Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Ring war unglaublich. Wunderschön funkelnd und groß genug, um sie nervös zu machen.
„Die beiden Diamantringe sind die Eheringe“, sagte er. „Wenn sie dir nicht gefallen, können wir auch etwas anderes aussuchen.“
„Sie sind fantastisch. Alles ist umwerfend, aber das ist doch zu viel.“ Sie schaute ihn an. „Ich hätte mich auch über einen schlichten Goldreif gefreut.“
„Willst du damit sagen, dass du nichts mit Diamanten am Hut hast?“
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Ring zu. „Bisher war es so, ja.“
„Dann müssen wir das jetzt wohl ändern.“
Er nahm den Verlobungsring und schob ihn auf Pias Ringfinger. Er passte genau. Fassungslos starrte Pia auf die Diamanten, die an ihrem Finger glitzerten.
„Danke“, sagte sie leise.
„Gern geschehen.“
Er schlang beide Arme um sie und zog sie an sich. Pia schloss die Augen und redete sich ein, dass alles gut werden würde. Dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Liebe wäre nett gewesen, aber war es nicht besser, diesen albernen Traum zu begraben und stattdessen sicherzustellen, dass Crystals Babys ihr Leben lang umsorgt wurden? War es nicht das, was ihre Freundin gewollt hätte?
13. KAPITEL
R aoul verbrachte eine schlaflose Nacht. Nicht, weil Peter ein Problem darstellte, sondern weil er immer wieder aufstand, um nach dem Jungen zu sehen. Der jedoch schlief tief und fest.
Sie wachten beide beim Klingeln von Raouls Wecker auf und hatten einen geschäftigen Morgen, um sich fertig zu machen. Der Plastikärmel, den man ihnen im Krankenhaus mitgegeben hatte, schützte den Gips, während Peter duschte. Anschließend schaffte er es, sich allein anzuziehen – nur die Schuhe hatte Raoul ihm noch zubinden müssen –, und kam dann aufgeregt und strahlend mit noch feuchten Haaren in die Küche gestürmt.
„Was gibt’s zum Frühstück?“, fragte er.
„Waffeln.“
Peter riss seine grünen Augen auf. „Du weißt, wie man Waffeln macht?“
Raoul zeigte ihm das Waffeleisen, das er vor ein paar Monaten im Kaufhaus erstanden hatte, nachdem er eine Verkaufspräsentation gesehen hatte.
„Das ist ja echt cool!“, staunte Peter.
Er stellte sich neben Raoul und sah zu, wie dieser den Teig fertig durchrührte.
„Hier ist der Becher, den wir brauchen“, erklärte Raoul und zeigte auf einen Plastikbecher mit einer großen Ausgusstülle. „Du kannst ihn mal bis zu dieser Linie hier vollmachen.“
„Ich darf das machen?“
„Sicher.“
Peter hatte sich den linken Unterarm gebrochen, war aber zum Glück Rechtshänder.
Vorsichtig schöpfte der Junge mit dem Becher Teig aus der Schüssel, bis er die richtige Menge abgemessen hatte. Raoul hob den Deckel des Waffeleisens.
„So, jetzt kannst du den Teig in die Mitte gießen. Es ist schon heiß, daher wird er sich von allein verteilen.“
Peter befolgte Raouls Instruktionen und schaute zu, wie der Teig auseinanderfloss. „Es ist gar nicht alles ausgefüllt.“
„Ich weiß, aber jetzt kommt der beste Teil.“
Raoul klappte den Deckel zu, verschloss die beiden Griffe miteinander und wirbelte das Eisen dann herum, bis es auf dem Kopf stand.
„Wow!“ Fasziniert starrte Peter ihn an. „Das ist ja klasse.“
„Willst du die zweite Waffel machen?“
„Klar.“
Raoul beobachtete ihn, froh, dass der Junge ausgeruht wirkte und keine Schmerzen mehr zu haben schien. Es machte Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Peter war intelligent und neugierig. Der Gedanke, dass seine Pflegeeltern ihn womöglich nicht gut behandelten, rief in Raoul den Wunsch hervor, sie umgehend zu finden – oder zumindest den Vater – und ihm eine gehörige Tracht Prügel zu verabreichen.
Geht nicht, ermahnte er sich. Er musste darauf vertrauen, dass die Sozialarbeiter ihren Job machten. Aber vorsichtshalber würde er mit Dakota sprechen, welche Schritte man unternehmen konnte, um sicherzustellen, dass Peter gut untergebracht war.
Doch als er ins Büro kam, nachdem er Peter ins Camp gefahren hatte, war Dakota nicht da. Da sie schon am Vortag früher gegangen war, kontrollierte Raoul den Anrufbeantworter, um zu hören, ob sie sich vielleicht krankgemeldet hatte, doch es gab keine Nachricht von ihr.
Gegen zehn machte er sich langsam wirklich Sorgen und überlegte, wen er fragen könnte. Gerade als er nach dem Telefon greifen wollte, um Pia anzurufen, kam Dakota herein.
Sie sah schrecklich aus. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen rot und geschwollen. Sie wirkte unendlich traurig und verlassen, so als
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