zu sehr. Und jetzt würde sie nicht nur das Händchenhalten verlieren, sondern auch alles andere, was mit ihm zu tun hatte.
„Nein“, sagte er. „Das tust du nicht, Pia. Ich will mehr. Ich möchte dich heiraten.“
11. KAPITEL
R aoul hatte gar nicht vorgehabt, Pia einen Heiratsantrag zu machen, war allerdings auch nicht völlig überrascht darüber. Er hatte in letzter Zeit viel an sie gedacht, an die Babys, die sie in sich trug, an ihre Zukunft. Er bewunderte und respektierte sie. Trotz all ihrer Ängste und Sorgen war Pia mutig vorangeschritten und hatte die Sache mit den Babys Schritt für Schritt in Angriff genommen. Sein Wunsch zu helfen basierte letztlich auf dem, was er von Hawk gelernt hatte – man übernahm Verantwortung, stand jemandem zur Seite und versuchte, etwas positiv zu verändern.
Auch Keith hatte etwas mit seiner Entscheidung zu tun. Raoul hatte nicht aufhören können, an ihn zu denken. Der Mann war gestorben, weil er für sein Land gekämpft hatte. Er wäre sicherlich davon ausgegangen, dass Crystal die gemeinsamen Kinder bekommen würde. Er war vermutlich in dem festen Glauben gestorben, dass seine Familie weiter bestehen würde. Dank Pia würde sie das auch. Aber es war nicht richtig, dass sie das alles allein schultern musste.
Pia starrte ihn mit großen Augen und offenem Mund an. Sie versuchte, etwas zu sagen, schluckte und meinte dann heiser: „Entschuldige? Was?“
„Ich möchte dich heiraten.“
Sie schüttelte leicht den Kopf, so als wäre sie nicht ganz sicher, richtig gehört zu haben. Sie sah geschockt und ein wenig benommen aus. Raoul fragte sich, ob er sie ins Auto bugsieren sollte, damit sie sitzen konnte. Sie löste das Problem, indem sie die Tür selbst öffnete und sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.
Er ging herum zur Fahrerseite und stieg ein, bevor er sich zu Pia herumdrehte.
„Ich meine es ernst, Pia. Heirate mich.“
„Warum?“
Eine vernünftige Frage, fand er. „Ich bewundere, was du tust. Die meisten Menschen hätten die Flucht
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