Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Zeit zwischen Schock und Panik. Keins dieser Gefühle war sonderlich angenehm.
Sie hatte versucht, ein bisschen in den Schwangerschaftsbüchern zu lesen, die sie sich gekauft hatte, doch das hatte alles noch viel schlimmer gemacht. Zu lesen, dass es statistisch gesehen ziemlich wahrscheinlich war, dass sie zum Ende der Schwangerschaft Hämorrhoiden bekam, war nicht unbedingt die Art von Information, an der sie gerade interessiert war.
„Okay“, sagte Jenny fröhlich. „Ich hole mal die Ärztin.“
Pia wartete, bis die Helferin das Zimmer verlassen hatte, und wandte sich dann an Raoul. „War das abgesprochen? Ist es richtig, dass sie Dr. Galloway holt?“
Er beugte sich zu ihr und strich ihr das Haar mit seiner freien Hand aus dem Gesicht. „Es ist alles in Ordnung. Sie hat vorhin schon, bevor sie angefangen hat, erwähnt, dass sie die Ärztin holen würde. Das ist alles Routine, Pia. Du machst das großartig.“
Hatten alle werdenden Mütter das Gefühl, von der Last der Verantwortung erdrückt zu werden? Denn bei allem, was geschah, ging es nicht nur um sie – es ging auch um Crystal und Keith.
„Ich möchte, dass es ihnen gut geht. Den Babys. Ich hasse es, dieses ständige Angstgefühl.“
„Du musst dich entspannen. Atme ganz ruhig weiter.“
Sie bemühte sich. Zum Glück kam Dr. Galloway kurz darauf und stand am Bildschirm, während Jenny den Stab bewegte.
„Da sind sie“, sagte die Ärztin und deutete auf den Monitor. „Wir haben drei Embryos.“ Sie lächelte. „Wie schön für Sie, Pia. Alle drei sind da, wo sie sein sollen.“
Pia starrte auf den Bildschirm und versuchte zu erkennen, worauf die Ärztin deutete. Für sie sah das alles ziemlich verschwommen aus, aber das war letztlich unerheblich. Es war ausreichend zu wissen, dass im Moment alles so verlief, wie es sollte.
Obwohl, genau genommen genügte im Grunde schon die Vorstellung von Drillingen, um jeden an den Rand der Verzweiflung zu bringen. Noch vor zwei Monaten hatte sie einen Kater gehabt, der sie überhaupt nicht gemocht hatte. Jetzt wuchsen in ihr Drillinge heran.
Dr. Galloway wischte ihr den Bauch ab. „Sie können sich anziehen, Pia. Wir treffen uns dann noch einmal in meinem Büro und besprechen, wie es weitergeht.“
Pia nickte.
Raoul half ihr, sich aufzusetzen, und wartete, als sie sich hinstellte.
„Ich bin bei dir“, sagte er aufmunternd.
Sie nickte, weil sie das Gefühl hatte, kein Wort herausbringen zu können.
Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, ging sie hinaus in den Flur. Raoul wartete dort, nahm ihre Hand und ging mit ihr zum Büro der Ärztin.
Pia trat als Erste ins Zimmer und versuchte, Dr. Galloway anzulächeln.
„Die Reise hat begonnen“, sagte die ältere Frau. „Ich bin sehr stolz auf Sie, Pia. Nicht viele Menschen würden das tun, was Sie gerade machen.“
Wahrscheinlich, weil sie noch bei Verstand sind, dachte Pia, als sie sich setzte und Raoul neben ihr Platz nahm.
„Was passiert jetzt?“, fragte er.
„Eine ganze Menge“, antwortete Dr. Galloway und zog Papiere und Broschüren heraus. „Eine Mehrlingsgeburt bringt viele Freuden, aber auch ein paar Herausforderungen mit sich. Wir wissen es ja jetzt schon sehr früh und können entsprechende Vorkehrungen treffen. Pia, Sie müssen unbedingt auf gutes Essen und viel Schlaf achten. Sie sind gesund, und ich erwarte keine Probleme, aber wir müssen trotzdem ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen.“
Sie reichte ihr die Papiere. „In einem Monat möchte ich Sie wiedersehen. Ich werde Sie ein wenig häufiger untersuchen, als es bei Frauen üblich ist, die nur ein Baby erwarten. In der Zwischenzeit sollten Sie sich all das, was ich markiert habe, durchlesen. Wenn Sie Fragen haben, können Sie jederzeit anrufen. Es wird alles gut.“
Pia überlegte, ob sie darauf hinweisen sollte, dass die Ärztin das doch gar nicht wissen konnte, aber warum sollte sie das Offensichtliche aussprechen. Kurz darauf verabschiedeten Raoul und sie sich, und irgendwie gelangten sie auf den Parkplatz. Pia wusste es, weil sie nämlich plötzlich neben Raoulsschnittigem rotem Wagen standen. Sie starrte Raoul über das flache Dach hinweg an und sah, dass er genauso aufgewühlt aussah, wie sie sich fühlte.
„Also bin ich nicht die Einzige, die hier in Panik gerät“, meinte sie. „Da fühl ich mich doch gleich besser.“
„Ich habe dir etwas vorgemacht“, gab er zu und fluchte dann leise. „Drillinge. Hast du sie auf dem Monitor gesehen?“
„Nein,
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